Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Partnerschaft wurde die Kreisstraßenbrücke über die Wiesent zwischen Weilersbach und Kirchehrenbach im Rahmen eines Festaktes als sichtbares Zeichen der Partnerschaft als "Biscarrosse-Brücke" benannt.
© Reinhold Göller
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Partnerschaft wurde die Kreisstraßenbrücke über die Wiesent zwischen Weilersbach und Kirchehrenbach im Rahmen eines Festaktes als sichtbares Zeichen der Partnerschaft als "Biscarrosse-Brücke" benannt.

Französische Gastgeber

Warum Forchheims Partnerschaft mit Biscarrosse bürgerschaftliches Engagement braucht

Ein anderes Land im Rahmen der Aktivitäten einer Städtepartnerschaft oder als Tourist zu besuchen, sind zwei völlig unterschiedliche Erfahrungen, schildert Reinhold Göller, stellvertretender Vorsitzender des deutsch-französischen Partnerschaftskomitées, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums zwischen Biscarrosse und dem Landkreis Forchheim:

Als Student hatte ich zusammen mit meiner späteren Ehefrau Frankreich intensiv bereist. Die Städte, Dörfer, Bauwerke, Museen und die Landschaften Frankreichs kenne ich besser als die Deutschlands. Ja, ich wage zu behaupten, dass ich ein Kenner Frankreichs bin. Aber was ist mit den Menschen, den Französinnen und Franzosen?

Reinhold Göller musste vor dem ersten Besuch auf der Landkarte nachsehen, wo Biscarrosse liegt

Ich hatte Frankreich immer nur als Tourist besucht. Im Jahr 1992 veranstaltete Biscarrosse ein Treffen seiner Städtepartnerschaften. Im Landratsamt wurde die Frage gestellt, wer von den Abteilungsleitern Biscarrosse als Vertreter des Landkreises besuchen möchte.

Damals arbeitete ich erst wenige Monate im Landratsamt. Ich musste zuerst in einer Karte nachsehen, wo Biscarrosse eigentlich liegt. Der damalige Landrat Otto Ammon stand für einen Besuch gerade nicht zur Verfügung. Eine Kollegin könne als Begleitung bei der Überwindung der Sprachbarriere helfen. Da sagte ich spontan zu. Ich wusste nicht, was auf mich zukommen würde.

Mit dem ICE und TGV auf dem Weg an den Atlantik

Die Effeltricher Musikanten unter der Leitung von Alfons Freund fuhren mit. Sie sind bis heute die treuen Kulturbotschafter unserer Partnerschaft. Auch eine kleine Abordnung der Bigband des Herder-Gymnasiums war mit dabei. Wir fuhren mit dem ICE und dem TGV. Für einen Reisebus war unsere Gruppe zu klein.

Anlass für die Begegnung war die Begründung einer Städtepartnerschaft von Biscarrosse mit einem Doppelort in Italien. Eingeladen waren die Vertreter aller Städtepartnerschaften. So habe ich bei meinem ersten Besuch in Biscarrosse gleich Vertreter aus Pombal, der portugiesischen Partnerstadt, kennengelernt.

Die Partnerschaft mit Irland überdauert nicht

Damals wurde eine Städtepartnerschaft mit einem irischen Ort angebahnt. So wie die italienische Partnerschaft konnte sich auch die irische nicht auf Dauer halten. Geblieben sind die ältesten, die mit Pombal und mit dem Landkreis Forchheim. Schade, wie wir Bier aus Forchheim mitgebracht hatten, so hatten die Iren Guinness als Gastgeschenk im Gepäck.

Die französischen Gastgeber haben mich liebevoll unterstützt. Meine Gastgeberin war Madame Rapp, eine Mitarbeiterin des Tourismusbüros, und ihr deutscher Mann. Sie haben mir beigebracht, wie man Austern öffnet, was ich seitdem routiniert erledige.

Partnerschaft kann nur durch bürgerschaftliche Basis eine Zukunft haben

Träger der Städtepartnerschaft sind die beiden Kommunen mit ihren Bürgermeistern beziehungsweise Landräten zusammen mit ihren Stadt- beziehungsweise Kreisräten. Zur Zeit meines ersten Besuches wurde den Aktiven der Städtepartnerschaft auf der Forchheimer Seite klar, dass die Städtepartnerschaft, wenn sie Zukunft haben soll, auf eine breite bürgerschaftliche Basis gestellt werden muss.

Im September 1993 fand die Gründungsversammlung des Partnerschaftskomitees in Forchheim statt. Genau so gibt es auf der französischen Seite das Comité de Jumelage. Die Zusammenarbeit zwischen zwei Verwaltungen ist die Basis, auf der das ehrenamtliche Engagement eine echte Partnerschaft zwischen den Menschen beider Nationen schafft.

Im Rahmen der Städtepartnerschaft finden wir Zugang zu den Menschen

Für mich persönlich war dieser Besuch der Beginn eines engen Kontakts mit den Menschen. Viele französische Gastgeber haben uns im Lauf der Jahre freundlich aufgenommen und uns an ihrem alltäglichen Leben teilhaben lassen. Wir hoffen, dass uns dies als Gastgeber umgekehrt auch gelungen ist.

Im Rahmen der Städtepartnerschaft finden wir Zugang zu den Menschen, ihrer Mentalität, ihrer Art und Weise zu leben. Vieles hat sich im Laufe der Zeit verändert. Die Lebensverhältnisse in unseren beiden Ländern haben sich angeglichen. Leicht kann man das am Sortiment in den Supermärkten ablesen. Nürnberger Bratwürste kann man jetzt auch beim Discounter in Biscarrosse kaufen. Selbst die unterschiedlichen Auffassungen von Pünktlichkeit haben sich angeglichen.

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