Geld für Bedürftige

Schmücken & Helfen: Fast 50 000 Euro sind bei NN-Spendenaktion zusammengekommen

13.1.2022, 14:57 Uhr
Schmücken & Helfen: Fast 50 000 Euro sind bei NN-Spendenaktion zusammengekommen

© Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Von den heimischen Firmen gab es 13 000 Euro, zum Beispiel von Vfm, Kaiserbräu, Sparkasse, Klubert + Schmidt, Hörakustik Honisch, Cherry- und ZF-Abteilungen, Allianz Kühlenfels, Möbel-Dettenhöfer oder dem YO-Planungsbüro.

Die Spenden der Leser stiegen um 1200 Euro an, verglichen mit dem Vorjahr. Es waren 11 744,25 Euro. Davon wurden 4090 Euro auf das S+H-Konto überwiesen und 7654,25 Euro direkt gegeben. Ilse Löhr, die Verwalterin dieser Gaben, wirkte zudem immer sanft auf all ihre Kunden bei "Schreibwaren Wöckel" ein, auch etwas zu geben. Ihr dürfte die Steigerung zu verdanken sein.

Blickt Thomas Knauber, der Betreuer der Aktion, zurück, so ergibt sich ein stets schwankendes, aber auch irgendwie steigendes Spendenergebnis. So hatte er zum Beispiel 2012 genau 37 979 Euro zu verteilen, danach 35 049 (2013), weiter 32 440 (2014), 35 297 (2015), 37 962 (2016), 44 697 (2017), 39 882 (2018), 34 771 (2019) und 46 232 (2020).

135 Empfänger und zwei Einrichtungen

Die Spenden gingen diesmal an 135 oft kinderreiche Familien und Einzelpersonen zwischen Königstein und Waischenfeld, Trockau und Betzenstein. Zusätzlich fließen jeweils 3000 Euro an die Sozialberatungsstellen von Diakonie und Caritas. Sie geben das Geld während des Jahres an Notfälle weiter. Außerdem wird Thomas Knauber alleinerziehende Mütter noch einmal extra bedenken. Er bedankt sich bei allen Gebern, auch bei der Stadt Pegnitz und dem Landratsamt, und genauso bei den Sozialämtern und Jobcentern, die jedes Jahr die Auswahl der Bedürftigen vornehmen.

Sieht Knauber zurück auf die 20 Jahre der Aktion, kommt viel Vertrauen und Liebe der Beschenkten in Erinnerung, auch die Bilder besonderer Menschen. Da war zum Beispiel "die Frau im roten Mercedes". Sie hatte im Rentenalter ihre Wohnung verlassen und schlief jahrelang auf dem Beifahrersitz, irgendwo in Pegnitz, neben sich dicke Bündel mit Kleidung. Sie hatte Glück, weil sich ein Anwalt selbstlos um sie bemühte. Aber auch er konnte sie nicht dazu bewegen, eine Sozialwohnung anzunehmen. In ihrem letzten Auto-Jahr übernachtete sie in Gößweinstein auf Parkbänken. Dort wurde es aber im Herbstnebel doch zu kalt – sie hörte auf ihre Helfer und wechselte in ein Heim.

Knauber besuchte weiter an vielen Weihnachten eine alte Bäuerin in der Fränkischen Schweiz. Sie wohnte so abgelegen, dass er genauer über sie berichten konnte. Er weiß noch heute, wie er beim ersten Mal im Dunkeln vor ihrem alten Häuschen stand, mit der Taschenlampe die fehlende Klingel suchend, und dachte, er trifft eine Russin in Sibirien, als sie öffnete. Sie war so dick eingepackt in ihren uralten grünen Parka, die blonden Haarsträhnen minimal aus der Mütze hervorlugend, gebückt am Stock. Katzen strichen um ihre schweren Stiefel. Die Küche war ein Tohuwabohu von Schürholz, Töpfen, Milchboxen, Saftflaschen, Tabletten und Gurkengläsern. Der kleine Eisenofen war kalt. Die einzige Wärme bot eine Kuh im nächsten Zimmer.

Diese Kuh war ihre große Freundin. Mit ihr sprach sie. Und mit Thomas Knauber. Er erfuhr alles aus ihrer Kindheit, von der Härte des Dorfes nebenan, von den alten fränkischen Zeiten.

Es war, als schlüge er ein Heimatbuch auf. Einmal war er auch bei ihr, als sie einen runden Geburtstag hatte. Es war wie ein Schock: Plötzlich war sie städtisch gekleidet, mit weißem Pullover, weil der Pfarrer kam. Sie sperrte jetzt ein Zimmer auf, das nie offen war: Ihr kleines Wohnzimmer. Es war aufgeräumt, mit verzierter Uhr an der Wand und kleinen Figuren auf der Kommode. Die Bäuerin lächelte beim Abschied. Knauber spürte, dass sie dachte, es ist der letzte Abschied. Und es war der letzte Abschied.


Versteckte Not und Einsamkeit: NN-Weihnachtsaktion hilft


Er vergisst auch nie eine alte Dame aus Pegnitz. Ihre Tochter war in München gestorben. Ihre Schwester meldete sich nie aus dem Ruhrgebiet. So lebte sie allein vor sich hin, wurde älter und weniger mobil. Am Ende musste sie ins Brigittenheim, was sie eigentlich nie gewollt hatte. Dort lag sie kurz vor ihrem Tod blass in den Kissen. "Herr Knauber, ich muss Ihnen was sagen . . ." Sie konnte es nicht mehr sagen.

Auch eine Frau aus der Oberpfalz wird Knauber immer im Gedächtnis bleiben. Sie war eine waschechte Mundart-Frau, die es aber geschafft hatte, rauszukommen. Sie mischte Schwabing als Wirtin auf, nachdem sie bei Rudolph Moshammer an der Maximilianstraße für die Reichen genäht hatte. Ihre illustren Gäste – Musiker und Literaten – beflügelten sie. Aber dann kam ein Skiunfall, mit Bakterien in der Wunde. Es begann eine Odyssee durch Krankenhäuser, mit einer Kette von körperlichen Folgeschäden – vor allem durch Medikamente. Sie kehrte zurück in ihr Dorf, ins winzige Elternhaus, später in eine Wohnung. Dort las sie viel, kochte bio und lächelte: "Ich lass mich nicht unterkriegen."

Ein genauso bewundernswertes Durchhaltevermögen hatte ein Mann, der Handwerker war und vom Wald begeistert, vom Holzmachen. Aber schlagartig war es aus. Er lag im Bett, Mitte fünfzig, und hatte Schläuche an Mund und Nase, bewegungslos. Trotzdem blieb noch sein altes Lachen im Gesicht. Viele Jahre lang lag er so. Bis er starb – eine Erlösung.

Immer noch möglich: IBAN zum Überweisen

Wenn Sie auch jetzt noch etwas geben möchten: "Freude für Alle", Konto DE62 7735 0110 0038 0645 72 bei der Sparkasse Bayreuth. Wenn Sie eine Quittung brauchen, bitte die Adresse vermerken. Jeder Cent kommt an.

Auch nach Weihnachten sind noch Spenden für die NN-Aktion "Schmücken und Helfen" eingegangen: Je 20 Euro von Anna Dürler und Helga Lautner, je 50 Euro: Eva Böhm, Ralf Probst, Klaus Wiedemann, Klaus Ostfalk und Brigittte Heringklee. 60 Euro: Alfons Zitzmann. 150 Euro: Christian Görl. 200 Euro: Brigitte und Peter Becken.

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