Podiumsdiskussion am Mittwoch

Redaktion unterwegs in Niederndorf: Das halten die Bürgerinnen und Bürger von der Südumfahrung

Nina Dworschak

Erlanger Nachrichten/ Nordbayerische Nachrichten

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Christian Bauriedel

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12.9.2023, 11:56 Uhr
Soll es eine Südumfahrung für Niederndorf geben? Hierüber diskutierten die Besucher des Redaktionsbusses leidenschaftlich. Ihren Standpunkt hinterließen sie auf Kärtchen.

© Christian Bauriedel, NN Soll es eine Südumfahrung für Niederndorf geben? Hierüber diskutierten die Besucher des Redaktionsbusses leidenschaftlich. Ihren Standpunkt hinterließen sie auf Kärtchen.

Der Andrang war groß. Am vergangenen Freitag, 8. September, machte der Redaktionsbus halt in Niederndorf. Wir wollten von den Leuten vor Ort wissen, was sie von der Südumgehung halten. Dem Aufruf sind mehr als 50 Personen gefolgt, mit unterschiedlichsten Ansichten zum Thema.

Landwirte sind dagegen

Einer von ihnen war Landwirt Walter Winkelmann. Er führt einen Betrieb an der Niederdorfer Hauptstraße, bewirtschaftet 38 Hektar Fläche, von der etwa acht Prozent im Bereich der geplanten Trasse liegen. Er positioniert sich klar gegen die Pläne und bemängelt auch: "Ein Ausgleichangebot habe ich von der Stadt bisher nicht erhalten." Jochen Loy vom Bauernverband steht Winkelmann zur Seite, soweit er wisse, werden 70 Prozent der Fläche für die Südumgehung derzeit noch bewirtschaftet. Die Südumgehung würde aus seiner Sicht das Gleichgewicht stören, denn viele Landwirte arbeiten zusammen, teilen sich Geräte und Ackerland. "Direkt betroffen ist dann vielleicht nur einer, aber am Ende sind es drei bis vier Nebenerwerbslandwirte", so Loy.

Einer der Mitbegründer der Bürgerinitiative (BI) "Ja zur Südumgehung", Michael Persang, ist auch gekommen. Er erklärt, warum sie einen erneuten Bürgerentscheid auf den Weg gebracht haben. "Mit nur 147 Stimmen Unterschied hat damals die Gegenseite gewonnen. Wir wollten bei der Frage einfach ein klareres Votum", so Persang. Er sagt aber auch: Die Entscheidung des diesjährigen Bürgerentscheides werde man akzeptieren - egal wie sie ausfällt.

Ein anderer Bürger, Karl Glas, bemängelt, die Basis, auf der die Entscheidung getroffen werden soll. "Die Zahlen und Daten sind aus dem Jahr 2015, mittlerweile hat sich einiges geändert. Wir machen einen totalen Blindflug", so der Rentner. Seiner Meinung nach sei es den Menschen nicht zumutbar, beim Bürgerentscheid am 8. Oktober eine Entscheidung zu fällen. "Schenkt den Leuten reinen Wein ein", ergänzt er.

Lärm und Abgase im Ort

Zahlreiche Befürworter der Südumfahrung haben mitdiskutiert. Schon seit Jahrzehnten gehe die Debatte, aber eine Entscheidung sei immer wieder aufgeschoben worden. Es müsse nun endlich eine Lösung für Niederndorfs Verkehrsproblem geben. Anwohner an der Hauptstraße berichteten vom Lärm und von den Abgasen, die sie seit Jahren plagen.

Fußgänger an der Hauptstraße gefährdet

Auf Kärtchen hinterließen die Besucher des Redaktionsbusses ihren Standpunkt. "Die Abstimmung vom letzten Entscheid sollte Bestand haben und respektiert werden", ist dort zu lesen. Oder: "Schulweg führt direkt an der Hauptstraße entlang. LKW fahren mit teilweise mehr als 50 km/h weniger als einen Meter neben den Kindern." Dazu die Forderung nach Tempo 30.

Gekommen ist auch Carolin Rattmann, sie wohnt an der Vacher Straße, die ebenfalls stark vom Verkehr belastet ist. "Ich persönlich würde zwar von der Lebensqualität her profitieren. Allerdings bin ich dennoch gegen die Trasse, weil sich der LKW-Verkehr dadurch erhöhen könnte." Sie spricht vom Ausweichverkehr, Fahrer würden schon jetzt die Ortsdurchfahrt nutzen, um die Autobahnen zu umfahren. Außerdem sieht sie bei den Plänen für die Südumgehung einen Widerspruch: "Einerseits wollen wir dadurch Arbeitsplätze erhalten, andererseits entstehen hohe Kosten für die Stadt. Werden diese durch Erhöhungen der Grund- und Gewerbesteuer auf die Unternehmen umgelegt, belastet es diese."

Wo sind die aktuellen Zahlen?

Ein anderer stellt die Frage: "Gibt es aktuelle Verkehrszahlen in Anbetracht von Homeoffice, flexiblen Arbeitszeiten, Abbau von Arbeitsplätzen bei Schaeffler?" Auch das Thema Finanzen wird in Beiträgen genannt. Ob die Stadt die Summe für den Umgehungsbau aufbringen kann, fragte ein Besucher. Mehrere kritisierten, im Kinderbetreuungs-, Jugend-, Vereins- und Sportbereich fehle es an Geld, aber für eine Straße würden 30 Millionen Euro eingeplant. "Warum setzt sich der Bürgermeister nicht für einen Kompromiss, zum Beispiel die Ostspange, ein?", fragt ein Besucher.

Mit Antworten, Fakten und Argumenten geht es am Mittwochabend weiter bei der Podiumsdiskussion der Nordbayerischen Nachrichten im Vereinshaus.


Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikel hieß es, Walter Winkelmann würde an der Hauptstraße wohnen. Tatsächlich arbeitet er dort.


Info: Der NN-Talk "Vor dem Bürgerentscheid - kommt die Südumfahrung?" findet am Mittwoch, 13. September, 19 Uhr, im Vereinshaus Herzogenaurach (Hintere Gasse 22), statt. Auf dem Podium werden für die Südumfahrung Bürgermeister German Hacker und Robert Kochmann von der Bürgerinitiative "Pro Südumfahrung" argumentieren. Dagegen halten Martine Herpers von der Bürgerinitiative "Stopp Südumfahrung Herzogenaurach" und der landwirtschaftliche Unternehmer Martin Breun. Karten gibt es im Vorverkauf online unter nordbayern.reservix.de oder in den Geschäftsstellen unserer Tageszeitung in Erlangen (Hauptstraße 38) und Nürnberg (Hallplatz 2). Auch eine telefonische Reservierung unter der Telefonnummer (0911) 216-2777 ist möglich. Der Eintritt kostet 12 Euro, Abonnentinnen und Abonnenten bekommen im Vorkauf einen Rabatt. Restkarten gibt es an der Abendkasse.

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