Zwei Handelfmeter

Wildes Spiel: Trotz frühem 0:2-Rückstand holt das Kleeblatt einen Punkt beim 1. FC Magdeburg

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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6.10.2024, 15:24 Uhr
Als das Kleeblatt zurück ins Spiel fand: Julian Green traf vom Elfmeterpunkt zum zwischenzeitlichen 1:2.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Als das Kleeblatt zurück ins Spiel fand: Julian Green traf vom Elfmeterpunkt zum zwischenzeitlichen 1:2.

Am 10. Mai feierte eine ganze Stadt. Als das Kleeblatt vor fünf Monaten in Magdeburg vorbeischaute, da zelebrierten die Fans des 1. FCM den 50. Jahrestag ihres größten Erfolges. 1974 hatte ihr "Club" in Rotterdam die AC Mailand besiegt und den Europapokal der Pokalsieger gewonnen. Vor dem Spiel zogen die Anhänger gemeinsam durch die Stadt, im Stadion zeigten sie vor dem Anpfiff eine große Choreografie.

Im Europapokal spielt der 1. FC Magdeburg im Herbst 2024 zwar nicht, in dieser Saison macht er seine Fans aber trotzdem oft sehr glücklich und lässt manchen nach 15 Punkten aus den ersten sieben Spielen schon von der Bundesliga träumen. Am Sonntagnachmittag empfing die Mannschaft von Christian Titz das Kleeblatt als Tabellenzweiter, bekam von diesem einige Geschenke und führte früh mit 2:0. Tabellenführer? Nein. Nach knapp 100 intensiven Minuten Fußball stand ein 2:2 auf der Anzeigetafel.

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Trotz der jüngsten Niederlage gegen Düsseldorf sah Alexander Zorniger keinen Anlass, etwas an seiner Startelf zu ändern. Am Freitag hatte er auf der Pressekonferenz nochmal die Fortschritte beim 1:2 gegen den Tabellenführer hervorgehoben - und entschied sich deshalb, denselben elf Spielern in Magdeburg zu vertrauen. Die begannen auch forsch und erspielten sich früh erste Möglichkeiten. Roberto Massimo schoss von links aber mehrere Meter drüber (4.), Julian Green aus dem Zentrum knapp rechts vorbei (6.).

Dann ging plötzlich alles zu schnell fürs Kleeblatt. Am Ende eines schnellen Magdeburger Angriffs verpasste Connor Krempicki die Führung nur um Millimeter (7.) - dafür schenkten die Fürther ihrem Gegner das 1:0 ein paar Minuten später. Torhüter Nahuel Noll spielte einen Abstoß links neben sich zu Gideon Jung, der offenbar neben sich stand und den Ball in die Hand nahm. Schiedsrichter Bastian Dankert wirkte kurz irritiert, entschied dann aber vollkommen zurecht auf Elfmeter (13.).

Noll konnte den schwach getretenen Strafstoß von Mohammed El Hankouri zwar zur Seite abwehren, dann aber wollten die Fürther nochmal gute Gäste sein und schenkten ihrem Gastgeber eine weitere Chance. Xavier Amaechi brachte den Ball von links in die Mitte, wo alle Magdeburger schneller schalteten und El Hankouri seinen Fehlschuss mit dem 1:0 korrigieren konnte (15.).

Drei Minuten später durften die Heimfans schon wieder jubeln. Sacha Bansé verlor im Mittelfeld den entscheidenden Zweikampf gegen El Hankouri, der sofort in die Tiefe spielte. Maximilian Dietz hob dabei das Abseits auf, Jung war im Sprintduell langsamer als Martijn Kaars, der den Ball zum 2:0 an Noll vorbei ins Tor schob (18.). Nach 24 Minuten hätte Kaars beinahe zum zweiten Mal getroffen, Noll rettete seine Mannschaft aber vor dem ganz frühen Knockout.

Nachdem es auch in den Minuten danach nicht besser wurde, entschied sich Zorniger für einen Doppelwechsel. Überraschend nahm er aber nicht den völlig indisponierten Abwehrchef Jung vom Platz, sondern dessen Nebenmann Luca Itter sowie Angreifer Dennis Srbeny (32.). Die Einwechslung von Niko Gießelmann und Simon Asta hatte einige Umstellungen zur Folge. Gießelmann rückte auf die linke Abwehrseite, Simon Asta auf die rechte, Dietz dafür auf Itters Position, Meyerhöfer auf Dietz‘ - und Massimo in den Sturm.

Danach wurde es besser. Erst konnte Dominik Reimann einen Kopfball von Noel Futkeu gerade noch von der Linie kratzen (35.), dann dribbelte Massimo stark durch mehrere Magdeburger und kam kurz vor dem Strafraum zu Fall. Freistoß? Nein. FCM-Verteidiger Daniel Heber nahm den Ball in die Hand, bevor Dankert pfiff, weshalb der Schiedsrichter erneut auf Handelfmeter entschied.

Julian Green schnappte sich den Ball und verlud Reimann sicher. Statt 0:3 oder 0:4 stand es in der 41. Minute: 1:2. Kurz darauf rutschte Asta der Ball in aussichtsreicher Position über den Schlappen. Doch bereits dieses 1:2 zur Pause war aus Fürther Sicht: extrem schmeichelhaft. Nach Wiederanpfiff sah man ein ganz anderes Kleeblatt, das mutiger spielte, seinen Gegner hoch anlief und sich auch erste Chancen erspielte.

In der 50. Minute stieg Massimo bei einer Ecke am höchsten und köpfte den Ball in Richtung Tor - und nur die Querlatte verhinderte den Fürther Ausgleich. Danach kamen aber auch die Magdeburger wieder zu Möglichkeiten, die allerdings nichts einbrachten. Danach wurde die Partie erst einmal ruhiger und dem Kleeblatt lief die Zeit davon.

20 Minuten vor Schluss brachte Zorniger mit Jomaine Consbruch (für Massimo) einen frischen Offensivspieler - und wechselte so auch den Ausgleich ein. Der neue Fürther behauptete sich im Mittelfeld stark gegen Musonda und fand dann Futkeu, der von links nach innen zog und formschön in den Winkel traf (75.). Das Kleeblatt hatte sich tatsächlich nicht nur in dieses Spiel zurückgekämpft, sondern auch eine sicher geglaubte Niederlage abgewendet.

Danach drückten die Magdeburger, angetrieben von 22.615 lautstarken Fans, doch abgesehen von einem Schüsschen des eingewechselten Ito in der 84. Minute gelang ihnen nicht mehr viel. Auf der anderen Seite probierte es Julian Green aus der Distanz (86.), verfehlte das Ziel aber deutlich. In der fünfminütigen Nachspielzeit passierte nur noch wenig. Um 15.23 Uhr war ein wildes Fußballspiel zu Ende.

Magdeburg: Reimann; Müller, Hugonet, Heber - El Hankouri, Gnaka (68. Michel), Krempicki, Musonda (82. Ito) - Amaechi (68. Atik), Kaars, Burcu (61. Nollenberger). Fürth: Noll; Dietz, Jung, Itter (31. Gießelmann (84. Münz) - Meyerhöfer, Bansé, Green, Massimo (71. Consbruch) - Hrgota (84. Motika) - Srbeny (32. Asta), Futkeu. Schiedsrichter: Dankert (Rostock). - Zuschauer: 22.615. - Tore: 1:0 El Hankouri (15.), 2:0 Kaars (18.), 2:1 Green (42./Handelfmeter), 2:2 Futkeu (75.). - Gelbe Karten: Hugonet (3), Musonda, Ito (3) / - . - Besonderes Vorkommnis: Noll hält Handelfmeter von El Hankouri (15.).

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