Die Szene, die alles veränderte: Simon Asta flog nach knapp einer halben Stunde vom Platz.
© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink
Die Szene, die alles veränderte: Simon Asta flog nach knapp einer halben Stunde vom Platz.

Asta sieht Gelb-Rot

Nach frühem Platzverweis: Kleeblatt verliert in Unterzahl spät bei Preußen Münster

Das Preußenstadion hat seine besten Zeiten schon hinter sich. Selbst der SCP nennt die Historie des traditionsreichen Runds aus dem Jahr 1926 eine "Geschichte verpasster Chancen und enttäuschter Hoffnungen", aus der in den kommenden Jahren aber trotzdem eine Erfolgsgeschichte werden soll. 40 Millionen hat die Stadt Münster für den Umbau des Stadions bewilligt. Derzeit gleicht dieses noch einer Baustelle, auf der die Preußen zuletzt sportlich jedoch für positive Schlagzeilen sorgten.

Nach zwei Aufstiegen in Folge kickt der SCP seit dieser Saison in der zweiten Bundesliga - und ging kurz vor Weihnachten mit 16 Punkten auf einem Nichtabstiegsplatz in die Winterpause. Zum Start ins neue Fußballjahr wollten die Münsteraner das Kleeblatt am Samstagnachmittag mit in den Tabellenkeller ziehen. Das gelang ihnen beim späten 2:1 (1:1). Mit dem Sieg rücken die Preußen (19 Punkte) bis auf einen Zähler an die Spielvereinigung heran.

Felix Klaus beginnt bei der SpVgg Greuther Fürth

Auf der Baustelle, die der SCP mit einer meterhohen Wand vor der abgerissenen Westkurve zu kaschieren versucht, entschied sich Jan Siewert dazu, seine Mannschaft nur geringfügig umzubauen. Vor Nils Körber, der den verletzten Nahuel Noll im Tor vertrat, verteidigte eine Dreierkette aus Gideon Jung, Maximilian Dietz und Luca Itter, Marco Meyerhöfer übernahm, wie schon im letzten Test gegen 1860, Julian Greens Position im Mittelfeld. Die einzige Änderung nahm Siewert in der Offensive vor - Rückkehrer Felix Klaus verdrängte Roberto Massimo auf die Bank.

Es war eine sehr defensive Aufstellung mit sieben ausgebildeten Defensivspielern - was man allerdings nur offensiv sah, wo dem Kleeblatt in den ersten Minuten gar nichts gelang. Stattdessen sah Simon Asta wegen eines technischen Fehlers im Spielaufbau schon nach vier Minuten die Gelbe Karte, kurz darauf spitzelte Andras Nemeth den Ball nur knapp am Fürther Tor vorbei. Der Treffer hätte zwar wegen Abseits nicht gezählt, gewarnt war das Kleeblatt aber spätestens jetzt.

In der zehnten Minute jubelte Münster trotzdem - und das nach einer Fürther Ecke. Klaus hatte Johannes Schenk mit einem Freistoß zu einer ersten Flugeinlage gezwungen, doch nach einem schnellen Konter stieg der 1,80 Meter große Joshua Mees am höchsten und köpfte zum 1:0 ein. Nach kurzer VAR-Überprüfung zählte der Treffer auch endgültig. Der frühe Rückstand weckte die verschlafenen Gäste auf: Ein Schuss von Sacha Bansé wurde noch geblockt (13.), Dietz schickte Futkeu, der aber genauso rechts vorbeischoss (16.) wie Bansé ein paar Minuten später.

Das rächte sich in der 24. Minute beinahe: Ersatztorhüter Körber blieb bei einer Hereingabe wie angewurzelt auf der Linie stehen, sodass Etienne Amenyido den Ball zum 2:0 über die Linie drücken konnte. Glücklicherweise stand der Münsteraner Angreifer dabei aber im Abseits, sodass Schiedsrichter Nicolas Winter dem Treffer die Anerkennung verweigerte - und die Fürther kurz darauf ausgleichen konnte: Niko Gießelmann drückte eine verunglückte Freistoßflanke von Klaus mit der Fußspitze zum 1:1 über die Linie (28.).

Die Freude hielt aber nur kurz: Der früh verwarnte Asta stieg seinem Gegenspieler nahe des Münsteraner Strafraums im Zweikampf auf den Fuß, was Winter dazu veranlasste, den Fürther Verteidiger mit Gelb-Rot vom Platz zu stellen (32.). Es war eine harte, zu harte Entscheidung des Schiedsrichters, der mehr Gelbe Karten verteilte als der Weihnachtsmann zuletzt Geschenke. Siewert stellte daraufhin um, zog Meyerhöfer nach hinten rechts, sodass in Unterzahl offensiv gar nichts mehr zusammenging. Dennoch retteten die Gäste das 1:1 in die Pause.

Nils Körber muss zur Pause vom Platz, Moritz Schulze kommt

In dieser wechselte Siewert zweimal - darunter auch im Tor. Der offenbar verletzte Körber musste bei seinem Debüt schon nach 45 Minuten vom Platz, sodass der dritte Torhüter Moritz Schulze zu seinem dritten Einsatz kam. Zudem ersetzte Dennis Srbeny den schwachen und gelb-vorbelasteten Noel Futkeu. Der neue Angreifer versuchte es in der 49. Minute erstmals, schoss aber links vorbei. Auf der anderen Seite schoss Charalambos Makridis deutlich über die Latte (57.).

Dann wären die Fürther in Unterzahl beinahe in Führung gegangen: Schulze schickte Klaus mit einem langen Schlag auf die Reise, doch Schenk konnte den Schuss des Neuzugangs noch zur Ecke klären (60.). Fünf Minuten später drosch Meyerhöfer den Ball nach einem schnellen Fürther Angriff über die Latte. Die besseren Chancen nach der Pause hatte also das Kleeblatt - belohnte sich aber nicht für einen leicht verbesserten Auftritt.

Die Münsteraner hingegen wurden nach Einwürfen gefährlich - ansonsten sah man, warum sie im Abstiegskampf stecken. Doch auch die Fürther bewiesen, dass es für sie in dieser Saison in der Tabelle kaum mehr weiter nach oben gehen wird. In der Schlussphase brachte Siewert mit Reno Münz (für Gießelmann) und Damian Michalski (für Jung) weitere Abwehrspieler, um das Remis zu sichern.

Danach hatten beide Teams noch Chancen auf den Sieg: Münsters Joshua Mees schoss in der 82. drüber, Felix Klaus in der 85. ans Außennetz, in der 89. blockte Münz Kinsombi im Fünfmeterraum mit vollem Körpereinsatz. Alles schien auf ein Unentschieden hinzudeuten. Doch nach einem unnötigen Foul von Maximilian Dietz bekamen die Preußen einen letzten Freistoß. Marc Lorenz brachte den Ball nochmal in den Strafraum, wo erneut Mees am höchsten stieg und das Stadion zum Explodieren brachte. 2:1. Eine längere VAR-Überprüfung und zwei Minuten Nachspielzeit später war das Spiel aus und der Fürther Fehlstart perfekt.

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