"Schmücken und Helfen"
Von missbrauchten und gescheiterten Frauen: "Für mich war es ein schreckliches Jahr"
2.12.2022, 18:55 Uhr"Es war ein schreckliches Jahr für mich", sagt sie. "Schlimmer kann es nicht werden." Jeden Tag muss sie jetzt 25 Tabletten nehmen. An einen Spaziergang draußen ist nicht mehr zu denken. Ihren kleinen Hund musste sie deshalb schon abgeben, bekam aber eine Katze als Ersatz. Diese ist so freundlich, dass die Frau aufatmet: "Sie gibt mir Kraft. Sie schläft neben mir unter einer Decke. Das ist so schön."
Der jetzige Zustand erfordert, dass morgens, mittags und abends Schwestern der Diakonie kommen und außerdem eine Putzhilfe, die auch manchmal kocht und wäscht.
Eine Hand der Frau ist zudem gelähmt. "Ich muss mich damit abfinden. Ich bin ja wie ein kleines Kind."
Große Ausgaben sind nicht möglich, weil für jeden Monat nur 300 Euro übrigbleiben. "Ich muss jeden Cent dreimal umdrehen, bevor ich ihn ausgebe. Das ist alles nicht so einfach." Sie hat trotz der ganzen Schwernisse eine optimistische Stimme, klar und fest. "Man muss damit leben. Ich sag mir halt, das Leben muss weitergehen."
Wie sie in diese Lage kam, ist ihr selbst ein Rätsel. "Ich bin ja noch gar nicht so alt, ein bissl über 60 - das ist doch kein Alter?" Sie war früher auch sportlich. Aber was sie seelisch herunterzog, das waren zwei gescheiterte Ehen, der fehlende Kontakt zu den Kindern und das ständige Sich-Durchboxen in schlechten Wohnungen. Immer fehlte es an Geld. Immer kamen Rechnungen, die alles umwarfen - wegen Strom, wegen Medikamenten, von Therapeuten.
Unglück begann mit Missbrauch
So wie ihr geht es einer anderen Frau. Sie wuchs in einem winzigen Dorf auf und sah gut aus. Entsprechend kam es früh zu Missbrauch - einmal war es der Nachbar, dann zwei Mal etwas ältere Jungs. Ihre Mutter war damals nicht die Stütze, die sie gebraucht hätte. Und viel zu früh kam es zur Heirat - dadurch hat sie die Schule abgebrochen. Jobs hier und da folgten. Das Unglück mit der schlechten Ehe kam dazu. Der Mann entpuppte sich als Trinker und terrorisierte sie.
Als er starb, schien alles besser zu werden. Die Frau joggte viel und blieb stundenlang im Wald, um seelisch wieder stabil zu werden. Aber dann kam ein Schlaganfall. Damit war alles dahin. Seitdem ist sie auf den Rollstuhl angewiesen, auf Nachbarschaftshilfe, auf die Tafel und Telefonate mit Freunden. Ist irgendwo eine Therapie in Aussicht, scheitert es meistens am Hinfahren. Der geliebte Wald ist praktisch auch unerreichbar. Ihr bleiben das Sitzen, Lesen und wenig Essen - denn jede Süßigkeit wirkt auf das Gewicht. Und sie will nicht noch unbeweglicher werden.
Info: Wenn Sie für "Schmücken und Helfen" spenden möchten, können Sie es direkt bei Schreibwaren Wöckel, Hauptstraße 59 in Pegnitz, tun. Jeder, der mehr als 2,50 Euro gibt, kann eine von ihm signierte Kugel am NN-Christbaum aufhängen. Oder Sie überweisen an das Pegnitzer "Freude für Alle"-Konto DE 62 7735 0110 0038 0645 72 bei der Sparkasse Bayreuth. Wenn Sie eine Quittung brauchen, bitte die Adresse vermerken. Wenn es anonym sein soll, auch. Jeder Cent kommt an.
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