Lebensgefahr droht
Fahrradfahren bei Gewitter: Warum Sie das besser nicht tun sollten
22.7.2023, 16:22 UhrGewitter: Ist das ein Grund zur Sorge?
Ja. Im Gegensatz zum Auto, das wie der berühmte Faraday’sche Käfig wirkt und die elektrische Ladung über die metallene Karosserieoberfläche in den Boden ableitet, bietet das Fahrrad keinen derartigen Schutz. Gummireifen und gummierte Handgriffe reichen als Isolierung nicht aus. Fahrräder ziehen den Blitz zwar nicht in besonderem Maße an. Doch wenn es zu einem Blitzeinschlag kommt, leiten die Metallteile des Bikes die Elektrizität besonders gut weiter. Trifft der Strom den Fahrer/die Fahrerin, drohen schwere Verbrennungen. Bei Gewitter sollte man deshalb keinesfalls mit dem Fahrrad unterwegs sein.
Wann ist die Gefahr am größten?
Erfahrungsgemäß ziehen Gewitter meist am späten Nachmittag und am Abend auf. Ratsam ist es daher, die Radtour in die Morgenstunden zu verlegen und so zu den risikoreichen Stunden wieder zuhause zu sein. Grundsätzlich macht es Sinn, vorm Losradeln den Wetterbericht beziehungsweise eine Wetter-App zu konsultieren. Eine gute Strategie ist es auch, bei der Routenplanung die Gewitter-Gefahr mit einzukalkulieren und an Unterschlupfmöglichkeiten zu denken.
Wann wird es allmählich brenzlig?
Wenn sich – oft blumenkohlförmige – Gewitterwolken auftürmen, spätestens aber dann, wenn Donner zu hören ist. „Dann ist das Gewitter weniger als zehn Kilometer entfernt“, sagt Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad.
Blitzt es auch schon, hilft eine einfache Rechenoperation dabei, eine genauere Bestimmung zu treffen. Das geht wie folgt: Die Sekunden zwischen Blitz und Donner werden gezählt und dann durch drei geteilt. Als Ergebnis erhält man die ungefähre Entfernung des Gewitters in Kilometern. Beispiel: Vergehen zwischen Blitz und Donner drei Sekunden, befindet sich das Unwetter etwa einen Kilometer weit weg. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass die Schallgeschwindigkeit rund 340 Meter pro Sekunde beträgt. Deshalb kann man auch anders rechnen: Drei mal 340 ergibt 1020 Meter.
Wo suche ich dann Schutz?
Am besten natürlich in einem Gebäude mit Blitzableiter oder in einem Auto, das Fenster, Schiebedach und Türen geschlossen hält. Aber auch unter Betonbrücken ist man einigermaßen sicher aufgehoben, wobei darauf zu achten ist, dass weder das Geländer noch das Fahrrad berührt wird.
Welche Orte sind zu meiden?
Einzeln stehende Bäume in freiem Gelände. Sie können Blitze ebenso anziehen wie Türme, Masten und Überlandleitungen, wie der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) warnt. Schlägt der Blitz in einen Baum ein, kann die Spannung überspringen; außerdem ist es möglich, dass einzelne Äste abgesprengt werden, auch das birgt Verletzungsgefahr. Berggipfel sollten schnellstens verlassen werden. Und die Nähe zu Gewässern birgt ein doppeltes Risiko: Erstens ziehen Seen oder Flussläufe die Blitze an, zweitens können sich bei Starkregen schon kleine Rinnsale oder eigentlich ausgetrocknete Bachbetten rasend schnell in gefährliche Sturzbäche verwandeln, das gilt besonders in den Bergen.
Und was ist im Wald?
Bei Gewitter durch einen Wald mit gleichmäßig hohem Baumbestand zu radeln, ist verhältnismäßig ungefährlich. Allerdings sollte man sich nicht gerade einen Baum als Unterstand suchen, der über seine Umgebung hinausragt.
Und nicht vergessen: Bei starkem Wind droht Verletzungsgefahr durch herabfallende Äste oder umstürzende Bäume. „Deshalb sind Wälder bei einem Gewitter auch kein optimaler Aufenthaltsort“, sagt Thomas Geisler.
Was, wenn mich das Gewitter auf freiem Feld überrascht?
In diesem Fall sucht man sich einen tiefen Punkt wie eine Mulde, geht in die Hocke, legt die Arme an und hält die Beine geschlossen und eng am Körper. Gruppen sollten sich so aufteilen, dass zwischen den einzelnen Personen etwas Abstand besteht.
Wichtig zu wissen: Nicht nur der direkte Blitzeinschlag ist gefährlich, sondern auch der in der unmittelbaren Umgebung. Die elektrische Ladung kann sich in kreisförmig meterweit über der Erde weiterverbreiten. Deshalb sollte man sich, erstens, nie flach auf den Boden legen und, zweitens, einen Mindestabstand von zehn Metern zum Fahrrad einhalten.
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