Leserumfrage

Seeweihermauer in Weißenburg: Welche Variante ist die schönste?

Robert Renner

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17.7.2024, 05:00 Uhr
Der „Historische Verschluss“ wird vermutlich von vielen gewünscht, erweist sich aber bei genauer Betrachtung als die aufwendigste Lösung.

© Visualisierung: Stadtbauamt Der „Historische Verschluss“ wird vermutlich von vielen gewünscht, erweist sich aber bei genauer Betrachtung als die aufwendigste Lösung.

Der Stadtrat muss bei seiner Sitzung am Donnerstag, 25. Juli, um 17 Uhr im Gotischen Rathaus entscheiden, auf welche Art und Weise das Loch in der Seeweihermauer geschlossen werden soll.

Wie berichtet, war Mitte August vergangenen Jahres ein Teilbereich der idyllischen Stadtmauerpartie eingestürzt.

Notsicherung

Die Mauerreste wurden notgesichert, können aber nicht in diesem Zustand bleiben. Auf diesem Standpunkt steht auch das Landesamt für Denkmalpflege (LfD).

Zur Form des Lückenschlusses hat das LfD relativ wenige Vorgaben gemacht. Wichtig ist den Denkmalpflegern, dass die Trauf- und Firsthöhen wie gehabt bleiben und sich die Silhouette der Stadtmauerpartie nicht verändert.

Das Spektrum der Vorschläge reicht vom Wiederaufmauern mit Bruchsteinen über eine Füllung aus Beton, eine Lösung mit Stelen aus Cortenstahl oder Holz bis hin zu einer begrünten Metallkonstruktion.

Erarbeitet hat die Varianten ein Team des Stadtbauamtes mit Stadtbaumeisterin Jennifer Beiche, Ulrich Heiß, Josefine Raab und Thomas Brechenmacher.

Vier Lösungen

Bei allen vier Lösungen mussten sie bedenken, dass neben den Vorgaben des LfD der Mauerstumpf und der Straßenkörper auf der Mauerrückseite gesichert werden und die Mauerbiegungen aufgenommen werden müssen.

Außerdem soll bei jeder Lösung ein Zugang entstehen, sodass man diesen Teil der Stadtmauer wieder begehen kann.

Die Variante „Stelen“ sieht einen Lückenschluss durch Ständer aus Stahl oder Holz in Abständen vor. Schräg betrachtet ergibt sich eine Fläche, frontal kann man hindurchblicken.

Die Variante „Stelen“ sieht einen Lückenschluss durch Ständer aus Stahl oder Holz in Abständen vor. Schräg betrachtet ergibt sich eine Fläche, frontal kann man hindurchblicken. © Visualisierungen: Stadtbauamt

Viele hoffen freilich auf eine möglichst originalgetreue Wiederaufmauerung, der die Variante „Historischer Verschluss“ am nächsten käme.

Doch diese erweist sich als bautechnisch äußerst anspruchsvoll und wohl auch als die teuerste Lösung, wenngleich eine exakte Kostenangabe derzeit für keine der Varianten möglich ist.

Sichtbare Ergänzung

Geschaffen werden muss beim „Historischen Verschluss“ erst einmal ein Stahlbetonkern, denn eine reine Natursteinmauer würde auf dem wenig tragfähigen Untergrund nicht dauerhaft halten.

Der Stahlbetonkern würde mit Natursteinen verkleidet – was bei der überhängenden Mauer schwierig werden dürfte – und das Dach samt Wehrgang aufgesetzt.

Die Ergänzung im Mauerwerk wird auf jeden Fall sichtbar sein, machte Stadtbaumeisterin Beiche bei der Vorstellung der Entwürfe deutlich.

Schon alleine deswegen, weil neue Bruchsteine eine andere Färbung und Größe hätten als der Mauerrest.

Der „Moderne Verschluss“ sieht eine reine Stahlbetonlösung vor. Anders als bei der ersten Variante würde es hier keine Vormauerung mit Natursteinen geben.

Der „Moderne Verschluss“ sieht eine reine Stahlbetonlösung vor. Anders als bei der ersten Variante würde es hier keine Vormauerung mit Natursteinen geben. © Visualisierungen: Stadtbauamt

Die noch im Seeweiher liegenden Bruchsteine wieder zu verwenden ist Oberbürgermeister Jürgen Schröppel zufolge kaum möglich. Hinzu kommt bei dieser Lösung ein hoher Aufwand für die Detailplanung und die Statik.

Kein Grau in Grau

Für die Variante mit dem Arbeitstitel „Moderner Verschluss“ würde im Vergleich zum „Historischen Verschluss“ quasi auf die Natursteinverblendung verzichtet.

In diesem Fall würde der gesamte Lückenschluss inklusive Dach und Dachkonstruktion aus Beton geschaffen.

Im Stadtbauamt wurde, um ein „Grau in Grau“ zu vermeiden, die Idee geboren, das Altmaterial aus dem Seeweiher dem Beton fein gemahlen zuzuschlagen, um ihn einzufärben – bräunlich fürs Mauerwerk, rötlich fürs Dach.

Dass auch hier der Lückenschluss sichtbar wird, versteht sich – wie auch bei den beiden weiteren Vorschlägen – von selbst.

Detailplanung, Statik und Bau würden ebenfalls sehr aufwendig werden.

Geringer Aufwand

Der dritte Lösungsansatz trägt den Titel „Stelen“. Hierbei würden Ständer aus Cortenstahl – denkbar ist auch Robinienholz – in gewissen Abständen in die Lücke eingesetzt, um die Konturen der Stadtmauer nachzuzeichnen.

„Rankgerüst“ ist der vierte Vorschlag betitelt. Er stellt die filigranste und wohl kostengünstigste Lösung dar und bringt weniger statische Ansprüche mit sich, ist aber pflegeaufwendiger.

„Rankgerüst“ ist der vierte Vorschlag betitelt. Er stellt die filigranste und wohl kostengünstigste Lösung dar und bringt weniger statische Ansprüche mit sich, ist aber pflegeaufwendiger. © Visualisierungen: Stadtbauamt

Schaut man seitlich darauf, sieht es wie ein Lückenschluss aus. Je frontaler man darauf blickt, desto mehr ergibt sich aber ein Durchblick, „ein Spiel von offen und geschlossen“, wie es Jennifer Beiche nennt.

Hier entstünde im Vergleich aller vier Vorschläge der geringste Aufwand im Bauunterhalt. Die Herstellung ist ebenfalls deutlich einfacher als beim „Historischen Verschluss“ und beim „Modernen Verschluss“.

Detailplanung und Statik wären einfacher, die Kosten geringer als bei den ersten beiden Varianten.

Begrünung möglich

Die dürften sich nochmals reduzieren, käme der Vorschlag mit dem Namen „Rankgerüst“ zum Zuge. Die Stahlkonstruktion würde Rankgitter erhalten und begrünt werden.

Hier ergibt sich nach den Worten Beiches „ein Spiel aus Transparenz und Nichttransparenz“. Die Frage sei freilich, welche Pflanzen dafür geeignet wären und wo sie wurzeln könnten.

Weitere Vorteile beim „Rankgerüst“ wären ein geringer Aufwand in der Herstellung sowie in der Statik.

Der Bauunterhalt dürfte aber höher sein als bei den „Stelen“, nicht ganz so hoch allerdings wie beim „Historischen Verschluss“ oder beim „Modernen Verschluss“.

Das Stadtbauamt hat sich für die „Stelen“ ausgesprochen, im Gegensatz zum Gestaltungsbeirat, der den „Historischen Verschluss“ bevorzugt.

Und das Landesamt für Denkmalpflege zeigt sich mit allen vier Varianten einverstanden.

Förderung beantragt

Ein Zuschuss über den Entschädigungsfonds des Freistaates Bayern ist wohl auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, weil der Fonds stark beansprucht wird.

Daher hat das Stadtbauamt bei der Städtebauförderung angefragt. Diese „würde miteinsteigen“, berichtet die Stadtbaumeisterin – und zwar bei jeder.

Wichtig sei lediglich, dass das Objekt für die Öffentlichkeit erlebbar werde, was eben durch die Zugänglichkeit erreicht werden soll.

Klappt es mit dem Beschluss im Stadtrat noch im Juli, könnte ab September bis etwa März das Vergabeverfahren für einen Statiker und einen Architekten erfolgen.

Baubeginn 2026?

Die Planungen würden dann bis ins Frühjahr 2026 dauern, in dem auch der Baubeginn denkbar wäre. Wie lange sich die Arbeiten hinziehen werden, hängt natürlich von der gewählten Lösung ab.

Sie, werte Leserinnen und Leser, können uns ihre bevorzugte Variante bei unserer Leserumfrage mitteilen.

Schreiben Sie den Namen des von Ihnen präferierten Vorschlags samt Ihrem Namen und Ihrer Adresse auf, und werfen sie das Blatt in unseren Briefkasten.

Oder senden Sie uns eine E-Mail mit ihrer Wahl und ebenfalls der vollständigen Nennung von Name und Anschrift an umfrage@weissenburger-tagblatt.com. Alternativ können Sie an der Umfrage auf unserem Instagram-Account teilnehmen.

Wir werten die Zuschriften, die uns bis Montagabend erreichen, aus und veröffentlichen das Ergebnis noch vor der Stadtratssitzung.

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