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Kaiser Friedrich I. Barbarossa und seine Zeit in Nürnberg
26.5.2022, 17:02 UhrDieser Mann war eine Legende. Kaiser Friedrich I. Barbarossa (um 1122-1190), nach seinem rotblonden Haar mit dem italienischen Beinamen versehen, galt den Deutschen lange als Projektionsfigur für den Wunsch nach besseren Zeiten. Als die Brüder Grimm zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine alte Regionalsage von dem bis zu seiner Wiederkehr in einem Berg im Kyffhäuser in Thüringen schlafenden Kaiser vervielfältigten, wurde "Rotbart" zum märchenhaften Hoffnungsträger für nationale Einheitsträume.
Nazis beriefen sich auf ihn
Das Bild vom angeblichen Machtpolitiker bediente auch den Größenwahn im Nationalsozialismus; der Deckname für den Überfall auf die Sowjetunion lautete "Unternehmen Barbarossa".
Das ist vorbei, im Jahr seines mutmaßlich 900. Geburtstags erinnert in Westfalen im Herbst eine Jubiläumsausstellung an ihn und sonst nicht übermäßig viel. Der Münchner Historiker Knut Görich hat in seiner neueren Barbarossa-Biografie aufgeräumt mit jeglichem Heldentum. Er zeichnet den prominenten Staufer, der nicht lesen und schreiben konnte, als nach heutigen Maßstäben sehr fernen, andersartigen Herrscher, der vor allem vom Prinzip der Wahrung von Ehre für Kaiser und Reich (Honor Imperii) motiviert war.
Was der schwäbische Herzogsohn Friedrich I. (zum römisch-deutschen König gewählt 1152, zum Kaiser gekrönt 1155) in und für Nürnberg getan hat, entzieht sich einer klaren Bewertung. So ist beispielsweise auf der Burg kein Bauschritt mit ihm verknüpft, gibt Birgit Friedel zu bedenken. Gemäß der Mittelalter-Archäologin, die zur Baugeschichte der Burg geforscht hat, kann das einen simplen Grund gehabt haben: Friedrichs Vorgänger und Onkel Konrad III. hatte die Anlage gerade erst üppig modernisiert und erweitert.
Eher Geschäftsaufenthalte
Und: Nürnberg war für die Staufer zwar ein bedeutender Ort wegen seiner Ressourcen und seiner Lage, aber eben nur einer von mehreren Zentralorten der Herrschaft – daran erinnert Jennifer Oevermann vom Verein Geschichte für Alle, die über die Staufer promoviert hat.
Zwölf Aufenthalte Barbarossas in Nürnberg sind belegt, darunter fünf Hoftage mit repräsentativen Geschäftsanlässen wie einem Empfang für Gesandte aus Byzanz. Seine Feldzüge, um Italien zu unterwerfen, waren kaum von Erfolg gekrönt, aber mit der Verheiratung seines Sohns Heinrich VI. nach Sizilien vermählte er das staufische Reich dann doch mit dem Süden.
Zeit der Turmhäuser
In der Zeit Friedrich Barbarossas befand sich die Siedlung auf dem Burgberg noch im Vorstadium zu einer eigenständigen Stadt, erläutert Antonia Landois, Mittelalter-Historikerin im Stadtarchiv. Es standen inmitten der Häuser auch mehrere Wohntürme – erhalten hat sich bis heute davon nur das Nassauer Haus vor St. Lorenz. Die Kaufleute erhielten, wie von allen Königen im Hochmittelalter, auch von Friedrich I. Handelserleichterungen.
Es war eine farbenfrohe Zeit, sagt Landois, man denke an den Minnesang und Turniere – aber durch die dürftige Quellenlage ist sie heute nicht so leicht korrekt zu beschreiben. Die Ära von Barbarossas Sohn Heinrich VI. hinterließ jedenfalls etwas größere Spuren; er vergab das Burggrafenamt neu an die Zollern und stieß wohl den Ausbau der Burg an.
Antonia Landois erinnert an ein fiktives Ritterturnier in Heinrichs Zeit im Jahr 1197/98. Es fand nie statt, sondern war eine Erfindung des fantasiebegabten Stadtherolds Georg Rixner, die dieser 1526 dem Rat präsentierte – die Erzählung davon diente vielen Patrizierfamilien dann zur Herleitung ihres Adelsstands und ging in ihre Ahnenkunde ein.
Der Tod Friedrichs I. trug zur Legendenbildung bei: Er ertrank auf dem Dritten Kreuzzug in der heutigen Türkei im Fluss Saleph – wo seine Grabstätte liegt, ist bis heute unbekannt.
Die limitierten Sammeltaler in Feingold 999,9 oder Feinsilber 999,9 sind über den Zeitungsshop des Verlags Nürnberger Presse erhältlich. Rabatt mit ZAC-Karte, Informationen unter (0911) 216-2777, zeitungsshop.nordbayern.de
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