"Dorf der Gesundheit"

125 Jahre Baugeschichte: Städtisches Klinikum Nürnberg entstand aus Kraftwerk und Pavillons

Sebastian Gulden

14.2.2023, 12:12 Uhr
Diese um 1905 fotografierte Aussicht vom Verwaltungsgebäude gen Westen auf die Häuser und das Heizkraftwerk des Krankenhauses zeigt anschaulich das Pavillonsystem der Gesamtanlage. 

© Ansichtskarte des Verlags Winkler & Schorn (Sammlung Sebastian Gulden) Diese um 1905 fotografierte Aussicht vom Verwaltungsgebäude gen Westen auf die Häuser und das Heizkraftwerk des Krankenhauses zeigt anschaulich das Pavillonsystem der Gesamtanlage. 

Man muss nicht nach Wien zum berühmten Sanatorium Baumgartner Höhe reisen, um ein historisches Krankenhaus im Pavillonsystem bewundern zu können. Denn Nürnbergs städtische Klinik wurde dereinst nach demselben Prinzip erbaut – und hat sich einige wertvolle Denkmale seiner Geschichte bewahren können.

Große Rote Kreuze wie hier auf dem Verwaltungsgebäude sollten das Krankenhaus im Zweiten Weltkrieg vor Bombardements bewahren – leider ohne Erfolg.

Große Rote Kreuze wie hier auf dem Verwaltungsgebäude sollten das Krankenhaus im Zweiten Weltkrieg vor Bombardements bewahren – leider ohne Erfolg. © Ansichtskarte des Verlags Zerreiss & Co. (Sammlung Sebastian Gulden)

Der Verwaltungsbau gehört zu den wenigen Gebäuden von 1894/1897, die sich bis heute weitgehend im originalen Zustand bewahrt haben.  

Der Verwaltungsbau gehört zu den wenigen Gebäuden von 1894/1897, die sich bis heute weitgehend im originalen Zustand bewahrt haben.   © Roland Fengler

Wider das verbreitete Vorurteil ist die Zahl derer, die gerne in ein Krankenhaus gehen, so klein nicht. Neben den Menschen, die hier Hilfe und Heilung suchen, muss für Pflegekräfte und Personal der Beruf schon ein Stück weit Leidenschaft sein, gerade wenn man in Zeiten von Epidemie und kaputtgespartem Gesundheitssystem seinen Dienst am Menschen tut. Auch wenn die Mehrheit des Personals und der Patienten vermutlich vor allem an einer modernen Ausstattung interessiert sind, hat es doch etwas für sich, in einem Krankenhaus mit Geschichte wirken und genesen zu dürfen.

So wie das Städtische Krankenhaus in Nürnberg, das seit Eröffnung seines Schwesterhauses in Langwasser 1994 offiziell "Klinikum-Nord" heißt. Am 5. September des Jahres 2022 feierte die Einrichtung, wenngleich ob der momentan angespannten Corona-Lage recht still, ihren 125. Geburtstag.

Die ehemalige Frauen- und Kinderklinik heute: Der gewaltige Bau im Stil der Neuen Sachlichkeit hat sich bis heute äußerlich weitgehend im Originalzustand erhalten – inklusive Garten und Einfriedung.

Die ehemalige Frauen- und Kinderklinik heute: Der gewaltige Bau im Stil der Neuen Sachlichkeit hat sich bis heute äußerlich weitgehend im Originalzustand erhalten – inklusive Garten und Einfriedung. © Sebastian Gulden, Collage NN.de

Die Geschichte der modernen Krankenpflege in Nürnberg indes reicht viel weiter zurück: Das erste städtische Krankenhaus nämlich entstand schon 1835 bis 1839 am Frauentorgraben gegenüber dem Kartäusertor. Stadtbaurat Bernhard Solger plante den Bau als mächtige, schlossartige Vierflügelanlage, deren Fassaden und Dachlandschaft er aus Rücksicht auf die gegenüberliegende Altstadt mit Gliederung und Zierrat im Geiste der Neugotik veredelte.

125 Jahre Baugeschichte: Opernhaus verdrängt Klinik

Allein, schon im 19. Jahrhundert war der Modernisierungsdruck im Gesundheitsbereich derart gewaltig, dass Solgers Krankenhaus nach knapp 60 Jahren heillos veraltet war, vor allem aber keinen Platz für einen Ausbau bot. Die Vorstadt hatte sich mittlerweile rund um die Anstalt geschlossen. Und dann hatte die Stadtspitze ja auch noch den Plan, an seiner Stelle ein neues Stadttheater mit Festsaal zu errichten, das nachmalige Opernhaus.

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