Bitteres 27:28 gegen Gummersbach

Fast in der Verlängerung: Der HCE gefällt beim Einstand von Martin Schwalb in Bayreuth großteils

Andreas Pöllinger

Online-Redaktion, Sport

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2.10.2024, 21:30 Uhr
Er gibt beim HC Erlangen jetzt die Richtung vor: Der erfahrene und hochdekorierte Martin Schwalb soll die Franken als Chefcoach aus dem Bundesliga-Keller lenken.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Er gibt beim HC Erlangen jetzt die Richtung vor: Der erfahrene und hochdekorierte Martin Schwalb soll die Franken als Chefcoach aus dem Bundesliga-Keller lenken.

Dass man in Erlangen am Vortag wieder einmal den Chefcoach gewechselt hatte, ließ sich erklären. Unter Johannes Sellin, in Bayreuth trotzdem auf der Bank, hatte der Fast-Absteiger nur ein Pflichtspiel gewonnen, in der brisanten Phase des Klassenkampfs und seitdem: keines mehr. Nach vier Partien ohne Punkt klebt der HCE in der Bundesliga-Tabelle daher ganz unten. Hätte man das Festhalten an Sellin und die verständliche Rückendeckung nicht zur öffentlichen Doktrin erhoben, die Fortschritte gegenüber der Vorsaison und den Willen zur weiteren Zusammenarbeit zuletzt seltener betont: das frühe Chefcoach-Aus in der Startphase der neuen Saison hätte vermutlich weniger überrascht.

Von der weiterhin großen Wertschätzung für Sellin, der Erlangens Trainerteam in anderer Funktion erhalten bleiben soll, berichteten Erlangens Verantwortliche auch vor dem Pokalspiel in Bayreuth. Für Bundesliga-Punkte und damit Ruhe rund um Frankens ob der ausbleibenden Ergebnisse doch unruhig gewordenen Handball-Erstligisten soll seit Dienstag speziell jedoch Martin Schwalb sorgen.

HC Erlangen verpasst Teilerfolg um Haaresbreite

Prädestiniert dafür, die Rückkehr der Siege voranzutreiben, scheint die Handball-Legende. Als Spieler und Trainer hat Schwalb alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Mehrfach zum Teil, natürlich auch den DHB-Pokal. Dass Schwalb auf dem Markt war und mit seiner bekannt großen Trainerbegeisterung Lust auf die anspruchsvolle Aufgabe hatte, war wesentlich für den Chefcoach-Wechsel. Ein erstes Ergebnis sah man in der Oberfrankenhalle am Mittwoch um ein Haar.

Mit Nissens Zug zum Tor und flotter Ballzirkulation erspielte und behauptete der HCE sich gegen Gummersbach zunächst eine Zwei-Tore-Führung. Kurz nachdem der Ball über Nissen und Steinert bei Stefan Bauer gelandet war, bedeutete der bereits zweite Treffer des in Berlin bei ähnlichen Abschlüssen noch glücklosen Kreisläufers das 4:1 (7.). Aufkeimende Ungenauigkeiten kompensierte Hampus Olsson durch seine mit Sprungkraft gepaarte Zielsicherheit und Klemen Ferlin mit seinen Paraden. Als der in der Hauptstadt zuletzt blendend aufgelegte HCE-Keeper das Spielgerät nach einem Bauer-Block kurzerhand selbst ins Tor der Oberbergischen geworfen hatte, führten die Gastgeber in ihrer oberfränkischen Pokal-Halle 6:2 (11.). Die Stimmung bei den Handballfans in der Festspielstadt war aufgrund eines im Angriff ausbalancierten Auftritts durchaus festlich.

Obling, Olsson und der Rückstand des HCE zur Pause

Der Bruch im Erlanger Spiel nach einer knappen Viertelstunde und Olssons Treffer zum 8:5 war umso eklatanter. Weil die HCE-Werfer nun reihenweise am Ex-Erlanger Bertram Obling scheiterten oder in Person von Antonio Metzner etwa das Tor des Europapokal-Teilnehmers auch anderweitig verfehlten, flog das Momentum auf die Gummersbacher Seite. Der HCE verlor an Ruhe und Genauigkeit. Er kassierte in der Defensive die Zeitstrafen, die zuvor der VfL im Stressreflex kassiert hatte.

Gummersbach, 2022 als Zweitligist Erlangens letzter Gegner vor dem Final Four, nutzte dies konsequent. Olssons Treffer zum 9:11 war umso wichtiger (23.). Als Tim Gömmel - zuvor waren Steinert, Olsson und er selbst bei Siebenmetern an Obling verzweifelt - endlich einen Siebenmeter gegen den dänischen Schrei-Schlussmann verwandelt hatte, war der Jubel groß. Die Sicherheit war damit aber noch nicht zurück im Spiel des HCE. Als Metzner kurz vor dem Aufjaulen der Pausensirene getroffen hatte, hieß es 12:15.

Ein starker Khalifa Ghedbane, der seine Reaktionsschnelligkeit anstelle von Ferlin nun einsetzte, half dem HCE nach Wiederbeginn mit zahlreichen Paraden. Weil der algerische Nationaltorwart kurz nach diesen gegen einen weiterhin entschlossen abschließenden VfL ohne Unterstützung trotzdem machtlos war, kam Erlangen zunächst aber nicht substantiell heran. Da Gömmel Siebenmeter um Siebenmeter bald schon Obling um die Ohren warf, der HCE auch in der Abwehr wieder zulegte, änderte sich das.

Als Stephan Seitz das 21:23 erzielt hatte (48.), war das Momentum vor 2853 Zuschauern hör- und sichtbar auf Erlangens Seite wieder. Alle standen: die Erlanger auf der Bank, Schwalb, Sellin. Als Gömmel vor Vujovic den Ball brillant gefangen und Seitz den darauffolgenden Gegenstoß zum 25:25 verwertet hatte, war die Stimmung auf dem Höhepunkt (53.).

Sieben verwandelte Siebenmeter in Folge: Gömmel und die Chance auf die Zusatzschicht

Die ortsansässigen oder angereisten Handballfans standen weiter. Sie klammerten sich an mintfarben Stangen, setzten ihre Hoffnung auf Ghedbanes Fabelparaden und Gömmels Sicherheit vom Siebenmeterstrich. Als der junge Mittelfranke, in Oberfranken Garant für ein tolles HCE-Spiel, nach sieben verwandelten Versuchen in Folge mit dem letzten Versuch an VfL-Keeper Kuzmanovic gescheitert war, war die Verlängerung verpasst, der Spielstand von 27:28 nicht mehr zu korrigieren. Mehr Hoffnung auf Punkte hatte Erlangen in Bayreuth trotzdem gemacht.

HC Erlangen: Ferlin (1), Ghedbane: Gömmel (8), Nissen (5), Olsson (4), Bauer (3), Seitz (2), Øverjordet (1), Bezjak (1), Metzner (1), Büdel (1).

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