5:4 gegen Ingolstadt

Blut und Handschuhe auf dem Eis: Ice Tigers ringen die Panther erneut nieder

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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15.11.2024, 22:00 Uhr
Nur ein kleiner Vorgeschmack: Die Ice Tigers bejubeln das 1:1 durch Josef Eham.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn Nur ein kleiner Vorgeschmack: Die Ice Tigers bejubeln das 1:1 durch Josef Eham.

Mitch O‘Keefe ist zu Hause geblieben, also dort, wo er seit Mitte Juli zu Hause ist. Während sich seine Spieler per Instagram aus Portugal, Sizilien und Südtirol gemeldet hatten, unterstützte der Cheftrainer der Ice Tigers seine Kinder dabei, sich an eine Schule und an einen Kindergarten in Nürnberg zu gewöhnen. "Sie machen das sehr gut", sagte der Kanadier, als die kurze Deutschland-Cup-Pause schon wieder zu Ende war. So gut, dass sich O‘Keefe nebenbei auch noch ein bisschen um den nächsten Gegner kümmern konnte.

Kürzlich hatte das schon einmal sehr gut funktioniert. Zum ersten Aufeinandertreffen im Oktober war der ERC Ingolstadt als souveräner Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga an- und mit einer 2:6-Niederlage im Stauraum seines Teambusses wieder abgereist. Für die Ice Tigers war der eindeutige Derbysieg eine Befreiung, an diesem Freitagabend aber nur noch eine schöne Erinnerung. Beim 5:4 (0:1, 3:1, 1:2, 1:0) nach Verlängerung kamen aber neue hinzu.

Diesmal reichte es aber lediglich zwei Punkte - auch weil Schiedsrichter Sean MacFarlane in der 59. Minute ein Foul an Hayden Shaw übersah und Schiedsrichter Lukas Kohlmüller einen hohen Stock von Constantin Braun ahndete und die Ice Tigers in Unterzahl in die Verlängerung schickte. Das späte Ingolstädter 4:4 hatten die Unparteiischen anerkannt, obwohl zuvor das Nürnberger Tor verrutscht war. Eine Pointe hatte sich Evan Barratt da aber noch aufgehoben: Sein Siegtreffer zum 5:4 wurde bejubelt wie der erste Meistertitel für die Ice Tigers.

Ice Tigers starten mit Großchancen

Es war O‘Keefes erste Pause als DEL-Coach. Vor ihm waren schon routiniertere Trainer daran gescheitert, ihre Mannschaften wieder mit der nötigen Aggressivität aufs Eis zu schicken. Dem 40 Jahre alten Kanadier aber ist es offensichtlich gelungen, das Bisschen Urlaubsstimmung in der Trainingswoche konsequent aus der Kabine zu blasen. Die Ice Tigers starteten in Höchstgeschwindigkeit. Marcus Weber, Charlie Gerard und Cole Maier boten sich allein in den ersten zwei beiden Spielminuten so viele Chancen, dass sie zu vergeben als fahrlässig bezeichnet werden muss. Ingolstadt gelang es danach immer wieder, im Nürnberger Drittel die Kontrolle zu übernehmen. Doch so hatte das beim 6:2 vor vier Wochen schon einmal ausgesehen. Echte Chancen hatten die Gastgeber.

Vor allem Gerard und Ryan Stoa blieben gefährlich, scheiterten aber immer wieder an Torhüter Michael Garteig. Und als sich 6109 Zuschauer bereits mit einem unterhaltsamen 0:0 zur ersten Pause zufriedengegeben hätten, vollendete Austen Keating eine feine Kombination über Daniel Pietta, der damit zum Rekordvorlagengeber der DEL-Geschichte wurde (19. Minute). Kürzlich waren die Ice Tigers aber schon einmal 0:1 gegen die Panther zurückgelegen.

Cody Haiskanens großer Auftritt

Und wie damals schlugen sie zurück: Owen Headrick stoppte einen Aufbau der Gäste bereits an der blauen Linie, sah Josef Eham alleine vor dem Tor stehen - Pass und Abschluss waren perfekt (23.). Im Power-Play danach bewies Stoa nach einem Doppelpass mit dem zurückgekehrten Jeremy McKenna, dass er auch gegen Garteig treffen kann (26.). Zwischendurch ermöglichten zwei Fehlentscheidungen in den Nürnberger Verteidigung Philipp Krauß das 2:2 (29.). Dann aber traf Stoa erneut (31.). Das Highlight dabei: Das Solo und die Vorlage des Defensivverteidigers Cody Haiskanen. In diesen 20 Minuten wirkten die Ice Tigers wieder einmal wie eine Spitzenmannschaft.

In den Gästeblock in der Nordkurve kehrte das Leben zurück, als Ryan Stoa Nationalverteidiger Fabio Wagner weit abseits des Pucks mit dem Schläger im Gesicht traf. Wagner verließ das Eis Blut, Stoa in Richtung Strafbank. Zu Beginn der potenziell vierminütigen Strafzeit reagierte Torhüter Leon Hungerecker glänzend gegen Kenny Agostino (46.). Nach einem nahezu identischen Spielzug blieb er gegen Keating ohne Chance. Die weiteren zwei Minuten überstand Nürnberg unter großem Druck. Stoa kehrte zurück, die Gäste erlaubten sich einen Wechselfehler und Samuel Dove-McFalls stellte auf 4:3 (50.).

Maiers 5:3 wurde wegen eines vermeintlichen Gerard-Fouls aberkannt (52.). Es blieb maximal unterhaltsam in der Arena - auch weil Morgan Ellis nach einem Zweikampf mit Alex Breton auf Gerard losging und sich deshalb kurz mit Maier prügeln durfte. Danach übernahmen die Schiedsrichter - und Evan Barratt, der die Arena in Zusammenarbeit mit Gerard an diesem spektakulären Abend explodieren ließ. Danach wollten alle Ice Tigers den Siegtorschützen umarmen. Das hatte man so auch schon lange nicht mehr gesehen.

Nürnberg: Hungerecker; Headrick/Weber, Shaw/Braun, Haiskanen/Karrer, Böttner - McKenna/Graber/Barratt, Gerard/Maier/Stoa, Alanov/Dove-McFalls/Heigl, Ustorf/Kechter/Eham. - Tore: 0:1 Keating (18:18), 1:1 Eham (22:37), 2:1 Stoa (25:47/5-4), 2:2 Krauß (28:45), 3:2 Stoa (30:55), 3:3 Keating (45:36/5-4), 4:3 Dove-McFalls (49:38/5-4), 4:4 Powell (57:42/5-4), 5:4 Barratt (63:19). - Schiedsrichter: Kohlmüller/MacFarlane. - Zuschauer: 6109. - Strafminuten: 17 - 9.

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