Fußball-Landesliga Nordost

Weißenburger 0:4 gegen Münchberg: Saisonabschluss mit Emotionen und Extremen

Uwe Mühling

21.5.2024, 10:21 Uhr
Langjährige TSVler: Dieter Siol (links) und Franz Wokon (rechts) verabschiedeten vor Spielbeginn beim TSV 1860 Weißenburg die beiden Trainer Markus Vierke und Michael Seitz, Physiotherapeut Johannes Stöhr sowie die Spieler Daniel Hofrichter, Johannes Meyer, Max Pfann, Tobias Schnitzlein und Philipp Schwarz (von links).

© Uwe Mühling, WT Langjährige TSVler: Dieter Siol (links) und Franz Wokon (rechts) verabschiedeten vor Spielbeginn beim TSV 1860 Weißenburg die beiden Trainer Markus Vierke und Michael Seitz, Physiotherapeut Johannes Stöhr sowie die Spieler Daniel Hofrichter, Johannes Meyer, Max Pfann, Tobias Schnitzlein und Philipp Schwarz (von links).

Auf der einen Seite hieß es bei den Weißenburgern „Servus“ sagen, denn neben dem langjährigen, erfolgreichen Trainerduo Markus Vierke/Michael Seitz wurden vor dem Anstoß auch mehrere Spieler und Leistungsträger des TSV 1860 verabschiedet.

Wehmut und Meisterjubel

Auf der anderen Seite nutzten die Münchberger ihre Chance auf die Meisterschaft. Sie gewannen mit 4:0 und überholten noch den Konkurrenten TSV Buch, der sich eine überraschende 1:4-Heimpleite gegen den ASV Weisendorf leistete. Buch muss (oder darf) nun in die Bayernliga-Relegation, während Münchberg in Weißenburg ausgiebig den Titel und den direkten Aufstieg zusammen mit den vielen mitgereisten Fans feierte.

Insofern gab es in beiden Lagern beim TSV 1860 sowie bei der Eintracht viele Emotionen und auch extrem unterschiedliche Stimmungen. Bei den Weißenburgern waren Wehmut über die Abschiede und Enttäuschung über die abschließende Heimpleite unübersehbar, bei den Münchbergern gab es hingegen Freudentränen und Meisterjubel.

Viele Verabschiedungen

Gleich nach dem stimmungsvollen Einlaufen (mit Kindern des TSV 1860 und der SG Ramsberg/St. Veit) gab es aus Weißenburger Sicht einen einschneidenden Moment, denn die Verabschiedung von Trainer Markus Vierke sowie Co- und Torwarttrainer Michael Seitz markierte das Ende einer Ära – einer Ära mit „sehr viel Erfolg“, wie der stellvertretende Vorsitzende Franz Wokon betonte. Er nahm die Verabschiedung zusammen mit Pressewart Dieter Siol vor und dankte dem Duo Vierke/Seitz für all den Einsatz und die Leidenschaft über sieben Jahre hinweg. Das sei heutzutage eine sehr lange Zeit im Trainerbereich. „Wir bedauern es sehr, dass diese Zeit nun zu Ende geht“, sagte Wokon im Namen des Vorstands.

So jubelten die Münchberger direkt nach dem Schlusspfiff über den Meistertitel.

So jubelten die Münchberger direkt nach dem Schlusspfiff über den Meistertitel. © Uwe Mühling, WT

Der Abschied und Dank ging auch an den scheidenden Physiotherapeuten Johannes Stöhr sowie an mehrere langjährige Spieler, die zumeist auch schon im Jugendbereich beim TSV 1860 am Ball waren. Neun Jahre waren es insgesamt bei Philipp Schwarz, der bei den Herren auf 106 Spiele kam und der nun im Sommer zum Liga-Konkurrenten SC Großschwarzenlohe wechselt. Auf acht Jahre brachte es Daniel Hofrichter, der schon als junger Mittelfeldmann zum Führungsspieler avancierte und nun nach 155 Herren-Partien beim TSV zum VfB Eichstätt (Bayernliga oder Regionalliga) wechselt.

Sechseinhalb Jahre bei den Weißenburger Herren spielte zudem Torjäger Max Pfann, der in dieser Zeit auf 182 Einsätze kam und nun ebenso zum SV Alesheim (Kreisliga oder Bezirksliga) geht wie Tobias Schnitzlein nach fünf TSV-1860-Jahren und 109 Spielen bei den Herren.

Zurück zum Heimatverein

Last but not least verabschiedete Franz Wokon auch Johannes Meyer, der in den vergangenen beiden Spielzeiten als Innenverteidiger einer der wichtigsten Garanten für den Klassenerhalt in den Landesligen Südwest und Nordost war, praktisch nie fehlte und auf 83 Einsätze kam. Meyer, der auch schon in der Jugend in Weißenburg gespielt hat und den TSV 1860 gegen Münchberg als Kapitän anführte, kehrt wie Pfann zu seinem Heimatverein zurück und wird Spielertrainer der SG Pfofeld/Theilenhofen.

Letztes Saisonspiel: Die Weißenburger um Johannes Meyer (vorne) versuchten dagegenzuhalten, doch Münchberg erwies sich als zu starker Gegner, der verdient gewann und Meister wurde (mehr Bilder unter www.nn.de/weissenburg).

Letztes Saisonspiel: Die Weißenburger um Johannes Meyer (vorne) versuchten dagegenzuhalten, doch Münchberg erwies sich als zu starker Gegner, der verdient gewann und Meister wurde (mehr Bilder unter www.nn.de/weissenburg). © Uwe Mühling, WT

Alle zusammen standen diese Akteure in ihrem Abschiedsspiel in der Startelf und sahen sich gleich einem regelrechten FC-Sturmlauf gegenüber. Selbigen konnte Marco Jäger nur durch ein Foul stoppen und Lucas Köhler verwandelte den fälligen Elfmeter zum 0:1 (8. Minute). Fünf Minuten später legte Jonas Köhler per Kopfball zum 0:2 für die Oberfranken nach. Das alles ging für den TSV-1860-Kicker ein wenig zu schnell, doch sie kämpften sich rein und konnten sich ein wenig aus der Umklammerung lösen, hatten aber Pech, dass Philipp Meier nach einer Freistoßflanke von Schwarz nur an den Pfosten köpfte (22.). Münchberg machte es auf der Gegenseite genauer und vollendete durch Jan Hüttemann zum 0:3. Die große Chance zum 1:3 hatte noch vor der Pause Max Pfann, doch er setzte einen Handelfmeter weit über das Tor (33.).

"Wir hatten uns mehr erhofft"

Die zweite Hälfte begann mit dem 0:4 durch Timo Frank in der 53. Minute. Damit war die Partie natürlich entschieden. Die Gäste aus dem Landkreis Hof schalteten einen Gang zurück, die Hausherren waren nun ebenbürtig und hatten mehrere gute Gelegenheiten zur Ergebniskosmetik. Daniel Hofrichter, der auch in seinem letzten Spiel für Weißenburg alles gab, hatte Pech und köpfte an die Latte (72.). Zudem verfehlte sein Schlenzer aus spitzem Winkel knapp das Ziel (79.). In der 83. Minute fiel der Ball im Strafraum vor die Füße von Niklas Schmied, der aus acht Metern über das Tor schoss. Zumindest der Ehrentreffer wäre hochverdient gewesen, sollte aber einfach nicht fallen.

„Klar hatten wir uns mehr erhofft. Wir wollten der Spielverderber sein, doch es war einfach nicht mehr drin, weil uns der Gegner überlegen war“, stellte Markus Vierke nach dem Schlusspfiff fest. „Münchberg hat gezeigt, dass es zurecht vorne steht, ich habe Respekt vor dieser Mannschaft“, sagte der Weißenburger Trainer und gratulierte ebenso wie sein „Co“ den Oberfranken zur Meisterschaft.

Die Weißenburger Coaches zeigten sich „sehr dankbar, dass wir den Klassenerhalt schon vorher festgenagelt haben“ und freuten sich über den „schönen Rahmen“ mit vielen Zuschauern im letzten Match. Die sieben Jahre beim TSV 1860 waren nach den Worten von Seitz eine „einzigartige Geschichte mit vielen unvergesslichen Spielen und Erlebnissen“. Und „Micha“ Seitz sprach auch für Markus Vierke, als er feststellte: „Wir gehen schweren Herzens.“ Wie eingangs schon gesagt: Es war ein sehr emotionaler Abschluss.

Die Spielstatistik

TSV 1860 Weißenburg: Herter (46. Rogner), Jäger, Leibhard, Philipp Meier, Johannes Meyer, Hofrichter, Schwarz (63. Lehner), Ljiko (52. Lukas Siol), Renner (74. Schmied), Schnitzlein (69. Morgenroth), Pfann.

FC Eintracht Münchberg: Jonas Lang, Richter (85. Thorsten Lang), Ott, Jonas Köhler, Kolb (74. Mal), Lucas Köhler (76. Preißinger), Frank (67. Stumpf), Hüttemann, Vuckov, Kaschel (67. Felix Lang), Söllner.

Schiedsrichter: David Kern (DJK Wülfershausen); Zuschauer: 350; Tore: 0:1 Lucas Köhler (8. Minute, Foulelfmeter), 0:2 Jonas Köhler (13.), 0:3 Jan Hüttemann (25.), 0:4 Timo Frank (53.).

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