![Legendärer Herrscher des europäischen Mittelalters: Eine Statue des Staufers Friedrich II. im Dokumentationszentrum Hohenstaufen-Göppingen. Legendärer Herrscher des europäischen Mittelalters: Eine Statue des Staufers Friedrich II. im Dokumentationszentrum Hohenstaufen-Göppingen.](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.12494781:1662377475/image/e-arc-tmp-20220905_111738-1.jpg?f=16%3A9&h=816&m=FIT&w=1680&$p$f$h$m$w=e4f1a99)
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Die Geburtsurkunde Nürnbergs: Stauferkaiser Friedrich II. und der "Große Freiheitsbrief"
Er hatte eine künstlerische Ader, begeisterte sich für den Burgenbau, konnte auf Altitalienisch dichten, beherrschte Arabisch. Dazu stritt er sich bis aufs Blut im Machtkampf mit dem Papst, eroberte Jerusalem auf dem Verhandlungsweg, schrieb eine wissenschaftliche Abhandlung über Falken und zeugte in drei Ehen und darüber hinaus viele Kinder (die Angaben reichen von zwölf bis 20).
Der Stauferkaiser Friedrich II. ist als schillernde Persönlichkeit in die Geschichte eingegangen. So interessant, dass sich schon bald nach seinem Tod falsche Friedriche als seine Wiedergänger ausgaben. Legenden entstanden, wonach der Kaiser im Ätna schlafe, um dereinst bei seiner Rückkehr die Welt zu erlösen. Die Geschichtsschreibung über seinen angeblichen Charakter steckt voller Widersprüche und Extreme.
![Der Große Freiheitsbrief von dem - in diesem Jahr noch vor der Kaiserkrönung stehenden - König Friedrich II. für Nürnberg vom 8. November 1219. Der Große Freiheitsbrief von dem - in diesem Jahr noch vor der Kaiserkrönung stehenden - König Friedrich II. für Nürnberg vom 8. November 1219.](https://images.nordbayern.de/image/contentid/policy:1.12494779:1662377626/image/e-arc-tmp_20191025-152429-001.jpg?f=3%3A4&h=1200&m=FIT&w=900&$p$f$h$m$w=2bdc6b1)
In Nürnberg behielt man Friedrich II. (1194-1250, zum römisch-deutschen König gewählt 1212, zum Kaiser gekrönt 1220) prosaischer in Erinnerung. Denn der gebürtige Italiener und Enkel Friedrichs I. Barbarossa hat der Stadt einen politischen Dienst erwiesen, ohne den sie sich vielleicht anders entwickelt hätte. Mit einer Urkunde gewährte er am 8. November 1219, damals noch als junger König auf Legitimationssuche, der Siedlung unterhalb der Burg umfassende Sonderrechte im Reich. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er im italienischen Reichsteil oder in seinem Königtum in Süditalien, aber für Nürnberg sind neun Aufenthalte belegt.
Nürnberg untersteht ausschließlich und direkt dem König
Der sogenannte "Große Freiheitsbrief", den heute das Staatsarchiv in Nürnberg aufbewahrt, stellt das "hoch geschätzte Nuoremberch" unter den direkten Schutz des Königs. Das 800 Jahre alte Schriftstück regelt ihre Rechtsprechung, ihr Besitztum, ihre Steuerhoheit, gewährt bestimmte Handelsrechte und Zollfreiheiten. "Nürnberg bekommt den Status einer unmittelbar dem Kaiser unterstehenden Gemeinschaft, in der kein Fürst etwas zu sagen hat und die sich selbst Gesetze geben kann", erklärt der emeritierte Würzburger Mittelalter-Historiker Franz Fuchs.
Der Freiheitsbrief macht den Anfang in einer Reihe kaiserlicher Privilegien, die sich die spätere Reichsstadt von den Herrschern des Mittelalters immer wieder verbriefen ließ. "Man ist unglaublich stolz darauf, der Brief wird x-mal abgeschrieben", sagt Fuchs.
Die Urkunde stärkte die Stellung der Kaufleute rechtlich und handelspolitisch deutlich – und beschleunigte damit Wohlstand, Verkehr und letztlich die Ablösung in die Unabhängigkeit; so bildete sich im Jahrhundert darauf eine herrschende Oberschicht von Patriziern und eine eigene Stadtregierung heraus. Der Freiheitsbrief, sagte im Jubiläumsjahr 2019 der damalige Leiter des Staatsarchivs Peter Fleischmann, stelle somit die "eigentliche Geburtsurkunde Nürnbergs" dar.
Wegen Widerständigkeit vom Papst abgesetzt
Friedrich II. stärkte viele Städte auf diese Weise, er ließ sich das von ihnen nicht nur teuer bezahlen, sondern stützte mit solchen Verbindlichkeiten auch seine eigene stets angefeindete Macht. Wegen Streitigkeiten um den Kreuzzug und Territorien exkommunizierte ihn der Papst, setzte ihn später sogar ab.
"Die Herrschaft Friedrichs II. war ein letzter, gescheiterter Versuch, ein transnationales Weltkaisertum zu schaffen", schreibt sein Biograf Olaf Rader. Die Macht der Staufer zerfiel mit Friedrichs überraschendem Tod durch Krankheit. Begraben liegt er, wo er größtenteils aufwuchs: in Palermo.
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