Fall 13 von "Freude für alle"
Der Krebs der Mutter ist unheilbar: Familie aus Franken will zum ersten Mal gemeinsam verreisen
23.11.2024, 17:00 UhrDer Sohn ging vom Schlimmsten aus. Vermutlich ein Infekt, dachte die Tochter. Die rund 50 Jahre alte Mutter Anna H. (Name geändert) glaubte, sie habe Magen-Darm und ließ sich für ein paar Tage krankschreiben. Doch es wurde nicht besser. Plötzlich konnte sie keine Nahrung mehr aufnehmen. Ab ins Krankenhaus. Dann das vernichtende Urteil: Eierstockkrebs.
"Ich war bis letzten Dienstag arbeiten und jetzt wollen Sie mir sagen, dass ich eine tödliche Diagnose habe?", rekapituliert H., was sie den Ärzten entgegnete. Zu beschönigen gab es nichts: Der bösartige Krebs im Körper der Mutter befand sich in einem fortgeschrittenen Stadium. Für eine Operation war es wegen Metastasen in der Bauchdecke zu spät. H. konnte nur noch lebensverlängernd geholfen werden.
Hinzu kamen eine Lungenembolie und über zwei Liter Wasser, die sich in dem Atemorgan der Frau angesammelt hatten. Mit Stichen in den Rücken wurde die Flüssigkeit herausgeholt. Die Mutter brauchte fortan einen Rollstuhl.
"Wir sind immer die, die nach vorne schauen", sagt H. über ihre Familie, "aber jetzt mit dem Krebs?" Inzwischen bezieht sie Krankengeld. 200 Euro bleiben ihr im Monat zum Leben übrig. "Man rutscht auf eine soziale Notschiene."
Unter Menschen darf H. nur noch mit Maske
Ihr einer Sohn, der beim Gespräch mit "Freude für alle" dabei ist, wohnt bei ihr und hat begonnen, in einer Verwaltung zu arbeiten. Der andere ist schwerstbehindert, er wohnt beim getrennt lebenden Vater, zu dem kaum Kontakt besteht. Die Tochter ist Erzieherin. Sie war in ein anderes Bundesland gezogen, wollte dort arbeiten, mal aus Franken rauskommen. Als sie von der Krebsdiagnose ihrer Mutter erfuhr, war ihre Probezeit gerade erst um. "Andere fliegen nach Australien und nichts passiert. Ich gehe 300 Kilometer weg und die Welt bricht zusammen", sagt sie.
In Reaktion auf die Krebsdiagnose kündigte sie. Sie ging zurück nach Franken, wo ihre Mutter lebt und zuletzt in einem Wohnheim für schwerbehinderte Menschen arbeitete.
Jetzt ist es H. selbst, die eine einhundertprozentige Behinderung hat. "Das ist schon schockierend", so die Mutter. Nach sechs Chemotherapien geht es nun darum, dass der Krebs sich nicht weiter vermehrt - er wird quasi stillgelegt. Täglich muss H. Tabletten nehmen. Ihr Körper ist schwach. Sobald sie Fieber bekommt, geht es unverzüglich ins Krankenhaus. Unter Menschenmengen darf sie sich nur noch mit Maske begeben.
Die Familie um Anna H. musste viele Herausforderungen durchstehen
Damit sie über die Runden kommt, helfen ihre Kinder ihr auch finanziell. Das ist der Mutter unangenehm. "Wir haben schnell gelernt, dass man sich gegenseitig unterstützen muss", sagt hingegen der Sohn.
Die Familie hat viele Herausforderungen durchstehen müssen. So war der Vater alkoholkrank. Auch die Mutter hatte Probleme mit dem Trinken, schaffte es aber, trocken zu werden. Das versichert die zuständige Sozialpädagogin, die H. seit vielen Jahren kennt.
Nach der Trennung sei die Wohnungssuche als Alleinerziehende eine Tortur gewesen, erzählt die Mutter. Das Geld sei immer knapp gewesen, sie sparte für das Nötigste. Standen bei ihren Kindern Freizeiten an, arbeitete sie ein paar Nachtschichten mehr. Während der Corona-Pandemie konnte H. endlich in eine schöne und günstige Genossenschaftswohnung einziehen. "Man denkt immer, es wird besser, doch es hört nie auf", sagt die Tochter. "Das ist das, was uns zusammengeschweißt hat", sagt der Bruder.
"Ich will nicht sterben, wir haben so viel geschafft", sagt die Mutter. Aktuell ist sie nicht mehr bettlägerig und kann viele Dinge wieder machen. Jetzt, nachdem ihre Kinder auf eigenen Beinen stehen, würde sie eigentlich gerne nach einem Partner Ausschau halten. Auch zur Arbeit will sie wieder gehen - doch ihre Ärzte raten ab.
"Ich soll mich damit zufrieden geben, dass ich jeden Tag aufstehen kann?"
Sie wolle nicht hören, dass sie nur noch drei Monate zu leben habe, redet die Mutter weiter. Und überhaupt: "Ich soll mich damit zufrieden geben, dass ich jeden Tag aufstehen kann?"
Die Familie ist aus Geldmangel noch nie gemeinsam in einen Urlaub gefahren. "Man hat die falschen Priorität gesetzt", sagt der Sohn. Die Tochter erzählt, dass sie gedacht habe, es sei noch viel Zeit. Doch die drängt nun. Sie wollen wenigstens eine Reise nachholen.
"Ich will etwas sehen", sagt die Mutter. Griechenland fände sie schön, wegen der Strände, der Kultur und den Ruinen. "Ich sehe dich schon auf der Vespa, wie du deine Perücke festhältst", lacht die Tochter.
Freude für alle möchte der unheilbar an Krebs erkrankten Anna H. und ihren Kindern den ersten gemeinsamen Urlaub ermöglichen, solange er noch möglich ist. Wir bitten daher um Unterstützung und danken allen, die etwas geben.
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