
Partnerschaft Biscarrosse
Madrigalchor Forchheim: Wie ein Lied Franzosen und Deutschen zusammenführte
Im Jahr der 50-jährigen Partnerschaft erinnert sich Otto Wicht als ehemaliger Chorleiter an die über dreißigjährige Freundschaft zwischen dem Chorale Cantelandes in Biscarrosse und dem Madrigalchor Forchheim:
Anfang September 1976 besiegelten Bürgermeister Roger Ducom und Landrat Otto Ammon durch ihre Unterschrift die Partnerschaft zwischen Biscarrosse am Atlantik und dem Landkreis Forchheim. Dies erfolgte im Rahmen einer großen Feier im Hof des Landratsamtes. Der Madrigalchor der VHS Forchheim war eingeladen worden, bei der Gestaltung mitzuwirken. Das letzte Lied sangen wir in der Originalsprache Französisch. Es trägt den Titel "Pavane" und ist ein vierstimmiger kleiner Chorsatz. Das Wort "Pavane" ist der Name für eine spezielle Tanzform, wie etwa "Walzer" oder "Polka", und bezeichnet einen Schreittanz, der im 16. Jahrhundert in Mode war.
Madrigalchor Forchheim erhielt eine Einladung nach Biscarrosse
Als der offizielle Teil der Feier beendet war, kam ein Herr aus der französischen Delegation, begleitet von einem Dolmetscher, freundlich lächelnd auf mich zu. Er stellte sich vor: "Ich bin Bernard Charpentier, ich habe in Biscarrosse auch einen Chor. Die Pavane, die ich gerade von Ihnen gehört habe, kenne ich sehr gut. Wir singen sie gerne, aber das Tempo nehmen wir etwas langsamer. Ich lade den Madrigalchor ein, im nächsten Jahr zu uns nach Biscarrosse zu kommen und ein Chortreffen zu veranstalten." Er gab mir seine Anschrift und wir verabschiedeten uns.
Als ich in der nächsten Probe von der Einladung berichtete, fand ich freudige Zustimmung. Horst und Renate Weber waren bereit, die brieflichen Kontakte und die Organisation zu übernehmen. Schließlich kam man überein, dieses Treffen Anfang September 1977 durchzuführen.
Im September 1977 folgte die erste Fahrt an den Atlantik
Ein Jahr später, am 2. September 1977: Die geplante Ankunftszeit in Biscarrosse war längst vorbei. Wir fuhren durch nicht enden wollende Pinienwälder. Im Bus wurde es immer ruhiger. War es die Müdigkeit, war es die bange Ungewissheit? Endlich war das Ziel erreicht, der Treffpunkt in Biscarrosse gefunden.
Der Chor Cantelandes hatte alles für unseren Empfang vorbereitet. Sämtliche Chormitglieder waren anwesend und warteten gespannt. Singend und musizierend, Reinhold mit dem Akkordeon, Horst mit Gitarre und Eberhard Trompete blasend stiegen wir aus dem Bus.
Im Mittelpunkt der Begegnungen stand immer das Chorsingen und die Konzerte
Sogleich begann ein freundliches Begrüßen, Umarmen und erste Verständigungsversuche. Eine freudige Stimmung lag in der Luft. Nach kurzen Begrüßungsreden wurde es spannend. Die Gastfamilien wurden mit ihren Gästen zusammengeführt.
Die Unterbringung in Familien hatte den Vorteil, dass wir die französische Lebensweise intensiv kennenlernen konnten und dabei echte Freundschaften entstanden. Dieses Prinzip wurde bei allen folgenden Begegnungen der beiden Chöre beibehalten.
Im Mittelpunkt stand natürlich immer das Chorsingen und die Konzerte, wobei uns das gemeinsame Singen besonders wichtig war. Jedes Konzert hatte einen Teil, in dem alle Sänger zusammen auf der Bühne standen. Lieder und auch umfangreichere Werke wurden von den Chorleitern ausgewählt, zu Hause erarbeitet, gemeinsam vor Ort geprobt und dann aufgeführt. Es waren fast 100 Musikstücke, die wir bei unseren 20 Treffen im Programm hatten. Die Pavane war immer dabei, auch bei unseren zahlreichen Ausflügen, wie etwa in der Ruine der Abtei La Sauve-Majeure.
Auch am Grab des französischen Freunde sang der Chor die Pavane
Drei Tage vor unserer letzten Fahrt 2005 – Biscarrosse war uns längst zur Heimat geworden – war Bernard Charpentier verstorben. Wir standen an seinem Grab und sangen gemeinsam mit Cantelandes die Pavane. Sie war sein Lied. Er hat sie stets mit Hingabe dirigiert.
Die Pavane, eine kleine Melodie mit nur acht Tönen im Stimmumfang und einer schlichten homophonen Begleitung, ergreift in ihrer Schlichtheit Sänger und Zuhörer. Sie hat uns zusammengeführt und Fremde zu Freunden werden lassen."
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