Worte im Advent

„Welche Art Lösung wollen wir für unsere Probleme?“ Gedanken von Dekan Markus Rausch zu Weihnachen

22.12.2024, 08:00 Uhr
Seine Gedanken zum vierten Advent beginnt Markus Rausch mit einem Witz. Seit 1. Juli 2020 leitet er das evangelisch-lutherische Dekanat Pegnitz. Ende 2024 verlässt er Kirchengemeinde und Dekanat und wird Pfarrer in Gefrees. Am vierten Adventssonntag wird er offiziell verabschiedet.

© Brigitte Grüner Seine Gedanken zum vierten Advent beginnt Markus Rausch mit einem Witz. Seit 1. Juli 2020 leitet er das evangelisch-lutherische Dekanat Pegnitz. Ende 2024 verlässt er Kirchengemeinde und Dekanat und wird Pfarrer in Gefrees. Am vierten Adventssonntag wird er offiziell verabschiedet.

Ein älterer Herr kam zum Optiker: "Was kostet denn so ein Hörgerät?"

Optiker: "Es gibt Modelle zwischen zwei und 2.000 Euro."

Senior: "Ein Hörgerät für 2 Euro? Das will ich sehen!"

Der Hörgeräteakustiker legt dem Kunden ein kleines blaues Ding aus Gummi mit einem Kabel vor. Der Kunde zieht die Augenbrauen hoch.

Optiker: "Sie müssen sich das Gummiding ins Ohr und das Kabelende in Ihre Hemdtasche stecken."

"Aber das funktioniert doch nicht!", empört sich der Kunde.

Optiker: "Natürlich nicht. Aber wenn die Leute das Ding in Ihrem Ohr sehen, sprechen sie lauter."

Im ersten Moment ein Witz, aber dahinter steckt eine tiefsinnige Beobachtung: In unserer Welt wäre es bedeutend leichter - für alte Menschen, aber auch für junge -, wenn man aufmerksamer und rücksichtsvoller miteinander umginge.

Manchmal braucht es kein Hörgerät, sondern einfach nur Mitmenschen, die aus Rücksicht lauter reden. Menschen, die aufmerksam genug sind, dass sie sehen und erkennen, was jemand braucht - ohne dass man es ihm sagen muss. Es gibt so viele äußerliche Anzeichen, die wir nur erkennen müssten.

Für die meisten Probleme gibt es zwei Arten von Lösung: Eine technische und eine zwischenmenschliche. Die Technik hat sicher ihren Nutzen, und wir erwarten von der Technik die Lösung für viele unserer alltäglichen Probleme. Wir hoffen, dass wir mit unserem technischen Knowhow etwas erfinden, das uns ermöglicht, den schädlichen CO2-Ausstoß zu verringern und die Klimaerwärmung doch noch in den Griff zu bekommen.

Es gäbe auch eine andere Lösung, eine viel einfachere: nämlich Verzicht, Bescheidenheit, Selbstbeschränkung. Wir könnten unsere Wünsche und Bedürfnisse einschränken, bescheidener und sparsamer leben.

Für die meisten Probleme gibt es zwei Arten von Lösung: Aber welcher der beiden Lösungen trauen wir mehr zu? Dass der Mensch sich ändert oder dass es ihm gelingt, mit Hilfe der Technik die Umwelt zu verändern?

Weihnachten wäre Zeit für Menschlichkeit, für zwischenmenschliche Lösungen, Gelegenheit, um Aufmerksamkeit und gegenseitige Rücksicht einzuüben. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Aber das Gegenteil ist oft der Fall: Viele Menschen sind im Dauerstress, gehetzt und gereizt, wie sonst das ganz Jahr über nicht. Weihnachten ist das Fest der Geschenke: Machen wir unseren Kindern und Enkelkindern ein nachhaltiges Geschenk: Verbrauchen wir weniger von den Rohstoffen und Ressourcen dieser Erde, versuchen wir ihnen eine lebenswerte Welt zu erhalten und zu übergeben!

An Weihnachten traut Gott den Menschen zu, dass sie sich verändern: nicht durch Druck und Zwang, nicht aus Furcht vor Strafe oder einer drohenden Katastrophe, nein, aus Liebe, aus Mitmenschlichkeit heraus, und um eines Geschenkes willen, das Gott der Menschheit vor 2000 Jahren gemacht hat.

Eine der vielen Botschaften von Weihnachten ist die: Gott traut dem Menschen zu sich zu verändern. Offenbar hat Gott mehr Vertrauen in die Menschen als sie selbst in sich. Hoffentlich irrt Gott sich nicht.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein gesegnetes, friedvolles und erfülltes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2025.

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