Mit Metall statt Luft gefüllt

Neuer Fahrradreifen: Nie mehr platt dank NASA-Technik

Ulla Ellmer

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28.9.2023, 16:11 Uhr
Das Bild hat nur Symbolcharakter: Astronauten gehören nicht zur Zielgruppe des Metl-Reifens. Die Adressaten sollen geerdet bleiben.

© Smart Tire Company Das Bild hat nur Symbolcharakter: Astronauten gehören nicht zur Zielgruppe des Metl-Reifens. Die Adressaten sollen geerdet bleiben.

Dass sich ein Fahrrad in absehbarer Zeit auf den Mond oder auf den Mars verirren wird, ist nicht anzunehmen. Über die Oberflächen dieser Himmelskörper rumpeln eher Mondautos oder Mars-Rover. Eine Reifenpanne sollte den Fahrzeugen fernab der Erde besser nicht passieren. Deshalb hat die NASA für die außerirdischen Einsätze eine besonders strapazierfähige Reifentechnik entwickelt, die ebenso unkaputt- wie unplattbar ist. Und just hier kommt doch wieder das Fahrrad ins Spiel: Das kalifornische Start-up Smart Tire Company bedient sich der Weltraumtechnik und setzt sie in einem Bike-Reifen um, der so robust sein soll, dass mit ihm sogar unbeschadetes Pedalieren über Scherben oder Nägel möglich ist.

Der Name des neuen Reifens lautet "Metl", und nicht von ungefähr steckt da phonetisch das Wort "Metall" drin. Denn statt mit Luft ist der Metl-Pneu mit einem Draht aus einer Nickel-Titanum-Legierung gefüllt, die Nitinol heißt und wie eine Spirale um die Felge gewickelt wird. Darüber kommt dann die – im Übrigen erneuerbare – profilierte Gummi-Lauffläche.

Hier fehlt noch was: Über den Draht wird noch die Gummi-Lauffläche gezogen. Sie lässt sich auch austauschen.

Hier fehlt noch was: Über den Draht wird noch die Gummi-Lauffläche gezogen. Sie lässt sich auch austauschen. © Smart Tire Company

Zu den Vorzügen des Metls-Reifens gehört auch seine Formgedächtnisfunktion (Shape Memory Alloy Radial Technology): Unter Druck verformen sich die Pneus zwar flexibel, kehren anschließend aber elastisch in ihre ursprüngliche Form zurück. Damit sollen sie sich auch an besonders herausforderndes Gelände anpassen können. Hinzu kommen die erwähnte Robustheit und – glaubt man den Herstellerangaben – ein hohes Maß an Traktion und stoßdämpfergleicher Komfort. Dass lästiges Aufpumpen der Vergangenheit angehört, versteht sich ohnedies von selbst.

Die Smart Tire Company finanziert ihr Projekt über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter, hier sind die Metl-Reifen auch bestellbar, erste Auslieferungen sollen – wenn alles planmäßig verläuft - im Juni 2024 erfolgen. Vorerst sind Gravelbikes und Rennräder die Adressaten.

Über 2000 Euro mit Carbonfelgen

Ganz billig ist die Sache aber nicht. Ein bloßer Reifensatz kommt bei Kickstarter auf 500 US-Dollar beziehungsweise 474 Euro. Erwirbt man die Reifen auf Aluminiumfelgen gezogen, werden 1300 Dollar (1231 Euro) fällig, sollen es Carbonfelgen sein, ist mit 2300 Dollar (2178 Euro) zu rechnen.

Futuristischer Anblick: Gravel-Bike mit Metl-Reifen.

Futuristischer Anblick: Gravel-Bike mit Metl-Reifen. © Smart Tire Company

Parallel zu den Fahrrädern will sich Smart Tires auch E-Scooter vornehmen, um sie ab Juni 2024 auf Weltraumreifen rollern zu lassen. Auch das kostet dann eine Kleinigkeit – 150 Dollar beziehungsweise 143 Euro.

Zurück auf den Mond respektive den Mars: Die NASA verarbeitet die Nitinol-Drahtlegierung zu einem ganzen Netz. Vorteil: So lassen sich wesentlich breitere Reifen herstellen, die auch keinen Gummiüberzug benötigen.

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