Fall 15 von "Freude für alle"
Vom drogenabhängigen Straftäter zum sorgsamen Papa: Der krasse Wandel des Florian B. aus Nürnberg
26.11.2024, 17:00 UhrWie oft Florian B. (alle Namen geändert) im Gefängnis war? Er weiß es nicht. "Wenn du versuchst, das mit objektiven Augen zu betrachten, schlägst du die Hände über dem Kopf zusammen", sagt er über sein früheres Leben. Schon damals sei ihm das zumindest zeitweise bewusst geworden. "Und dann entfliehst du dem Ganzen und baust den nächsten Mist."
B. war ein Kind der DDR und wuchs dort ohne Vater auf. Es soll Ärger mit einer parteitreuen Schullehrerin gegeben haben, wie der heute rund 45 Jahre alte Mann erzählt. Man habe ihn seiner Mutter wegnehmen und zur Adoption freigeben wollen. Unmittelbar nach einem Termin beim Jugendamt seien beide in den Westen geflohen.
Sie landeten in Bayern. An der Schule war er einer von drei Ossis, wie er selbst betont. "Die nehmen uns die Arbeit weg", bekamen sie zu hören und wurden auch verprügelt. Seine Mutter lernte einen Mann kennen, der alkoholabhängig und gewalttätig gewesen sei. Dasselbe Spiel beim nächsten Freund der Mutter.
B. lief von Zuhause weg und zog von Stadt zu Stadt
B. lief von Zuhause weg, als er annähernd volljährig war. Er wurde obdachlos und zog von Stadt zu Stadt. Es waren die Neunziger, "die Technoszene war voll am Kommen", wie er sagt. Für ihn bedeutete das Party von Donnerstag bis Dienstag - und Drogen von Ecstasy bis Speed.
Aus Geldmangel ging B. klauen. Er wurde erwischt, auf eine Bewährungsstrafe folgte das erste Mal Gefängnis. Als er frei kam, ging es mit dem Heroin los. "Mit 28 Jahren war ich praktisch dauerdrauf." Knast, Freiheit, Knast, Freiheit, Knast: es war eine Dauerschleife.
Dann kam Emil. "Ohne dass es sein Auftrag war oder sein sollte, aber im Endeffekt hat er mir das Leben gerettet", sagt B. über das Baby, das er gezeugt hatte. Dessen Mutter, "eher eine Bekanntschaft", war wie er heroinabhängig.
"Warum sollte es nicht gehen, dass er zu mir in meine Wohnung kommt?"
Zunächst war Emil mit ihr in einem Heim in Nürnberg untergebracht. Doch sie kam nicht von den Drogen los, das Baby musste von ihr weg. B. brachte sich selbst ins Spiel: "Warum sollte es nicht gehen, dass er zu mir in meine Wohnung kommt?"
Und tatsächlich: Das Jugendamt stimmte zu. B. befindet sich seit der Geburt seines Sohnes erfolgreich in einer Substitution, bei der das Heroin durch einen Ersatzstoff ersetzt wird. "Wegen des Lebensstils von mir und der Mutter hätte es Emil böse treffen können", ist er sich bewusst. Er sei froh, dass der Kleine keine uneinholbaren Schäden erlitten hat.
Heute ist Emil fünf Jahre alt und besucht vier Stunden am Tag einen heilpädagogischen Kindergarten. Den Rest des Tages kümmert sich der von Bürgergeld lebende B. um ihn. Er würde gerne arbeiten und hat es schon versucht, aber nur Absagen erhalten. "Ich verstehe es auch", sagt er und zählt auf: "Erstens vorbestraft, zweitens Kind, drittens wenig Zeit."
Dem alleinerziehenden Vater ist es sehr wichtig, Emil nicht zu schaden
Unterstützung erhält B. von der Nürnberger Drogenhilfeeinrichtung Mudra und einer Familienhilfe. Dem alleinerziehenden Vater ist es sehr wichtig, Emil nicht zu schaden. Dann müsste sich sofort etwas ändern, wie er sagt.
Die Wohnung von B. ist voll mit gebraucht gekauftem Kinderspielzeug. An einem kleinen Kicker will B. die Griffe reparieren, wie er erzählt. Er möchte gerne auch das Kinderzimmer renovieren.
Das und vieles mehr kostet Geld. "Meine Schuhe sind kaputt", sagt B., "ich spare mir alles vom Mund ab." Die Weihnachtsaktion möchte ihn und weitere von der Drogenhilfeeinrichtung Mudra betreute Menschen unterstützen und bittet für sie um Spenden.
So können Sie spenden
Die Spendenaktion „Freude für alle“ des Verlags Nürnberger Presse (VNP) unterstützt seit über 50 Jahren bedürftige Alleinstehende und Familien in unserer Region. Dafür stellen wir in der Vorweihnachtszeit beispielhafte Einzelschicksale vor. Helfen auch Sie mit einer Spende!
- Hier können Sie über Paypal spenden
- Konto bei Sparkasse Nürnberg: IBAN: DE 63 7605 0101 0001 1011 11
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- Konto bei Sparkasse Erlangen: IBAN: DE 28 7635 0000 0000 0639 99
Spendenquittungen stellen wir ab 300 Euro aus, bitte hierfür die vollständige Adresse hinterlassen.
Möchten Sie gezielt für ein in der Vorweihnachtszeit vorgestelltes Einzelschicksal sowie vergleichbare Fälle spenden, nennen Sie bitte im Verwendungszweck die entsprechende Fallnummer.
Wenn Sie im Überweisungszweck das Stichwort "Veröffentlichung" angeben, werden wir Ihren Namen, Ihren Wohnort und die Spendensumme in den gedruckten Zeitungen und E-Paper-Ausgaben des VNP veröffentlichen. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Einwilligung gem. Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. a DSGVO für diese Veröffentlichung für die Zukunft zu widerrufen.
Weitere Informationen zum Datenschutz und Antworten auf häufige Fragen zu unserer Weihnachtsaktion „Freude für alle“ finden Sie unter www.vnp.de/ffa
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