
Partnerschaftsjubiläum
50 Jahre: Wer hält die Freundschaft zwischen Biscarrosse und Forchheim am Leben?
Die deutsch-französische Partnerschaft zwischen dem Landkreis Forchheim und der Stadt Biscarrosse in Südwestfrankreich an der Atlantikküste, 80 Kilometer südlich von Bordeaux, blickt auf eine 50-jährige Geschichte zurück. Die festlichen Geburtstage werden am Wochenende des Pfingstfestes in Biscarrosse und am Wochenende des deutschen Nationalfeiertags Anfang Oktober im Landkreis Forchheim gefeiert.
Die Entstehung der Partnerschaft geht auf eine eher zufällige Begegnung zurück. Die Leiter des Tourismusbüros, Monsieur Boé und Madame Rapp, waren 1973 in Franken unterwegs, zehn Jahre nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags, um nach einer Partnerstadt zu suchen.
Im Forchheimer Kellerwald wurde das Eis gebrochen
"Nach einem Halt in Schwabach gelangten sie nach Forchheim, ohne zu wissen, dass die Stadt Forchheim bereits eine Partnerschaft mit dem Pariser Vorort Le Perreux unterhielt", schreibt Reinhard Heydenreich in einer Pressemitteilung des Partnerschaftskomitees. "Durch Zufall gerieten sie ins Landratsamt und nicht ins Rathaus. Dort wurden sie von Regierungsdirektor Heinrich Söllner, dem zufällig anwesenden Kreisrat Alfred Hintzen und dem Leiter des Kreisjugendrings, Horst Knaute, spontan zu einem ersten Gespräch auf die Forchheimer Keller eingeladen."
Das Eis war gebrochen, die Partnerschaft wurde besiegelt und 1974 fuhr ein Omnibus zur ersten Partnerschaftsbegegnung – unter anderem mit der damals 18-jährigen Barbara Deutsch, geborene Dittrich – in das 1450 Kilometer entfernte Biscarrosse.
Die offiziellen Unterschriften wurden 1975 vom damaligen Landrat Otto Ammon und von Biscarrosse‘ Bürgermeister Roger Ducom unter die Gründungsurkunde der Partnerschaft gesetzt.
Heute wird die Einwohnerzahl von Biscarrosse in den Sommermonaten durch Touristen verzehnfacht
Seit dieser Zeit wurden die Verbindungen auf politischer und persönlicher Ebene von den Landräten Otto Ammon, Reinhardt Glauber und Hermann Ulm und von den Bürgermeistern der Stadt Biscarrosse, Roger Ducom, Pierre Junca, Alain Dudon und Hélène Larrezet intensiv und engagiert gepflegt.
Die Bedeutung des Tourismus ist in Biscarrosse in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen. Heute schätzt man, dass sich die Einwohnerzahl von rund 13.000 Bewohnern in den Sommermonaten durch Touristen verzehnfacht.
Viele musikalische Begegnungen zwischen Biscarrosse und dem Landkreis Forchheim
Ein wesentlicher Aspekt dieser Partnerschaft sei die Öffnung für die breite Bevölkerung: Musikalische Begegnungen des Madrigalchors unter Leitung von Otto Wicht, mit dem Chorale Cantelandes unter Leitung von Bernard Charpentier, der Big-Band des Herder-Gymnasiums mit Michael Tessaro und der Effeltricher Musikanten mit Alfons Freund mit den Volksmusikgruppen aus Biscarrosse, sowie Konzerte des Chores Messa di Voce, Zeltlager des Kreisjugendrings, Schüleraustausch, Sportbegegnungen, Kunstausstellungen, Austausch mit der Langensendelbacher Theatergruppe, Wettbewerbe unter Boulespielern, Fahrten des Gartenbauvereins mit Ernst Deutsch belebten diese Partnerschaft, "die inzwischen eine echte Freundschaft geworden ist, alleine eine bilaterale Hochzeit fehlt noch", wie Reinhard Heydenreich schreibt.
In Biscarrosse wird diese Partnerschaft vom Rathaus und von einem Partnerschaftskomitee unter Leitung von Claude Delmaere, Träger des Silbernen Ehrenrings des Landkreises Forchheim, und seiner Nachfolgerin Annemarie Deshayes bis heute getragen.
Seit 1993 füllt das Partnerschaftskomitee die Freundschaft mit Leben
Kurz vor seinem Abschied aus dem Amt 1993 übergab Landrat Ammon die Geschicke der Partnerschaft zur Unterstützung der verantwortlichen Mitarbeiter im Landratsamt an ein Partnerschaftskomitee, das bis heute von Reinhard Heydenreich, Reinhold Göller und Ernst Deutsch geleitet wird.
Die Zukunft dieser deutsch-französischen "Ehe" werde nach der "Goldenen Hochzeit" vom Engagement jugendlicher Nachfolger und von der Bereitschaft, die Sprache des Partners zu erlernen, abhängen. Die Kommunikation in der jeweiligen Fremdsprache, ohne dass man auf das Englische als "Dolmetscher" zurückgreift, dürfte eine der großen Herausforderungen werden, schreibt Heydenreich.
Nur durch Engagement jugendlicher Gruppen kann der europäische Gedanke weiter gelebt werden
Französisch als Fremdsprache erfreue sich nicht unbedingt wachsender Schülerzahlen und in der Nähe zur spanischen Grenze genieße die Sprache dieses Nachbarn ein deutlich höheres Interesse als die des Partners. In der Folge werden in Biscarrosse weniger Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache benötigt und dies wiederum heißt, dass weniger Kapazität besteht, einen deutsch-französischen Schüleraustausch aufrechtzuerhalten.
Die Zukunft werde also darin liegen, dass sich beide Partnerschaftskomitees intensiv bemühen, jugendliche Gruppen zusammenzuführen, wie es jüngst das sehr erfolgreiche Beispiel des Kinderzirkus Buckenhofen zeigte. Diese ersten Kontakte müssen auf beiden Seiten pädagogisch wertvoll betreut werden, sodass sie sich verselbstständigen können. Nur so kann auch der europäische Gedanke gelebt werden, resümiert Heydenreich.
Push-Nachrichten aus Ihrer Region
Sie wollen über alle Neuigkeiten aus Ihrem Ort informiert bleiben? Dann empfehlen wir Ihnen die Push-Funktion unserer App "NN News". Hier können Sie Ihre Stadt oder Ihren Landkreis als Ihr Lieblingsthema auswählen. Die App "NN News" können Sie über folgende Links downloaden:
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen