Schicksale abmildern

NN-Weihnachtsaktion: Alles, was Sie dieses Jahr über unsere Spendenaktion in Pegnitz wissen müssen

vnp

2.12.2023, 05:55 Uhr
Noch sieht er recht kahl aus, der Baum an den Spender Weihnachtskugeln hängen dürfen. Mit Ihrer Hilfe wird er bestimmt bald festlicher.

© Kerstin Goetzke, NN Noch sieht er recht kahl aus, der Baum an den Spender Weihnachtskugeln hängen dürfen. Mit Ihrer Hilfe wird er bestimmt bald festlicher.

Alle diese Menschen, alle diese Erfahrungen sind ein Reichtum, erkennt Knauber. Denn überall bekam er etwas Besonderes mit - Herzlichkeit und Dankbarkeit, immer auch ein Schicksal.

Die Sozialämter und Jobcenter von drei Landkreisen vermitteln ihm die Adressen dieser bedürftigen Mütter, Rentner und Kranken. Er schreibt sie jedes Jahr an, genauso wie er viele Firmen um Mithilfe bittet - und regelmäßig von Kaiserbräu, der Sparkasse, vfm, Klubert + Schmidt, KSB und vielen kleineren Betrieben eine Unterstützung für sein Herzensprojekt bekommt. Auch die große "NN"-Aktion "Freude für Alle" steuert sehr viel bei.

Das sind die Helfer

Seine unermüdlichen Helferinnen sind jedes Jahr Ilse und Annette Löhr in ihrem Schreibwarenladen bei der Bartholomäuskirche in Pegnitz. Sie nehmen die Barspenden der "NN"-Leser an. Sie geben auch die Christbaumkugeln aus, auf denen jeder signieren kann. Und sie schmücken den "NN"-Weihnachtsbaum gleich ums Eck, den die Stadt stiftet.

Weitere Helfer beim Überbringen der Spenden sind Richard Reinl, der frühere "NN"-Redaktionsleiter und Initiator dieser Aktion, sowie Irene Lenk, früher die "NN"-Fotografin. Der ehemalige Redakteur Thomas Knauber stellt die Adressen-Listen zusammen und fährt dann mit den beiden los - zum Beispiel zu einem Mann, der abseits lebt, in einem Hinterhof, eingezwickt, ohne Fenster zur Sonne. Er wird schon jahrelang bedacht, weil seine psychischen Probleme so gravierend sind. Er fühlt sich im falschen Körper, fühlt sich mehr als Frau. Er hat Ängste und macht sie sich auch selbst, eine Art inneres Machtspiel: Seine dominante Seite unterdrückt seine sanfte Seite. Eine Quälerei.

Ein "wunderbares" Jahr in der Klinik

Er kommt gerade so mit billigst bezahlten Arbeitsstunden in einem Sozialunternehmen durch. Und rätselt: Warum bin ich so? Wie komm ich da raus? "Dieses Jahr war für mich ein wunderbares Jahr, weil ich für Wochen in der Klinik war und lange über mich nachdenken konnte. Seitdem geht es mir besser.

Stellen Sie sich vor, was heute passiert ist: Ich geh' aus der Arbeit raus und denk', jetzt kommt wieder die Angst vor der dunklen Umgebung - und es kommt nichts. Ich kann gehen. Wissen Sie, wie das ist? Das ist Freiheit!", sagt er.

Jetzt baut er in seiner kleinen Wohnung um. "Da will ich alles anpassen an dieses neue Gefühl." Er erzählt, wie er es auch schon schaffte, vor Monaten, mit Zug und Bahn nach Nürnberg zu fahren. Das hatte er vorher nie ausgehalten, all die Leute. "Ich will es nochmal probieren."

Eigentlich ein Sonnenschein

Ganz anders war das Jahr für einen jüngeren Mann, der arbeitslos ist. Er ist eigentlich der geborene Sonnenschein und hatte bestimmt früher als Jugendlicher nur ein Lachen im Gesicht - aber jetzt: "Das war ein hartes Jahr, ein wirklich hartes Jahr. Ich bin froh, wenn es rum ist. Keine Arbeit, meine Rückenprobleme, die Krankengymnastik - aber ich muss aktiv bleiben, ich will rauskommen."

Die Leute fragen ihn: "Geht es gut?" Aber er ist frustriert: "Wollen sie es wirklich wissen oder ist es bloß Gerede? Ich sag einfach ,Ja'. Ich hoffe, dass es mal besser wird. Weil es ein Kampf ist, auch finanziell. Ich hab Rückzahlungen zu machen, das ist alles schwierig. Ich mach schon Abstriche bei bestimmten Sachen, es geht nicht anders, damit es irgendwie läuft."

Er ist den Tränen nahe. "Ich will nicht jammern. Das Drüber-Reden fällt mir nicht leicht. Es geht nicht gut. Es muss reichen, aber es reicht nicht."

Schock der Nachzahlungen

Auch weinend sitzt eine alleinerziehende Mutter bei Thomas Knauber. Sie zeigt ihm das Schreiben ihres Vermieters, einer großen Firma. Die Nebenkosten für Strom und Heizung kamen frisch herein. Sie sind so exorbitant hoch, dass sie zusammenbricht. Bis Ende Januar sind 1600 Euro nachzuzahlen, danach monatlich fast 700 Euro Abschlag. "Ich zieh' aus", sagt sie tonlos.

Sie schreibt auf einen Zettel, welche Ausgaben sie hat und welche Einnahmen. Sie macht es sachlich, es ist nichts "extra" dabei. Nur Hort, Lebensmittel, Versicherung, Benzin. Trotz Kindergeld und Halbtagsjob hat sie jeden Monat 200 Euro minus. Sie war stolz, allein durchzukommen. Knauber schickt sie zum Staat. Das Jobcenter muss sie beraten.

Tage vorher hatte sein Telefon geklingelt. Eine alleinerziehende Mutter war am Apparat: "Gibt es wieder die Aktion?" Ihre Stimme ist dünn. Thomas Knauber kennt sie vom vergangenem Jahr. Da stand sie wie ein schwacher Strich in einem Treppenhaus. Zu viele Krankenhaus-Aufenthalte. Und jetzt? Wie geht es ihr? "Es geht."

Danach sagt sie: "Vor zehn Tagen bin ich zammbroch'n." Der einzige Trost ist, dass ihre drei Kinder älter werden. Zwei konnten Ausbildungen beginnen. Sie haben Freude daran, es sei eine gute Firma. Das dritte Kind schließt bald die Schule ab.

Mutter wurde gekündigt

Die nächste alleinerziehende Mutter bräuchte ein Wohnung. Sie lebte mit ihren drei Kindern auf dem Dorf und wurde gekündigt. Eine Wohnungssuche ist aber hart im Moment. Überall. Freunde nennen ihr Hausverwalter von großen Blocks in Pegnitz. Ob es hilft?

Kontakt zu "Schmücken & Helfen"

Wenn Sie für "Schmücken & Helfen" etwas spenden möchten, können Sie es direkt bei Schreibwaren Löhr an der Hauptstraße 59 tun. Jeder, der mehr als 2,50 Euro gibt, kann eine von ihm signierte Kugel am "NN"-Christbaum aufhängen. Oder Sie überweisen an "Freude für Alle", Konto DE 62 7735 0110 0038 0645 72 bei der Sparkasse Bayreuth. Wenn Sie eine Quittung brauchen, bitte die Adresse vermerken. Wenn es anonym sein soll, auch. Jeder Cent kommt an.

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