Ohne Risiko durch die heißen Tage

Hitze in Franken: Mit diesen zehn Tipps kommen Autofahrer gut durch den Hochsommer

20.7.2024, 14:57 Uhr
Unter der Sonneneinstrahlung kann sich das Lenkrad stark erhitzen. Daran sollte man denken, bevor man zugreift.

© Dekra Unter der Sonneneinstrahlung kann sich das Lenkrad stark erhitzen. Daran sollte man denken, bevor man zugreift.

Eigentlich gilt der Winter als die Jahreszeit, die den Autofahrern und Autofahrerinnen am meisten Probleme bereitet. Doch auch der Sommer ist nicht ohne. "Insbesondere Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke können vor Herausforderungen stellen", heißt es vonseiten des Auto Clubs Europa (ACE). Was das bedeutet, erklärt die Prüfgesellschaft Dekra: "Bei Hitzestress können sich Autofahrende schlechter konzentrieren, sie reagieren langsamer und machen mehr Fahrfehler". Doch mit ein paar Tipps kommt man gut und sicher durch die heiße Jahreszeit:

1. Schattig parken

Dass man Parkplätze unter voller Sonneneinstrahlung meiden und lieber ein schattiges Plätzchen suchen soll, ist kein neuer Rat. Doch es geht nicht nur um die Passagiere, die keinen zum Backofen aufgeheizten Innenraum vorfinden wollen. Auch für die Technik wird es womöglich heikel. "Elektronische Bauelemente sind zwar grundsätzlich auch für höhere Temperaturen ausgelegt, aber gerade beim Parken in praller Sonne kann es unter der Motorhaube so heiß werden, dass Halbleiter, Platinen und weitere elektrische Bauteile leiden", warnt der ACE. Bei der Batterie wiederum könne Hitze schneller zu Selbstentladung führen, der Akku altere somit früher.

Wer in ein aufgeheiztes Auto steigt, sollte daran denken, dass Sitze, Gurte und Lenkrad – vor allem, wenn sie mit Leder bezogen sind – unter der Sonneneinwirkung sehr heiß geworden sein können, es droht Verbrennungsgefahr. Sinnvoll ist es, die genannten Teile vor Verlassen des Fahrzeugs abzudecken, beispielsweise mit einem Handtuch. Insbesondere gilt dies für Kindersitze. Auch Sonnenschutzmatten der -rollos für die Fenster können helfen.

2. Raus mit der Hitze

Vorm Losfahren sollte man das Auto erst einmal gut durchlüften – also Türen, Scheiben und am besten auch Heckklappe sowie das Schiebedach öffnen. Das vertreibt den größten Hitzestau.

Auf die Einstellung kommt es an: 22 Grad sind eine gute und verträgliche Raumtemperatur.

Auf die Einstellung kommt es an: 22 Grad sind eine gute und verträgliche Raumtemperatur. © U. Kröner

3. Klimaanlage ja – aber richtig

Dass die Klimaanlage aus Komfortgründen wichtig ist, weiß man. Schon weniger wird wahrgenommen, dass sie auch der Sicherheit dient: Wer nicht aus allen Poren schwitzt und den durch Fenster und Schiebedach rauschenden Fahrtwind um die Ohren hat, fährt konzentrierter. Allerdings kommt es auf die richtige Temperatur an. Zu stark herunterkühlen sollte die Air Condition den Fahrgastbereich nämlich nicht, sonst fängt man sich womöglich eine Erkältung ein. Und wenn der Unterschied zwischen Außen- und Innentemperatur zu hoch ausfällt, können beim Aussteigen Kreislaufprobleme auftreten. Als ideal gelten eine Differenz von fünf bis sieben Grad oder eine Einstellung der AC auf etwa 22 Grad.

Bei Fahrtantritt wird die Klimaanlage sinnvollerweise zunächst auf Umluft gestellt. So erreicht man ein Umwälzen der Innenluft und die Technik muss sich weniger damit abmühen, die heiße Luft herunterzukühlen. Sind Wohlfühlgrade erreicht, kann die Umluftfunktion wieder ausgeschaltet werden.

Außerdem sollte man darauf achten, die Lüftungsdüsen nicht direkt auf den Körper zu richten. Ansonsten drohen neben den bereits erwähnten Erkältungen auch Verspannungen der Muskulatur.

Flip-Flops sind kein geeignetes Schuhwerk fürs Autofahren.

Flip-Flops sind kein geeignetes Schuhwerk fürs Autofahren. © ampnet/ADAC

4. Unangreifbar kleiden

Immer gut ist es, gerade auf längere Fahrten luftige Kleidung zu tragen, die genügend Bewegungsspielraum lässt. Auch leichtes Schuhwerk verschafft bei sommerlicher Hitze Erleichterung. Von Flip-Flops oder Badeschlappen sollte man aber besser die Füße lassen. Ein direktes Verbot formuliert die Straßenverkehrsordnung (StVO) zwar nicht, auch nicht für Barfuß-Fahren im Übrigen. Doch es gibt Risiken. Loses Schuhwerk wie Schlappen kann sich in der Pedalerie verfangen, zudem besteht die Gefahr, dass man abrutscht. Und wer mit bloßen Füßen fährt, schafft es bei einer Vollbremsung womöglich nicht, das Bremspedal mit dem erforderlichen Druck zu betätigen.

Das alles wissen auch die Versicherer. Kommt es zu einem Unfall, kann wegen Fahrlässigkeit eine Teilschuld ausgesprochen werden, es droht ein Bußgeld, und der Versicherungsschutz wackelt.

Auch sich (teilweise) der Kleider zu entledigen ist keine gute Idee. Wer mit nacktem Oberkörper fährt, riskiert, dass bei einer starken Bremsung oder gar einem Unfall der Sicherheitsgurt in die Haut schneidet oder, der Reibung wegen, Brandverletzungen entstehen.

Die Sonnenbrille ist mehr als nur ein modisches Accessoire.

Die Sonnenbrille ist mehr als nur ein modisches Accessoire. © pixabay

Dass jemand komplett nackt fährt, dürfte kaum vorkommen. Dennoch ein Blick auf die Rechtslage: Solange die primären oder sekundären Geschlechtsteile nicht sichtbar sind, ist von der ARAG-Rechtsschutzversicherung zu erfahren, sei das hüllenlose Bewegen eines Fahrzeugs tatsächlich erlaubt. Das bedeutet, dass Männer "oben ohne" fahren dürfen, Frauen aber nicht. Und beim Aussteigen aus dem Auto müssen sich auch die Herren wieder bedecken. Sollte sich jemand durch den entblößten Anblick belästigt sehen, kann er Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses erstatten, was laut ARAG ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro nach sich zieht.

Dieser ADAC-Crashtest zeigt auf, wie übel es ausgehen kann, wenn die Füße auf dem Armaturenträger abgelegt werden.

Dieser ADAC-Crashtest zeigt auf, wie übel es ausgehen kann, wenn die Füße auf dem Armaturenträger abgelegt werden. © /ADAC/Martin Hangen

5. Passende Sonnenbrille wählen

Das Tragen einer Sonnenbrille ist insofern anzuraten, als sie vor Blendung schützt. "Nicht jedes Modell ist im Auto geeignet", warnt indes der ADAC. Die Blendschutzkategorie 4 ist zu hoch, weil die dunklen Gläser und eben der hohe Blendschutz nur drei bis acht Prozent des Lichts durchlassen. Ideal für den Straßenverkehr sind die Tönungsstufen 2 bis 3, letztere ist denn auch die maximal erlaubte.

Nicht vergessen sollte man zudem, die Sonnenbrille nach Einbruch der Dämmerung abzulegen. Erlaubt für Fahrten bei Dunkelheit sind ohnedies nur Brillen mit Tönungsgrad 0 beziehungsweise höchstens 20 Prozent Lichtreduktion. Wer mit dem falschen Modell in eine Polizeikontrolle gerät, riskiert ein Verwarngeld von zehn Euro.

Auch auf die Farbe der Gläser kommt es an. Der ADAC weist darauf hin, dass sie so zu wählen ist, dass Ampelleuchten und Blaulicht noch erkannt werden können. Rot, Blau oder Rosa/Pink verfälschen den Farbeindruck am stärksten, Braun, Grau oder Grün hingegen am wenigsten.

6. Runter mit den Füßen

Für den Beifahrer respektive die Beifahrerin mag es verlockend sein, entspannt die Füße auf den Armaturenträger zu legen und sich so durch den Sommertag chauffieren zu lassen. Doch das sollte man besser bleiben lassen. Bei einem Crashtest, der mit 64 km/h durchgeführt wurde, hat der ADAC für den Fall einer Vollbremsung oder eines Unfalls mit Airbagauslösung "ein erhebliches Gefahrenpotenzial" festgestellt. Das liegt darin begründet, dass der Airbag mit einer Geschwindigkeit von bis zu 400 km/h herausschnellt, was wiederum bewirkt, dass die auf dem Armaturenträger aufliegenden Beine vehement in Richtung geschleudert werden. Als Folge, so der ADAC, werde "der Beifahrer wie ein Klappmesser zusammengefaltet", durch den Zusammenstoß des Kopfes könne es zu schwersten Verletzungen kommen, außerdem drohten "schwerwiegende Frakturen der unteren Extremitäten und des Beckens".

Hilflose Personen und Tiere dürfen nicht im Fahrzeug zurückbleiben.

Hilflose Personen und Tiere dürfen nicht im Fahrzeug zurückbleiben. © ampnet/GTÜ

7. Ausreichend trinken

Im unklimatisierten Auto kann der Körper bis zu drei Liter Flüssigkeit pro Stunde verlieren. Doch auch wer wohltemperiert reist, sollte immer genügend zu trinken mitnehmen. Empfehlenswert sind kohlensäurearme bis -freie und wenig bis nicht gesüßte Getränke - Wasser beispielsweise, das eventuell mit Magnesium versetzt ist, alternativ auch Saftschorlen oder Tees, jeweils kühl bis lauwarm temperiert.

8. Gefahrgut ausräumen

"Bei leicht entflammbaren Flüssigkeiten oder Gasen besteht schon ab 50 Grad Explosionsgefahr", warnt der ACE. Spraydosen, flüssiges Desinfektionsmittel, Frostschutzmittel, Reinigungsprodukte und sogar kohlensäurehaltige Getränke könnten bei steigendem Druck auslaufen oder gar explodieren, die Verschlüsse sogar zum Geschoss werden. Auch bei elektronischen Geräten wie Tablets, Powerbanks oder Akkus besteht die Gefahr, dass sie sich ausdehnen, entflammen oder explodieren.

Weniger bekannt ist etwas anderes: Ausgerechnet von Wasser- und anderen Getränkeflaschen geht ein Brandrisiko aus. Dies gilt vor allem dann, wenn die Flasche selbst und die Flüssigkeit darin durchsichtig sind. Unter Sonneneinstrahlung entsteht ein Lupeneffekt, das Licht wird gebündelt und auf eine Stelle – zum Beispiel auf den Sitzpolstern – gerichtet, die sich binnen kürzester Zeit stark erhitzen und in Brand geraten kann. An diesen Effekt sollte man auch während der Fahrt denken.

9. Nicht brandgefährlich parken

Katalysatoren und Auspuffanlagen können schon nach wenigen Minuten bis zu 800 Grad heiß werden. Deshalb sollte das Fahrzeug nicht auf ausgetrockneten Wiesen, Waldböden oder abgeernteten Stoppelfeldern abgestellt werden. Selbst Straßenränder mit verdorrtem Gras oder Laub sind zu meiden, denn auch hier besteht die Gefahr, dass der Untergrund in Brand gerät. Bei Elektroautos, die weder Kat noch Auspuff besitzen, ist das Risiko geringer.

10. Niemanden zurücklassen - Lebensgefahr!

Trotz aller Warnungen passiert es immer wieder, dass Kinder oder Tiere im überhitzten Auto zurückgelassen werden und das im schlimmsten Fall nicht überleben. Unterschätzt wird vielfach, wie schnell und wie stark sich der Innenraum aufheizen kann. Schon 20 Grad Außentemperatur reichen aus, um das Cockpit eines in der Sonne geparkten Autos binnen einer halben Stunde auf 36 Grad zu bringen. Und bei hochsommerlichen 30 Grad verwandelt sich der Passagierbereich in kurzer Zeit in einen 70 Grad heißen Glutofen. Dann geht es um nichts weniger als um Leben oder Tod. Das Schiebedach zu kippen oder die Scheiben einen Spaltbreit herunterzulassen, minimiert die Gefahr kaum.

Wer eine Person oder ein Tier in einer Notlage bemerkt, sollte zunächst überprüfen, ob sie/es noch reagiert und sich normal bewegt. Dies kann beispielsweise durch Klopfen an die Scheibe geschehen. Manche Autos verfügen nämlich über eine Standklimatisierung, in diesem Fall besteht auch bei hochsommerlicher Hitze keine Gefahr für die Insassen. Mitunter ist dann von außen deutlich eine Temperaturanzeige einsehbar oder auf dem Zentralbildschirm gibt ein Hinweis Entwarnung, so wie bei Teslas "Dog Mode".

Reagiert der zwei- oder vierbeinige Passagier nicht mehr oder wirkt apathisch (bei Hunden ist starkes Hecheln ein Alarmsignal), und ist auch der Besitzer des Autos nicht auf die Schnelle ausfindig zu machen - dann gilt es, die Polizei (110) und die Feuerwehr (112) herbeizurufen. Wenn akute Lebensgefahr (Bewusstlosigkeit) vorliegt oder während des Wartens auf die Rettungskräfte eintritt, darf die Seitenscheibe eingeschlagen werden. Sanktioniert wird solches Handeln von Paragraf 34 des Strafgesetzbuches. "In einem Notfall mit akuter Gefahr für Leib und Leben führt eine rechtswidrige Tat nicht dazu, dass man dafür bestraft wird", sagt Klaus Heimgärtner, Jurist beim ADAC. Sicherheitshalber sollte man sich aber um Zeugen kümmern, sich deren Kontaktdaten notieren und, wenn möglich, den Rettungsvorgang auch per Foto oder Video festhalten.

Keine Kommentare