Als Coupé, SUV und Shooting Brake

750 Kilometer Reichweite: Der neue Mercedes CLA wird ein elektrisches Sparwunder

Ulla Ellmer

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5.9.2023, 20:19 Uhr
Premiere auf der IAA Mobility in München: Mercedes Concept CLA Class.

© Mercedes-Benz Premiere auf der IAA Mobility in München: Mercedes Concept CLA Class.

Zu teuer die Fahrzeuge, zu luxuriös, und obendrein fliegt auch noch die A-Klasse als Fundament aus dem Programm: Ola Källenius hatte sich zuletzt heftigen Ärger mit seinem Händlerverband eingehandelt. Auf der Münchner IAA Mobility (5. bis 10. September 2023) konnte der Mercedes-Chef aber eine versöhnliche Perspektive eröffnen: Das Concept CLA Class gewährt den ebenso beruhigenden wie seriennahen Ausblick auf ein neues Einstiegsmodell. Der CLA basiert auf der kommenden MMA-Plattform (Mercedes-Benz Modular Architecture), die zwar primär für Elektrofahrzeuge ausgelegt ist, aber auch Verbrenner tragen kann. Insgesamt, so kündigt Källenius an, seien vier Familienmitglieder zu erwarten, „ein viertüriges Coupé, ein Shooting Brake und zwei SUVs“.

Ganz schön viel Bling-Bling: Animierte und beleuchtete Mercedes-Sternchen allerorten. So dürfte es beim Serienmodell nicht bleiben.

Ganz schön viel Bling-Bling: Animierte und beleuchtete Mercedes-Sternchen allerorten. So dürfte es beim Serienmodell nicht bleiben. © Mercedes-Benz

Wenn der CLA tatsächlich so vorfährt, wie es die IAA-Studie verspricht, dann ist das eine buchstäblich schöne Aussicht. Elegant und wohlproportioniert ist der neue Mercedes geformt, in seinen Grundzügen ruhig, mit langer Motorhaube, kurzen Überhängen und fließendem Abschwung der Dachlinie. Ob die vielfältig verteilten, beleuchteten und animierten Mercedes-Sternchen, der gleichfalls beleuchtete Mercedes-Stern im Kühlergrill sowie die Lichtbänder über der Front- und Heckpartie in dieser Gesamtheit in die Serienfertigung übergehen, darf freilich bezweifelt werden und wäre auch ein bisschen zu viel des Glitzer-Zierrats.

Källenius postuliert den CLA als „Einliter-Auto für das Elektrozeitalter“. Heißt: Der neue Stromer soll zum Hypermiler und als solcher zum Sparwunder werden. Dank eines niedrigen Verbrauchs von nur 12 kWh/100 km sind nach Mercedes-Angaben Reichweiten von mehr als 750 Kilometern möglich. Rein rechnerisch lässt sich daraus ableiten, dass die Akkukapazität bei etwa 90 kWh liegen könnte. In Kooperation mit der neu entwickelten elektrischen Antriebseinheit MB.EDU (ausführlich: Mercedes-Benz Electric Drive Unit), die aus einem 175 kW/238 PS starken E-Motor, einem Zweiganggetriebe und der Leistungselektronik besteht, soll sich ein Wirkungsgrad ergeben, der von der Batterie bis zu den Rädern 93 Prozent beträgt.

So soll bei Mercedes künftig der Einstieg in die Elektromobilität aussehen.

So soll bei Mercedes künftig der Einstieg in die Elektromobilität aussehen. © Mercedes-Benz

Wissen lässt Mercedes außerdem, dass Kundinnen und Kunden zwischen zwei verschiedenen Zellchemien wählen können. Während das CLA-Topmodell Anoden mit Silizium-Anteil für besonders hohe Energiedichte bekommt, soll die Einstiegsvariante Lithium-Eisen-Phosphat verwenden. LFP-Akkus sind zwar etwas weniger leistungsfähig als andere Lithiumbatterien, dafür aber kostengünstiger, und sie enthalten weder Nickel noch Kobalt.

Zudem bekommt der CLA die besonders leistungsstarke 800-Volt-Ladetechnik, somit soll High-Power-Schnellladen mit bis zu 250 kW möglich sein, was wiederum bedeutet, dass sich im Idealfall binnen einer Viertelstunde Strom für 400 Kilometer nachfassen lässt. Und dank bidirektionaler Ladefunktion könnte das Fahrzeug zum Energiespeicher werden, der beispielsweise Solarstrom für eine spätere Nutzung „bunkert“, andererseits aber auch Strom spendet, V2H (Vehicle-to-Home) sowie V2G (Vehicle-to-Grid) lauten hier die fachspezifischen Schlagworte.

Großes Kino: Der Superscreen besteht aus drei Bildschirmen und zieht sich über die gesamte Breite des Armaturenträgers.

Großes Kino: Der Superscreen besteht aus drei Bildschirmen und zieht sich über die gesamte Breite des Armaturenträgers. © Mercedes-Benz

Den reichlich illuminierten Innenraum dominiert ein sogenannter Superscreen, der aus drei Bildschirmen besteht und sich über die gesamte Breite des Armaturenträgers erstreckt – fast schon ein digitaler Overkill und ein Gegenentwurf zur betont reduzierten Innenarchitektur, die beispielsweise Volvo und Tesla umsetzen. Dem Pflicht-Thema Nachhaltigkeit wird unter anderem mit Zierelementen aus Papiermaterial oder aus Bambusfasern gewebten Fußmatten Rechnung getragen. Vegan ist der CLA aber nicht, nach wie vor werden die Sitze auch mit Leder bezogen, dessen Produktion jedoch – wie Mercedes beteuert – von der Viehzucht bis zum Gerbprozess strengen Kriterien unterliegt.

Zudem soll der CLA ein Superhirn in sich tragen; die kommende MMA-Plattform wird die erste sein, die auf dem Betriebssystem MB.OS läuft, das künstliche Intelligenz (KI) sowie maschinelles Lernen nutzt und nicht nur für die digitalen Welten des aufwendig vernetzten MBUX-Infotainments zuständig ist, sondern auch die Assistenzsysteme mit steuert. Die Lidar-unterstützte Sensortechnologie sorgt dafür, dass die MMA-Fahrzeuge für hochautomatisiertes Fahren nach Level 3 vorbereitet sind, der Fahrer oder die Fahrerin dürften dann während der Fahrt beispielsweise Textnachrichten schreiben oder ein Buch lesen, wobei freilich „lokale gesetzliche Rahmenbedingungen“ zu berücksichtigen seien, wie Mercedes betont.

"Electric first"

Angedacht ist, den CLA zunächst vollelektrisch auf den Markt zu bringen, Verbrenner-Versionen warten im zweiten Glied. In Stuttgart hat man die Devise „Electric first“ ausgegeben.

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