Fall 10 von "Freude für alle"

Witwer aus Roth hat Schulden beim Bestatter: „Ich schäme mich, aufs Grab zu gehen“

20.11.2024, 17:00 Uhr
Zum Glück gab es bereits ein Familiengrab, sonst wäre es für den Witwer noch schwieriger als ohnehin schon (Symbolbild).

© Christin Klose/picture alliance/dpa/dpa-tmn Zum Glück gab es bereits ein Familiengrab, sonst wäre es für den Witwer noch schwieriger als ohnehin schon (Symbolbild).

In diesem kleinen Wäldchen geht er am liebsten spazieren. "Hier bin ich ihr einfach besonders nahe", sagt Peter Müller (Name geändert). Unweit der Palliativstation der Kreisklinik in Roth seien er und seine Frau gerne unterwegs gewesen, wie er erzählt und in die Richtung des Waldstücks zeigt. Auch wenn er sie zuletzt im Rollstuhl geschoben habe.

Fünf Mal war seine Frau immer wieder auf der Station. Immer wieder kam sie nach Hause und konnte dort bleiben - trotz der desaströsen Diagnose. "Wir haben uns da irgendwie durchgekämpft und es ging immer weiter." Im Frühjahr diesen Jahres verlor seine Frau schließlich den Kampf gegen den Krebs. Sie wurde nur 54 Jahre alt.

Jahrelange Pflege

32 Jahre waren die beiden miteinander verheiratet. In den letzten Jahren bestimmte das Thema Pflege das Familienleben des ungewollt kinderlosen Paares. Zunächst pflegte sie über viele Jahre hinweg ihre nach einem Schlaganfall schwerstpflegebedürftige Mutter. Nur ein Jahr nach deren Tod erkrankt sie selbst.

Vier Jahre pflegt Peter Müller seine Frau. In dieser Zeit macht er alles, was geht, zu Geld: Gegenstände aus der Wohnung, Möbel, Geräte, zuletzt ihre Ringe. Denn die Einnahmequelle des Paares sind in dieser Zeit ein wenig Pflegegeld und eine Erwerbsminderungsrente von etwa 1100 Euro brutto, da er selbst krank ist: Eine Rückenmarkserkrankung macht es dem heute 59-Jährigen schon seit über zehn Jahren unmöglich, in seinem erlernten Handwerksberuf zu arbeiten - und zuletzt die Pflege seiner Frau. Mit einem kleinen Putz-Job bessert er das Budget auf, für Lebensmittel geht er zur Tafel.

"Natürlich hätten wir Hilfe beantragen können", erzählt er. Aber seine Frau hätte das immer abgelehnt. "Sie wollte keine Almosen." Sie sei eine stolze Frau gewesen und "eine sehr schöne", sagt er und zieht ein Passfoto aus seinem Portmonee: Es zeigt das Bild einer bildhübschen Frau Mitte 40. Am Ende habe sie bei einer Größe von 152 cm nur noch 35 Kilogramm gewogen, sagt er und steckt das Foto wieder zurück. Sie habe immer ihren eigenen Willen gehabt, diesen habe er immer versucht, zu erfüllen. Und so ist er auch bei ihr, als sie schließlich nachts zuhause stirbt. "So, wie sie es immer gewollt hat, aber es war trotzdem fürchterlich."

Zwei Jobs bringen 400 Euro

Die Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Er leidet an Depressionen, einer chronischen Nierenerkrankung und Bluthochdruck. Seit dem Tod seiner Frau hat er einen weiteren kleinen Putz-Job angenommen. Die zwei Jobs bringen im Monat insgesamt 400 Euro. Von seiner Frau bekommt er nur 21 Euro Rente. Auch er will niemandem auf der Tasche liegen. Und so geht der Großteil seiner Einnahmen für die kleine Wohnung drauf. Bis heute geht er zur Tafel. Seine Prepaid-Karte fürs Handy ist meist leer.

Um die Bestattung seiner Frau bezahlen zu können, reizte er seinen Dispo-Kredit komplett aus. Doch das reichte nicht - obwohl er einen Zuschuss des Rother Landratsamtes erhielt. Und obwohl er es so billig wie möglich gemacht habe, wie er erzählt. Selbst eine Decke und das Kopfkissen für den Sarg habe er von den eigenen Sachen genommen und nicht beim Bestatter bestellt.

Bis heute schuldet er dem Bestatter über 2200 Euro. "Ich schäme mich, aufs Grab zu gehen, weil ich das noch nicht bezahlt habe." Auch für die Inschrift auf dem Stein sind noch etwa 400 Euro offen, weil er sie nicht komplett bezahlen konnte. Zum Glück sei das Familiengrab seiner Frau bereits vorhanden gewesen, sonst wäre es gar nicht gegangen, sagt er. Ihn plagen massive Existenzängste.

Und da wäre noch die Trauer: "Andere können das nicht verstehen und sagen dann: Das ging doch nicht mehr. Für sie war das doch eine Erlösung." Damit hätten seine Bekannten schon recht, sagt er. "Aber weg ist sie halt trotzdem." Deshalb käme er einmal in der Woche hierher, um in der Klinik-Kapelle eine Kerze anzuzünden, und im Wäldchen spazieren zu gehen. "Hier bin ich hier einfach besonders nah."

Damit der Witwer die noch ausstehenden Posten begleichen und "Freude für Alle" ihn beim Nötigsten unterstützen kann, bitten wir heute herzlichst um Spenden.

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