Fall 16 von "Freude für alle"
Alleinerziehend auf dem Land bei Treuchtlingen: Darum hat Lena F. es schwer
27.11.2024, 17:00 UhrDie Weihnachtsaktion "Freude für alle" unterstützt jedes Jahr zahlreiche Alleinerziehende, vor allem Frauen. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung handelt es sich um die am stärksten von Armut betroffene Familienform in Deutschland. Vier von zehn Alleinerziehenden gelten als armutsgefährdet - obwohl die meisten einen Job haben.
Eine von ihnen ist die rund 30 Jahre alte Lena F. (alle Namen und Wohnort geändert). Sie hat eine kleine Tochter, die Tabea heißt, und arbeitet als Heilerziehungspflegerin in Teilzeit. Trotzdem ist die Mutter auf Leistungen wie das Wohngeld angewiesen. Ihr Konto befindet sich mal wieder im Minus. "Wenigstens einen Tausender auf der Seite haben", darüber würde sie sich sehr freuen.
F. ist es wichtig, die Unterschiede zwischen Alleinerziehenden zu betonen. "Die sind groß", sagt die Frau. Manche hätten Eltern oder Großeltern, die ab und zu auf Kind oder Kinder aufpassen können. Bei ihr sei das nicht möglich.
Kein ÖPNV, wenig Betreuungsangebote: Lena F. wohnt in einem kleinen Dorf
F. wohnt in einem Dorf bei Treuchtlingen. Regelmäßigen ÖPNV gibt es hier nicht. Auch fehlt es, wie sie sagt, an nahegelegenen, für Alleinerziehende essentiellen Betreuungsangeboten. Die Mutter ist deshalb auf ein Auto angewiesen, das wiederum ein Kostentreiber ist.
"In Nürnberg wäre ich finanziell besser aufgestellt", ist sich die dort aufgewachsene Frau sicher - trotz der höheren Mieten. Dass sie das Landleben vorzieht, hat Gründe. "Ich hatte eine verkorkste Kindheit", sagt sie. Ihre Eltern waren beide drogenabhängig und trennten sich, als F. vier Jahre alt war. Sie lebte fortan bei der Mutter und später in einem Kinderheim. "Ich bin entgleist und habe viel Blödsinn gemacht", sagt F. Mit 17 zog sie in eine eigene Wohnung. Das alles verbindet sie bis heute mit Großstädten.
Bei Treuchtlingen absolvierte F. ihre Ausbildung und lernte den Vater ihres Kindes kennen. Als sie schwanger wurde, sei er zurück in die USA gegangen. Bis dahin ging es ihr finanziell "eigentlich ganz gut", wie F. erzählt.
Nach der Geburt fiel die Mutter in ein tiefes Loch
Nach der Geburt kehrte F. früher als geplant in ihren Job zurück, weil Personalnot herrschte - und fiel in ein tiefes Loch. "Es war eines der schlimmsten Jahre", sagt sie. Ihre Tochter Tabea habe regelmäßig nicht einschlafen wollen, auch der Start in die Krippe misslang. F. war mit ihren Nerven am Ende. Sie wollte sich in psychologische Behandlung begeben, bekam aber keinen Platz. "Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich mir gesagt habe: Ich tue mir etwas an", erzählt die Mutter.
Beruflich habe sie oft mit Menschen zu tun, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Aber am eigenen Leib zu erfahren, wie es ist, mit einer schreienden Tochter ganz alleine zu sein? "Du weißt nicht mehr, wer du bist." Eine Reha habe sie abbrechen müssen, weil ihre Tochter sich mit Händen und Füßen dagegen wehrte. Dabei sei die Psychologin dort richtig gut gewesen. "Und dann fährst du mit diesen ganzen geöffneten Kapiteln nach Hause und stehst da."
Doch egal, wie groß der Rückschlag war: F. raffte sich immer wieder auf. Mehrfach zog sie seit der Geburt ihrer Tochter um und wechselte den Arbeitgeber, sobald eine Chance auf Verbesserung bestand. "Sie macht wirklich alles richtig", bestätigt die zuständige Mitarbeiterin der Diakonie Südfranken.
"Ich bin nicht die, die ständig jammert"
"Ich bin nicht die, die ständig jammert", sagt die Mutter selbst. Aber es sei extrem anstrengend, ununterbrochen funktionieren zu müssen und dabei auf sich alleine gestellt zu sein. "Aktuell habe ich nicht einmal die Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob ich traurig bin. Ich habe keine Minute für mich." Ab 2025 immerhin hat sich nach langer Suche endlich eine Tagesmutter gefunden - und somit Zeit, einen Psychologen zu suchen.
Was sie antreibt: Tabea soll es einmal besser haben. "Mein Kind ist total gut erzogen", kann sie inzwischen nicht ohne Stolz sagen. "Sie hat ein enorm gutes Sozialverhalten."
"Freude für alle" möchte F. unterstützen. Bei der Mutter stehen eine Autowartung und neue Winterreifen an. Sie weiß nicht, wie sie das bezahlen soll. Ohne Auto wäre ihr Job gefährdet. Wir danken allen Spenderinnen und Spendern.
So können Sie spenden
Die Spendenaktion „Freude für alle“ des Verlags Nürnberger Presse (VNP) unterstützt seit über 50 Jahren bedürftige Alleinstehende und Familien in unserer Region. Dafür stellen wir in der Vorweihnachtszeit beispielhafte Einzelschicksale vor. Helfen auch Sie mit einer Spende!
- Hier können Sie über Paypal spenden
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- Konto bei Sparkasse Fürth: IBAN: DE 96 7625 0000 0000 2777 72
- Konto bei Sparkasse Erlangen: IBAN: DE 28 7635 0000 0000 0639 99
Spendenquittungen stellen wir ab 300 Euro aus, bitte hierfür die vollständige Adresse hinterlassen.
Möchten Sie gezielt für ein in der Vorweihnachtszeit vorgestelltes Einzelschicksal sowie vergleichbare Fälle spenden, nennen Sie bitte im Verwendungszweck die entsprechende Fallnummer.
Wenn Sie im Überweisungszweck das Stichwort "Veröffentlichung" angeben, werden wir Ihren Namen, Ihren Wohnort und die Spendensumme in den gedruckten Zeitungen und E-Paper-Ausgaben des VNP veröffentlichen. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Einwilligung gem. Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. a DSGVO für diese Veröffentlichung für die Zukunft zu widerrufen.
Weitere Informationen zum Datenschutz und Antworten auf häufige Fragen zu unserer Weihnachtsaktion „Freude für alle“ finden Sie unter www.vnp.de/ffa
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