23:19 im Arena-Tollhaus

Geht doch, HCE! Gegen Potsdam gibt‘s den ersten Saisonsieg

Andreas Pöllinger

Online-Redaktion, Sport

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6.10.2024, 17:15 Uhr
Anführer beim Pflichtspiel-Debüt für Erlangen: Maciej Gebala gefiel beim heißersehnten Heimsieg gegen den 1. VfL Potsdam prompt.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Anführer beim Pflichtspiel-Debüt für Erlangen: Maciej Gebala gefiel beim heißersehnten Heimsieg gegen den 1. VfL Potsdam prompt.

Dick hingen die Wolken am Himmel. Überlappend drängten sie über der Arena am Kurt-Leucht-Weg, ließen kaum Raum für ein paar Sonnenfenster. Raum für etwas anderes als einen Heimsieg bestand vor 5211 Zuschauern in der Spielhalle des HC Erlangen nicht. Am fünften Spieltag war der HCE gegen den ebenfalls noch punktlosen 1. VfL Potsdam aufgefordert, erstmals die Maximalpunktzahl einzustreichen. Beim 23:19 (12:9), das am Ende vom Videowürfel strahlte, gelang das gegen den Aufsteiger verdient.

Beim Nürnberg-Debüt von Martin Schwalb, den viele in Handball-Deutschland eine Lichtgestalt nennen, galt es, die positive Entwicklung der letzten Wochen endlich in ein passendes Ergebnis zu überführen. "Ich bin kein Superheld oder Heilsbringer, sondern ein Mensch, der Spaß an der Arbeit mit jungen Menschen hat", hatte Schwalb in Bayreuth unter der Woche gesagt. Dass man im Trainerteam mit Johannes Sellin, seinem Vorgänger als Chefcoach, "hoffentlich eine gute Zeit für den HCE kreieren wird", sagte Schwalb vor der Oberfrankenhalle auch.

Eine gute Zeit kreierte der HCE bei seinem ersten Saisonsieg immer wieder, gegen Potsdam auch zu Beginn. Marko Bezjak warf die Hausherren in Führung. Weil Josip Simic davor Steinert im Gesicht getroffen hatte, war nach Prüfung der Videoaufnahmen für den Gäste-Akteur das Spiel vorbei. Die Arena war prompt da, ebenso die HCE-Keeper. Khalifa Ghedbane, der bei Siebenmetern übernahm, parierte den ersten Versuch von Nils Fuhrmann. Den zweiten schaute er an den Querbalken. Dass sich auch Klemen Ferlin bei der Torverhinderung aus dem Spiel rasch reaktionsschnell zeigte, machte es einfacher für die rot-blauen Rucksackträger. Als Tim Gömmel, Erlangens personifizierter Lichtblick, ein erstes Mal per Siebenmeter getroffen hatte, notierte man am Kurt-Leucht-Weg ein 3:0.

Weil erfreulich konzentrierte Erlanger in der Folge unkonzentrierter wurden, war die schöne Führung jedoch bald wieder weg. Gömmels bis zum bitteren Pokal-Ende in Bayreuth siebenmal in Folge bewiesene Qualität bei Siebenmetern, und Maciej Gebala, der nach auskurierter Verletzung am Kreis sein Pflichtspiel-Debüt gab, halfen dem HCE in die Spur zurück. Als Christopher Bissel mit enormer Präzision den Ball in den rechten Winkel gejagt hatte, leuchtete in der 18. Minute ein 9:3 vom Videowürfel und das Zwischentief wirkte wie eine Geschichte aus einer dunklen Vergangenheit.

Es hätte erheblich entspannter werden können für Erlangen, hätte man gegen in dieser Phase überforderte Gäste so weitergemacht. Weil man sich aber erneut einige Unsauberkeiten erlaubte und Potsdam-Keeper Höler nun auch zur Stelle war, wurde der erste Durchgang für Frankens Handball-Erstligisten doch noch strapaziös. Unbeeindruckt von auch wieder reichlich Schatten organisierte Marek Nissen Sekunden vor der Pause trotzdem akkurat das 12:9.

Anstrengend blieb es vor den HCE kompromisslos unterstützenden Heimfans auch nach der Pause. Øverjordet und Gebala gaben oft weiterhin zu unruhigen Hausherren mit ihren Toren etwas Ruhe. Fahrigkeiten und Zeitstrafen brachten Erlangen gleichwohl in Bedrängnis. Potsdam kam auf 13:14 heran. Der HCE kämpfte, hechtete nach jedem Ball. Die Zeit besonders bis zu Svenssons Treffer zum 16:14 sollte jedoch eine quälend lange werden.

Die Unterstützung der HCE-Anhänger, die man in den letzten Wochen und Monaten nicht Erfolgsfans nennen konnte, war enorm. Als der fantastische Gömmel ein ums andere Mal in den Kreis der Brandenburger geflogen und eiskalt verwertet hatte, war die Stimmung im emotionalen Glutofen wieder prächtig, die Arena ein Tollhaus. Ferlin-Paraden, Gebala als Anführer und immer wieder Tim Gömmel, dessen verwandelter Siebenmeter zum 21:17 die Vorentscheidung brachte (57.), sicherten dem HCE einen ungeachtet auch schwächerer Phasen hochverdienten Heimsieg. Das Kempa-Tor von Steinert, das ihm Bissel kurz vor Schluss ermöglichte, ließ in der wetterresistenten Spielhalle am Kurt-Leucht-Weg sogar die Sonne scheinen.

HC Erlangen: Ferlin, Ghedbane; Gömmel (7/4), Gebala (4), Olsson (3), Øverjordet (2), Nissen 1, Bissel 1, Bezjak 1, Svensson 1, Steinert 1, Link 1, Bauer 1.

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