Wandern im Inselnorden
„Eine Landschaft wie im Herr-der-Ringe-Film“: Durch die Lavazunge des Vulkans Chinyero auf Teneriffa
Der Boden ist übersät mit tausenden Kiefernnadeln. Das Laufen auf diesem Laubbett, erzeugt ein angenehm weiches Gefühl unter den Fußsohlen der Wanderer: Wir befinden uns im Kiefernwald, der einen Teil Teneriffas bedeckt - ein breiter Gürtel kanarischer Kiefern erstreckt sich rund um den höchsten Berg Spaniens, den Vulkan Teide. Das Besondere der Baumart: "Sie ist brandresistent", erklärt Arndt Morawe, der von seinen spanischen Freunden wegen der schwierigen Aussprache seines Vornamens nur "Lolo" genannt wird und für Wikinger Reisen als Reiseleiter arbeitet.
Die Rinde vieler Kiefern im Wandergebiet im Nordwesten der Insel ist verkohlt. Der jüngste Waldbrand konnte den Bäumen aber nichts weiter anhaben, sie treiben immer wieder neu aus. Und auch das scharfkantige Vulkangestein hindert die kanarische Kiefer nicht an der Verbreitung. Die Pflanze kämpft sich durch die Lavabrocken und wird laut Lolo auch als Pionierkiefer bezeichnet. Und: Für den Betrachter bietet sich durch den Kontrast der hellgrünen Nadeln zur schwarzen Lavaerde ein Anblick, der auf Fotos festgehalten werden muss.
1909 gab es den letzten Vulkanausbruch auf Teneriffa
Der Wanderweg geht vorbei am Vulkan Arenas Negras, der einst die bedeutendste Hafenstadt der Insel, Garachico, verschüttet hat. Er schlängelt sich rund um den Vulkan Chinyero, der 1909 zuletzt ausgebrochen war und damit den Zeitpunkt des jüngsten Vulkanausbruchs auf Teneriffa markiert, wie Lolo erzählt: "Die Landschaft in der Lavazunge sieht aus wie Mordor im Film ,Herr der Ringe‘." Die Blocklava, eine zähflüssige Lava, hat nach dem Ausbruch scharfkantige Brocken hinterlassen, durch die uns der Weg führt. Auch eine kanarische Schulklasse ist an diesem sonnigen Tag am Chinyero unterwegs.
In dieser Gegend kann es im Winter sehr neblig sein, wenn die Wolken, die im Norden Teneriffas sonst auf 500 bis 1000 Metern in den Bergen hängen, auf 1500 bis 2000 Meter steigen. "Aber es gibt hier auch schöne Tage wie heute, an denen man über den Wolken ist", sagt Lolo, der sich mit Klima und Vegetation auskennt. Über die Temperaturen sagt er gerne: "Es kommt darauf an, ob wir unter, in oder über der Wolke sind." Die Passatwinde haben großen Einfluss auf das Klima der Insel, das im Norden bewölkter und etwas kühler ist als im kargen, trockenen Süden, so der 50-Jährige, der für Wikinger Reisen seit 2013 im Einsatz ist.
Der geborene Niedersachse lebt seit 2002 auf Teneriffa, ursprünglich heuerte er als Handball-Profi auf den Kanaren an, wie er erzählt. Als er mit 38 Jahren seine Karriere beendet hatte, folgte er beruflich seiner Frau Francoise, die sich als Wanderführerin selbständig gemacht hat und auch für Wikinger Reisen wanderfreudige Gäste betreut.
Doch zurück zum besonderen Inselklima: "In der Wolke ist es kälter als darunter und darüber", sagt Lolo: Genau das erleben wir bei der Wanderung im Anaga-Gebirge im Nordosten Teneriffas. Auch hier befinden wir uns auf rund 1000 Metern Höhe und brauchen diesmal bei zehn Grad statt kurzer Hose und T-Shirt warme Sachen. "Wir laufen auf der Kammlinie, über die die Wolken von Norden ziehen und sich auflösen, sobald sie in den wärmeren Süden gelangen", erklärt Lolo. Und tatsächlich, als wir die Kammlinie Richtung Süden überschreiten, ändert sich die Vegetation, und die Temperatur steigt um fünf Grad.
Auf der Nordseite des Anaga-Gebirges führt der Wanderweg durch einen Lorbeerwald, der auf Wanderer wie ein verwunschener Märchenwald wirkt: "Die Bäume sehen aus, als hätten sie Klamotten an", witzelt Lolo. Die Moose auf den Stämmen und Ästen sehen aus wie Pelzmäntel. Der durch den Wald ziehende Nebel erzeugt dazu eine mysteriöse Stimmung. Lolo erklärt: "Der Lorbeerwald ist ein Urwald, wie es ihn vor der letzten Eiszeit auch in Südeuropa und Nordafrika gab. Auf den Kanaren hat er überlebt."
Teide-Nationalpark: Neue Regeln für Wanderungen auf den Teide
Ein drittes großes Wandergebiet Teneriffas ist der von Touristen viel besuchte Teide-Nationalpark, für den die spanische Regierung nun neue Regeln aufgestellt hat. Bislang brauchten Wanderer von der Bergstation der Seilbahn auf 3550 Metern zum Teide-Gipfel (3715 Meter) eine Erlaubnis. "Jetzt gibt es auch für die Zugangswege zur Bergstation eine Beschränkung von 300 Wanderern pro Tag", sagt Lolo. "Sie ist eingeteilt in drei Zeitfenster mit je 100 Personen." Die Reservierung müsse über die App Tenerifeon oder diese Website erfolgen.
Außerdem gilt: Wanderer müssen vernünftige Wanderschuhe, Trinken und Essen, warme Kleidung, Stirnlampe, Rettungsdecke und ein aufgeladenes Handy dabei haben. Lolo warnt: "Bei fehlender Genehmigung oder unzureichender Ausrüstung werden mindestens 600 Euro Strafe fällig. Sollte man, wie zuletzt so häufig passiert, wegen mangelnder Ausrüstung gerettet werden müssen, sind 2000 bis 12.000 Euro fällig."
Mehr Informationen:
Veranstalter: Wikinger Reisen: www.wikinger-reisen.de
Wanderungen mit Arndt "Lolo" Morawe und/oder seiner Frau Franci:
https://www.wikinger-reisen.de/wanderreisen/spanien/kanaren/teneriffa/6238.php
https://www.wikinger-reisen.de/trekkingreisen/spanien/kanaren/teneriffa/6234T.php
Anreise: Teneriffa Süd ist in vier bis fünf Stunden Flugzeit direkt ab Nürnberg erreichbar.
Beste Reisezeit: Für Wanderungen empfohlen: Oktober bis Mai; Teneriffa ist aber ein ganzjähriges Reiseziel.
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