Tragischer Zwischenfall

42-jähriger Feuerwehrmann stirbt bei Rettungsaktion im Hochwasser-Krisengebiet

2.6.2024, 13:29 Uhr
In Pfaffenhofen an der Ilm kam ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben.

© Jason Tschepljakow/dpa In Pfaffenhofen an der Ilm kam ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben.

Ein Feuerwehrmann ist in Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen. Er sei bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert und am frühen Morgen tot geborgen worden, teilte ein Sprecher des Landratsamts Pfaffenhofen an der Ilm mit.

Das Unglück ereignete sich demnach bei den Gemeindeteilen Uttenhofen und Affalterbach. Der 42 Jahre alte Mann war mit drei Kollegen auf der Ilm unterwegs, um eine Familie zu retten. Dabei sei das Boot gekentert. Die drei anderen Feuerwehrleute konnten gerettet werden. Einer von ihnen wurde zunächst im Krankenhaus behandelt, die beiden anderen durften direkt nach Hause.

Der Unfall ereignete sich gegen 23.30 Uhr. Der Mann sei dann am frühen Morgen tot gefunden worden.

Die Helfer hatten in der Nacht in dem stark betroffenen Landkreis die Evakuierungsaktionen fortgesetzt. Unter anderem wurden die Bewohner zweier Altenheime in Sicherheit gebracht.

Der Dauerregen hält seit Freitag an. Feuerwehren und andere Nothelfer sind im Dauereinsatz. Besonders gefährdet von den Schauern und Gewittern am Sonntag seien die Schwäbische Alb, Bereiche etwas nördlich davon sowie die Region um Augsburg, Nürnberg, Bamberg und Regensburg. Im Landkreis Augsburg wurden in der Nacht die Evakuierungsaufrufe mehrmals ausgeweitet.

In mehreren Landkreisen Bayerns gilt Katastrophenalarm. Der Dauerregen führte mittlerweile zu Pegelständen, wie sie statistisch gesehen nur einmal in 100 Jahren erreicht werden. So führten in der Nacht zu Sonntag die Flüsse Günz, Memminger Ach, Kammel, Mindel, Paar und Maisach so viel Wasser wie bei einem Jahrhunderthochwasser. Bewohner mehrerer Gemeinden wurden am Wochenende aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.

Feuerwehr und BRK aus Ober- und Mittelfranken helfen rund um Augsburg

Am frühen Samstagabend wendete sich die Regierung von Mittelfranken an Feuerwehren und das BRK Nürnberg und Erlangen. Noch in der Nacht machten sich die Schnelleinsatzgruppen des Bayerischen Roten Kreuzes aus Erlangen, Nürnberg und Heroldsberg ins Krisengebiet rund um Augsburg auf.

Nach Informationen von News5 machten sich auch aus dem Raum Oberfranken in der Nacht zum Sonntag (02.06.2024) in die Flutgebiete in Schwaben und Oberbayern auf.

Ein Wasserrettungszug aus Oberfranken und über 50 Fahrzeuge der Feuerwehren aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt fuhren demnach in die Hochwassergebiete. Die Einsatzkräfte unterstützten die Helfer in den Flutgebieten, die bereits den ganzen Samstag im Einsatz waren.

ICE-Waggons entgleisen bei Schwäbisch-Gmünd wegen Erdrutsch

Zwei Waggons eines ICE mit 185 Passagieren an Bord sind im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd am späten Samstagabend nach einem Erdrutsch entgleist. Die Passagiere blieben laut einem Bahnsprecher unverletzt und wurden in der Nacht zu Sonntag aus dem Zug evakuiert. Schwäbisch Gmünd liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart. Dort hatte es wie in weiten Teilen Baden-Württembergs seit Freitag erhebliche Niederschläge gegeben.

Dem Bahnsprecher zufolge sprangen die ersten beiden Waggons gegen 23.20 Uhr aus den Gleisen, kippten aber nicht um. Der Erdrutsch hatte demnach eine Breite von etwa 30 Metern. Die Zugpassagiere sollten in einem nahe gelegenem Kindergarten unterkommen und dann mit Bussen nach Plüderhausen gebracht werden.

Zunächst hatte es geheißen, ein Regionalzug mit etwa 60 Fahrgästen und ein Wagen seien vom Erdrutsch erfasst worden. Es handelte sich aber um den ICE 510, der auf seiner Fahrt wegen des Hochwassers in Süddeutschland zwischen Ulm und Stuttgart umgeleitet war.

An der Stelle des Erdrutsches verlaufen die betroffene Kreisstraße und die Bahnstrecke parallel. Daher war auch ein Auto vom Erdrutsch betroffen. Dessen Fahrer blieb ebenfalls unverletzt.

Die Hochwasserlage in Teilen Bayerns spitzt sich zu, während die ersten Einsatzkräfte in Baden-Württemberg vorsichtig aufatmen. Am Sonntag brachen in Oberbayern nach Angaben der Behörden zwei Dämme. Sie schützten die Gemeinde Baar-Ebenhausen am Fluss Paar, einem Nebenfluss der Donau, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Am Mittag ist das Ausmaß noch unklar gewesen. Unterdessen ist nun auch die Bundeswehr im Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen a.d. Donau unterstützten nach Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken. Für den Nachmittag wurde mit neuem Regen gerechnet. Doch es gab auch Lichtblicke.

Teile Bayerns waren von den Auswirkungen des Dauerregens am Sonntagmittag besonders betroffen. Ein Vertreter der Feuerwehr sagte, im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm herrsche aktuell ein unberechenbares Hochwasser, "das wir so auch noch nie verzeichnen mussten". Der Markt Reichertshofen werde aktuell überflutet. "Wir können nichts mehr tun, wir müssen quasi jetzt aufgeben. Aber aufgeben heißt nicht, dass wir Leib und Leben dafür riskieren, das haben wir im Griff." Die Prämisse laute nun: Schutz von Leib und Leben.

Nach den Worten von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sind landesweit rund 40 000 Einsatzkräfte unterwegs. "Das Wichtigste wird jetzt sein in den nächsten Stunden, die Ablösungen gut zu organisieren." Es müssten diejenigen abgelöst werden, die schon sehr lange im Einsatz seien, sagte Söder. "Denn je länger du ohne Ablöse im Einsatz bist, desto eher besteht die Gefahr, dass irgendein Fehler passiert, dass Ermüdung passiert. Im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm war zuvor ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen.

Nach dem Dammbruch drohten in dem Landkreis weitere Überflutungen. Evakuierungen seien im Gange. Eine Reparatur der gebrochenen Dämme sei nicht möglich, nun müssten Leben gerettet werden. Zuvor mussten schon in Bayern Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) machte sich am Sonntag ein Bild von der Hochwasserlage und würdigte den Einsatz der Helfer. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dankte den Zehntausenden Haupt- und Ehrenamtlichen. Seit Freitag hatte es mancherorts ununterbrochen geregnet.

Bis zu 129 Liter Regen innerhalb von 24 Stunden

Dabei ist mitunter innerhalb von 24 Stunden mehr Regen fallen lassen, als im Durchschnitt in einem Monat erwartet wird. In Kißlegg in Baden-Württemberg seien am Freitag 130 Liter auf den Quadratmeter an einem Tag gefallen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. Im Schnitt würden dort in einem Monat 118 Liter erwartet. In Bad Wörishofen in Bayern seien es bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden gewesen, der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. Das seien im Schnitt in der Unwetterregion im Süden alles Monatswerte, was innerhalb eines Tages an Niederschlag gefallen sei.

Für den Sonntagnachmittag wurde erneut Regen erwartet. Laut DWD sind südlich des Mains bis zur Donau erneut heftige Gewitter mit Niederschlagsmengen von bis 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit möglich. Örtlich könnten es in kurzer Zeit bei Unwettern auch bis zu 40 Liter werden. Am Abend ziehen die Unwetter Richtung Süden und es gebe im Alpenvorland kräftige Gewitter und Starkregen. Immerhin ist in fast allen betroffenen Regionen ab Dienstag mit einer Entspannung der Wetterlage zu rechnen.

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