Historische Stadtmauer

In der Sturmnacht: Teil der Seeweihermauer in Weißenburg eingestürzt

Robert Renner

18.8.2023, 02:17 Uhr
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist ein Teil der Seeweihermauer in Weißenburg eingestürzt.

© R0BERT RENNER In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist ein Teil der Seeweihermauer in Weißenburg eingestürzt.

Die schiefe Mauer von Weißenburg steht nicht mehr. Jener Teil der historischen Stadtmauer an der idyllischen Seeweiherpartie, der sich seit Jahrzehnten zur Seite geneigt, ist heute Nacht umgestürzt. Ob dies mit dem vorausgegangenen Unwetter, das über das Weißenburger Land hinweg zog, zusammenhängt, ist offen. Verletzt wurde bei dem Einsturz niemand.

Die telefonische Nachricht der Polizei kam kurz nach Mitternacht und klang im ersten Moment wie ein schlechter Scherz: „Ein Teil der Stadtmauer ist eingestürzt.“ Schnell war dem Reporter aber klar, dass es sich um eine reale Geschichte und nur um den westlichen Teil der Seeweihermauer handeln konnte, denn der neigt sich – stärker als beispielsweise der schiefe Turm von Pisa, seit Jahren zur Seite.

Dass das stadtbildprägende Bauwerk an der Schokoladenseite der fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigung Weißenburg nicht mehr sicher steht und einstürzen könnte, war seit Jahren bekannt. Im Stadtbauamt war man auch nicht untätig. Seit längerem wurde in Zusammenarbeit mit Experten und Denkmalfachleuten an einem Sanierungskonzept gearbeitet.

Mit Kosten von mehreren Millionen Euro wurde seither für die Sicherung gerechnet. Dafür sollten hinter der Stadtmauer Verankerungen aus Stahl und Beton in den Boden eingelassen werden. Auch Verpressungen mit Spezialbeton im Mauerwerk und andere Maßnahmen waren im Gespräch.

Es handelt sich um den Mauerabschnitt östlich des Turms am sogenannten Knebberlesbuck. Jener Bereich, der auch den Straßennahmen "Seeweihermauer" trägt. Schon seit 2020 war die Stelle zwischen den drei Türmen 37 und 39 auf der Stadtseite mit einem Bauzaun abgesperrt.

Die Ausbauchung des altehrwürdigen Gemäuers war deutlich zu sehen. Auch eine Metallstange auf der Wasserseite, die in diesem Bereich zur Winkelmessung dient, ist merklich nach unten gekippt.

Die Sanierung werde definitiv „anspruchsvoll“, sagte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel bereits 2020, als er das Thema erstmals im Bauausschuss des Stadtrats ansprach. Die Stadtmauer gründet nicht auf einem Fundament. „Ich sag‘ es jetzt mal salopp, sie steht auf Dreck“, verdeutlichte der OB damals.

Der betroffene Teil der Stadtmauer stammt der Denkmaltopografie für Weißenburg von Gotthard Kießling zufolge aus dem 14./15. Jahrhundert, als die Stadtbefestigung nach Süden erweitert wurde. Der Umfang dieser Maßnahme war gewaltig und dauerte Jahrzehnte. Weißenburg verdoppelte dabei beinahe seine ummauerte Fläche.

Erschwerend kam hinzu, dass der Baugrund sumpfig war und die Stadtmauer „umfassende Aufschüttungen“ benötigte, wie es in der Denkmaltopografie heißt. Und just im Bereich der eingestürzten Stelle verlief ursprünglich auch der Stadtbach, der verlegt und sein Untergrund verfüllt wurde.

Das trug ebenfalls zum unsicheren Stand bei, und der Mauerbereich begann sich schon währen des Baus zu neigen, weshalb man dagegen anmauerte und schon damals auch weitere Sicherungsmaßnahmen ergriff.

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