Umstrittenes Symbol

Skandal mit Folgen: Die Allianz gegen Rechtsextremismus in Nürnberg fordert „Wolfs-Gruß“-Verbot

Alexander Brock

Lokales

E-Mail zur Autorenseite

10.7.2024, 18:56 Uhr
Ein Türkei-Fan zeigt beim Fan-Marsch Richtung Berliner Olympiastadion den "Wolfsgruß", dessen Ursprung der rechtsextremistischen Bewegung "Graue Wölfe" zugeordnet wird.

© Christoph Soeder/dpa Ein Türkei-Fan zeigt beim Fan-Marsch Richtung Berliner Olympiastadion den "Wolfsgruß", dessen Ursprung der rechtsextremistischen Bewegung "Graue Wölfe" zugeordnet wird.

Dir türkische Mannschaft verpasste am 6. Juli den Einzug ins Halbfinale der Fußball-EM. Rund um den Nürnberger Plärrer feierten dennoch hunderte türkische Fans ihre Mannschaft - vereinzelt auch mit dem umstrittenen "Wolfsgruß". Das Handzeichen und Symbol steht für die türkische rechtsextreme und ultranationalistische Organisation "Graue Wölfe".

Das hatte zuerst der türkische Nationalspieler Merih Demiral nach dem Achtelfinalsieg gegen Österreich auf dem Spielfeld und vor laufenden Kameras gezeigt - und löste damit eine Welle der Empörung und ein politisches Nachspiel aus. Zwar ist das Zeichen in Österreich und Frankreich verboten, in Deutschland aber nicht.

Die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg fordert jetzt: "Höchste Zeit, dieses Symbol auch in Deutschland zu verbieten!" Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz gelten die "Grauen Wölfe" mit rund 14.000 Anhängern und Anhängerinnen als größte rechtsextremistische Bewegung in Deutschland. Die Anhänger sind überwiegend in Vereinen organisiert, darunter die "Föderation der Türkisch Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland e.V." als mitgliederstärkster Verband mit 7000 Mitgliedern und 160 Ortsvereinen. Nach Auskunft des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz gibt es in Bayern etwa 1300 Anhänger und Anhängerinnen, vor allem in München, Augsburg und Nürnberg.

"Wir stellen uns dagegen"

"Als Allianz gegen Rechtsextremismus werden wir nicht müde, zu betonen, dass wir in Deutschland in einer wehrhaften Demokratie leben. Dazu gehört auch die Möglichkeit, Parteien und Organisationen zu verbieten, die eine Gefahr für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung darstellen. Egal woher Rechtsextremismus kommt – wir stellen uns dagegen!", erläutert Stephan Doll, Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg, in einer Presseerklärung.

Bisher stehen die "Grauen Wölfe" unter Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Ein Verbot wird seit November 2020 geprüft. "Die Prüfung eines Verbots dauert bereits fast vier Jahre. Wir fordern den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann auf, für ein Verbot in Bayern zu sorgen", sagt Doll.

"Dass dieser Gruß ausgerechnet am 02. Juli, dem Tag, an dem die Türkei gegen Österreich spielte, gezeigt wurde, ist besonders abscheulich und geschichtsvergessen.", findet Stephan Doll. Am 02. Juli 1993 hatte ein von religiösen Extremisten aufgehetzter islamistischer Mob in der Türkei ein Hotel im Stadtzentrum von Sivas in Brand gesteckt, in dem sich alevitische Schriftsteller und Schriftstellerinnen, Sänger und Sängerinnen sowie Intellektuelle aufhielten. Dabei wurden 37 Menschen getötet, die meisten Opfer waren alevitischen Glaubens.

Schnell und unkompliziert die neuesten Nachrichten aus Nürnberg und der Region aufs Smartphone? Das ist mit dem neuen WhatsApp-Kanal von NN.de ganz einfach. Hier geht es direkt zum WhatsApp-Channel - eine "Schritt für Schritt"-Anleitung finden Sie hier.