Beginn einer Partnerschaft?

Was die Nürnberg Ice Tigers mit Siemens Energy gemein haben (und was nicht)

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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13.11.2024, 15:00 Uhr
Die Stars sind die Hunderte Tonnen schweren Transformatoren im Hintergrund: Ein Erinnerungsfoto für Siemens Energy und die Nürnberg Ice Tigers im Trafowerk Nürnberg.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn Die Stars sind die Hunderte Tonnen schweren Transformatoren im Hintergrund: Ein Erinnerungsfoto für Siemens Energy und die Nürnberg Ice Tigers im Trafowerk Nürnberg.

Natürlich kannte er diese Gegend, auf dem Weg in die Arena ist er oft genug durch die Gartenstadt gefahren. Vom Trafowerk hat er auch gehört, jeder Nürnberger hat irgendwann einmal vom Trafowerk gehört. Aber die E-Mail mit der Einladung ins Trafowerk an einem Dienstagnachmittag hat Lukas Ribarik ähnlich begeistert aufgenommen wie das zwischenzeitliche 0:7 gegen Bremerhaven. Es ist bereits Dienstagabend, als der Eishockey-Profi im Prüffeld des Trafowerks in der Südstadt steht, gerade hat er wie alle seine Kollegen ein extra angefertigtes Bild unterschrieben, die Führung war direkt zuvor mit einem laut knallenden Blitz zu Ende gegangen, und Ribarik sagt: "Oh, Mann, ich bin echt froh, dass ich das hier mal sehen durfte."

Wer in Nürnberg die Ice Tigers sehen will, der kauft sich eine Eintrittskarte. Wer durch das größte Transformatorenwerk der Welt geführt werden will, muss bis zur langen Nacht der Wissenschaften warten – oder von Siemens Energy eingeladen werden. So wie die Ice Tigers. Die Phase der Ungewissheit, warum sie nach dem Training am Vormittag zunächst in einem Besprechungszimmer auf dem Gelände an der Katzwanger Straße saßen, hielt dann auch gar nicht lange an.

Warum Siemens Energy die Nummer eins weltweit ist

Mate Sicenica, Head of Sales Transformers, zählte Gemeinsamkeiten zwischen dem milliardenschweren Energieunternehmen und dem Neunten der Deutschen Eishockey-Liga auf: zum Beispiel Leidenschaft, Präzision, Power. "Bei allem Respekt" erwähnte Sicenica allerdings auch einen Unterschied: "Wir sind die Nummer eins – auf der Welt." Und das lässt sich trotz des ordentlichen Saisonstarts von den Ice Tigers nicht behaupten.

Sicenica gab den Berufssportlern aber das Rezept dazu mit, zunächst einmal die Nummer eins in der Deutschen Eishockey-Liga zu werden: "Glaube. Der Glaube an uns ist der Schlüssel, um die Nummer eins zu werden." Und erstaunlicherweise wirkte er dabei inmitten des in drei Schichten arbeitenden 24-Stunden-Betriebs nicht wie ein Motivationsredner in der Multifunktionshalle einer Stadt auf der Ostalb. Ribarik sagt später, wie gut er das gemacht habe, "das muss ich ihm geben".

Lukas Ribarik über Nürnberg: "Was das für eine geile Stadt ist"

Die neunzehn Eishockeyprofis, die danach mit Sicherheitshelmen und -schuhen durch Fabrikhallen geführt wurden, in denen jedes Jahr 80 Großtransformatoren gebaut und für den Transport nach Taizhou (China), Tutuka (Südafrika) oder Hanekenfähr (Emsland) vorbereitet werden, wirkten dabei aber auch nicht wie Siebtklässler auf Klassenfahrt – was bei Eishockeymannschaften schon im Bereich des Möglichen liegt. Cole Maier und Samuel Dove-McFalls stellten immer wieder Fragen zu den Leistungen der Transformatoren, ließen sich genau erklären, wie das Kupfer aufgewickelt wird. Kapitän Marcus Weber fragte nach den Auswirkungen der Energiewende und Ribarik schien kurz davor, sich nach der Möglichkeit eines Nebenjobs zu erkundigen.

"Nürnberg hat keine Börse, das passt hier viel besser: Menschen mit Helmen, die handwerklich etwas Großes erschaffen, etwas Technisches, das auf der ganzen Welt gebraucht wird." Der 23 Jahre alte Ribarik bezeichnet sich als heimatverbunden, das Trikot der Ice Tigers trägt er mit unübersehbarem Stolz. "Dieser Einblick bestätigt mich in meiner Meinung, was das für eine geile Stadt ist."

"Hochinteressanter Partner": Ice Tigers wollen Kontakt intensivieren

Trotzdem: Warum waren die Nürnberg Ice Tigers an diesem Dienstagnachmittag wirklich im Trafowerk? Siemens Energy lädt schließlich nicht alle Profimannschaften ein. Warum war Geschäftsführer Wolfgang Gastner danach so stolz darauf, dass sich alle Spieler bei allen Mitarbeitern persönlich für die Führung bedankt hatten? Wie der Club, das Kleeblatt oder der HCE stellen auch die Ice Tigers immer wieder fest, dass die Großunternehmen in der Metropolregion nicht an regionalem Sportsponsoring interessiert sind.

Die spannendste Physik-Stunde aller Zeit: Mate Sicenica erklärt, wie im Trafowerk bis zu 80 Großtransformatoren im Jahr hergestellt werden.

Die spannendste Physik-Stunde aller Zeit: Mate Sicenica erklärt, wie im Trafowerk bis zu 80 Großtransformatoren im Jahr hergestellt werden. © Sportfoto Zink / Thomas Hahn

Dieser Kontakt zu einem Global Player aber soll nicht mit einem Händedruck zwischen Co-Trainer und Ex-NHL-Star Jochen Hecht und Sicenica enden. Der Vertrag mit Hauptsponsor NCP läuft mit dieser Saison aus. "Natürlich wäre ein solch erfolgreiches Unternehmen, hier, ganz in der Nähe der Arena, ein hochinteressanter Partner", sagt Gastner. Und auch die Begeisterung und die Aufgeschlossenheit der Vertreter von Siemens Energy signalisierte Interesse. Weitere Treffen wurden vereinbart.

Am Freitag spielen die Ice Tigers wieder in ihrem Maschinenraum, 19.30 Uhr, Arena Nürnberger Versicherung, gegen den ERC Ingolstadt. Auch für das Heimspiel hatte Mate Sicenica einen Auftrag: "Tretet sie in den Hintern. Für uns. Für Nürnberg."

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