3:2 in Düsseldorf nach Penalty

Barratt wehrt ab, Gerard trifft und die Ice Tigers gewinnen auch beim Schlusslicht

Sebastian Böhm

Sportredaktion

E-Mail zur Autorenseite

17.11.2024, 19:00 Uhr
Welch eine Pointe sieben Sekunden vor dem Ende: Charlie Gerard erzielt das 2:2 für die Nürnberg Ice Tigers.

© Duckwitz/Imago Images Welch eine Pointe sieben Sekunden vor dem Ende: Charlie Gerard erzielt das 2:2 für die Nürnberg Ice Tigers.

Evan Barratt und Charlie Gerard hatten sich für den späten Freitagabend noch etwas vorgenommen. Dieses Spiel, dieses Derby gegen den ERC Ingolstadt, das auch sie mit feinen Pässen, mit Sprints über das Eis, aber auch mit vergebenen Chancen und Strafzeiten geprägt hatten, das durfte einfach nicht verloren gehen. Also trieben sie den Puck noch einmal ins Drittel der Gäste, schossen, setzten nach – bis sich Gerard ein letztes Mal um sich selbst drehte, auf Barratt querlegte und die Ice Tigers mit ihren Fans wenig später einen besonders emotionalen Heimsieg feierten.

42 Stunden später mussten sie all das wieder vergessen.

Während einer 52 Spiele langen Eishockeysaison ist das Geheimnis erfolgreicher Mannschaften, sich nicht allzu lange mit intensiven Erfolgen oder niederschmetternden Rückschlägen zu beschäftigen. Und am Sonntag erwartete die Ice Tigers in Düsseldorf das Kontrastprogramm: Zu Gast beim Tabellenletzten galt es in unterkühlter Atmosphäre, geduldig zu bleiben und diszipliniert. Das gelang lange nicht, in der turbulenten Schlussphase und sieben Sekunden vor der vermeintlich unvermeidbaren Niederlage dann aber schon. Und so blieben nach dem 3:2 (0:0, 1:1, 1:1, 0:0, 1:0) nach Penalty-Schießen ein zweites Mal an diesem Wochenende zwei Punkte für Nürnberg.

Niklas Treutle sieht seine Nürnberg Ice Tigers dominieren

Mitch O‘Keefe schickte seine Mannschaft in exakt derselben Aufstellung aufs Eis - mit einer Ausnahme. Nach zwölf Starts von Leon Hungerecker in Folge kehrte der lange angeschlagene Niklas Treutle ins Tor zurück. Neun Minuten musste der Nürnberger warten, dann unterlief Hayden Shaw ein Fehlpass und Treutle konnte sich gegen Drake Rymsha auszeichnen. Sehr viel später brillierte er zweimal in höchster Not in der Verlängerung und stoppte danach alle Düsseldorfer Penalty-Versuche. Ansonsten beobachtete er seine Ice Tigers aus der Ferne, wie sie seinen Kollegen Henrik Haukeland unter Druck setzten. Beim 0:1 durch Brendan O‘Donnell (24. Minute) und beim 1:2 im Power-Play (Shaw war durch überflüssigen Körpereinsatz aufgefallen) durch Alexander Blank (53.) hatte Treutle keine realistische Abwehrchance.

Bullies, Schüsse, Zeit im Puckbesitz - Nürnberg dominierte in nahezu allen statistischen Kategorien. Nur was hilft das, wenn den Offensivaktionen jene letzte Dringlichkeit fehlt, die die Ice Tigers am Freitag noch ausgezeichnet hatte. Auf der anderen Seite scheint die DEG den Abstiegskampf schon Mitte November akzeptiert zu haben. Nach einem überraschenden Auswärtssieg am Freitag in Schwenningen vermied die Mannschaft von Coach Steven Reinprecht jedes Risiko. Die Gäste wiederum waren sich des Risikos bewusst, ihre Gastgeber durch zu mutiges Angriffsspiel zu schnellen Kontern einzuladen. Dem Unterhaltungswert der Partie schadete diese Konstellation eindeutig. Und so brauchten die Ice Tigers neben Treutles Paraden sieben Einzelaktionen, um sich den Sieg zu sichern. Nicht alle spielten sich in der Düsseldorfer Zone ab.

Owen Headrick hebt ab

Aktion eins: Samuel Dove-McFalls klaute Blank den Puck an der eigenen blauen Linie und antizipierte den Laufweg des Kollegen Jake Ustorf.

Aktion zwei: Ustorf schob Haukeland die Scheibe nach kurzem Antritt durch die Schoner (31.).

Aktion drei: Treutle hatte sein Tor zu Gunsten eines sechsten Feldspielers verlassen, als O‘Donnell erst den Pfosten traf und dann Rymsha an Ersatztorhüter Barratt scheiterte (59.).

Aktion vier: Auf der anderen Seite meinte Rymsha, die DEG vom Druck befreit zu haben, Owen Headrick aber sprang an der blauen Linie ab, um sich die Scheibe aus der Luft zu holen (dass sie dabei die blaue Linie wohl in vollem Umfang hinter sich gelassen hatte, gehört allerdings auch zur wilden Geschichte dieser Schlussphase).

Aktion fünf: Nach verzweifelten Versuchen führte Roman Kechter den Puck ein letztes Mal um das Düsseldorfer Tor, Gerard ließ diese Chance nicht ungenutzt (60.).

Aktion sechs: In der Verlängerung schlitterte Barratt erneut durch den Torraum, um einen Treffer zu verhindern.

Aktion sieben: Will Grabers feiner Penalty war selbst für einen Ausnahmekönner wie Haukeland nicht zu halten.

Nürnberg: Treutle; Headrick/Weber, Shaw/Braun, Haiskanen/Karrer, Böttner - McKenna/Graber/Barratt, Gerard/Maier/Stoa, Alanov/Dove-McFalls/Heigl, Ustorf/Kechter/Eham. - Tore: 1:0 O‘Donnell (23:41), 1:1 Ustorf (30:32), 2:1 Blank (52:28/5-4). - Schiedsrichter: Schadewaldt/Steingross. - Zuschauer: 7495. - Strafminuten: xx - xx.

Verwandte Themen


8 Kommentare