Handball

Black Night ohne Happy-end: HC Erlangen trennt sich 22:22 von Schlusslicht Balingen-Weilstetten

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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19.12.2023, 21:15 Uhr
Eine intensive Partie auf Augenhöhe, zumindest für Lutz Heiny und den HC Erlangen war das keine gute Nachricht.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Eine intensive Partie auf Augenhöhe, zumindest für Lutz Heiny und den HC Erlangen war das keine gute Nachricht.

Auch neun Jahre nach dem ersten Aufstieg in die 1. Bundesliga sind sie beim HC Erlangen zurecht stolz darauf, sich regelmäßig mit Klubs wie dem THW Kiel, der SG Flensburg-Handewitt oder den Rhein-Neckar Löwen messen zu dürfen. Weil Erlangens Bundesliga-Handballern in dieser Saison aber noch keine Überraschung gegen diese Klubs gelungen ist, muss die Mannschaft hart arbeiten, damit sie beim HCE auch in der kommenden Saison stolz darauf sein können, sich mit ein paar der weltbesten Teams messen zu dürfen.

In einer einigermaßen wankelmütigen Hinrunde gab es beim HCE fast nur mit Blick auf die Tabelle Konstanz. Eine Konstanz, die sie gerne ablegen würden. Ein Platz nahe der Abstiegszone ist ja eigentlich nicht vorgesehen im Entwicklungsplan. Und weil die großen Überraschungen bisher eben ausblieben, steht die Mannschaft von Hartmut Mayerhoffer in den Begegnungen mit den Tabellennachbarn regelmäßig unter großem Druck.

Bisher kein Problem mit Druck

Dass die Mannschaft mit diesem Druck gut umgehen kann, hat sie allerdings genauso regelmäßig unter Beweis gestellt. Gegen Wetzlar, gegen Göppingen und am vergangenen Freitag in Stuttgart holte der HCE wichtige Siege gegen direkte Konkurrenten, auch im Heimspiel gegen Schlusslicht Balingen-Weilstetten waren zwei Punkte fest eingeplant.

Dass es an diesem Abend nur ein Punkt werden könnte, ließ aber bereits der Halbzeitstand von 10:10 erahnen, nach 60 Minuten stand tatsächlich ein 22:22-Unentschieden auf dem Videowürfel.

Mit Blick auf die Tabelle hätte es eigentlich keine zusätzliche Motivation für Mannschaft und Fans benötigt, auf der Geschäftsstelle des HC Erlangen hatten sie trotzdem noch zwei Ideen entwickelt. Zum einen war für den Abend die erfahrungsgemäß sehr stimmungsvolle "Black Night" ausgerufen worden, zum anderen wurde genau 24 Stunden vor dem Anwurf die Vertragsverlängerung mit Nationalspieler Christoph Steinert bekanntgegeben.

Nikolai Link sieht Rot

Als sich der Rauch der Wunderkerzen verzogen und Steinert unter großem Applaus mit seinen Kollegen aufs Feld gebeten worden war, sahen 6068 Zuschauerinnen und Zuschauer tatsächlich das, was die Tabelle angekündigt hatte: maximal intensiven Überlebenskampf in der Handball-Bundesliga.

In den ersten zehn Minuten trafen die Gastgeber lediglich ein einziges Mal ins Tor, nach nicht einmal acht Minuten hatte Mayerhoffer Redebedarf. Auf der Erlanger Bank herrschte fortan reger Betrieb, aber wirklich besser wurde es zunächst nicht. Als Balingen nach 20 Minuten beim Stand von 7:5 für die Gäste selbst eine Auszeit beantragte, lagen die Nerven beim HCE bereits einigermaßen blank. Der sonst so ruhige Simon Jeppsson brüllte alles und jeden an, Nikolai Link pfefferte eine Trinkflasche auf den Boden - und hatte knapp drei Minuten später frühzeitig Feierabend, weil die Schiedsrichter eine Abwehraktion nach Videostudium mit der Roten Karte bedachten.

Mal wieder ein stimmungsvoller Abend, nur das Ergebnis stimmte nicht bei der Black Night. 

Mal wieder ein stimmungsvoller Abend, nur das Ergebnis stimmte nicht bei der Black Night.  © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Einfacher machte das die Aufgabe natürlich nicht für Erlangen, immerhin hatte die schwarze Wand um das Spielfeld herum nun auch ohne Wunderkerzen Feuer gefangen. Kapitän Christopher Bissel und der engagierte Jonathan Svensson heizten die Stimmung weiter an und nun traf auch endlich Jeppsson. Sein humorloser Abschluss bedeutete kurz vor der Halbzeitpause den Ausgleich, wobei der HCE sogar mit einer Führung in die Kabine hätte gehen können, wäre Veit Mävers nicht gleich zwei Mal vom Siebenmeterpunkt am furiosen Mohamed El-Tayar gescheitert.

Obling überragt, aber Balingen kommt zurück

Nach dem Seitenwechsel verlor die Partie nicht an Intensität, allerdings stand die Deckung auf beiden Seiten nun nicht mehr ganz so kompakt und kamen beide Mannschaften etwas leichter zu Abschlüssen. Jeppssons Spiel kam das entgegen, Tim Zechel wurde jetzt vermehrt am Kreis gefunden, absetzen konnte sich der HCE aber nicht.

Kleinigkeiten, das stand spätestens nach 50 Minuten fest, würden diese Schlacht nun entscheiden. Bertram Obling bot mit seiner Parade in Unterzahl mehr als eine Kleinigkeit und legte 69 Sekunden vor Schluss beim Stand von 21:21 noch eine nach. Seinen Vorderleuten bot sich so die Gelegenheit, das Spiel mit dem vorletzten Angriff zu entscheiden. Tatsächlich ließ Jeppsson noch einmal den Ball im Balinger Tor zappeln, doch Nikola Grahovac hatte keine Lust auf ein Happy-end bei der Black Night und traf sieben Sekunden vor dem Ende zum 22:22-Endstand.

Erlangen: Ferlin, Obling; Jeppsson 6, Zechel 5, Svensson 4, Büdel 3, Bissel 2, Olsson 1, Steinert 1, Link, Heiny, Guardiola, Mävers, Lonborg, Seitz, Bialowas.

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