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Schluss mit der Lücke! Das markante Ludwig Erhard Zentrum in Fürth

Irina Hahn

2.7.2024, 13:03 Uhr
Der markante Neubau des LEZ. 

© Der markante Neubau des LEZ. 

Der Startschuss für die Realisierung eines Neubaus direkt gegenüber Ludwig Erhards Geburtshaus und neben dem historischen Fürther Rathaus fiel im Jahr 2013 mit der Auslobung eines Architektenwettbewerbs. Der erste Preis ging an Reinhard Bauer Architekten in München. Das Preisgerichtsprotokoll betont die gelungene Integration des Gebäudes in das Ensemble „Altstadt Fürth“, das vollständig unter Denkmalschutz steht, und die Bezugnahme auf den historischen Baubestand in der Ludwig-Erhard-Straße, die vor 1977 Sternstraße hieß.

Die Straße entspricht in ihrem Typus einer altstädtischen Gasse mit der differenzierten Architektur des 19. Jahrhunderts. Kennzeichnend für die Bebauung sind die bewusst zurückhaltenden und feingliedrigen Baukörper, die als geschlossene Fassaden in Sandstein-Großquaderwerk mit historischer Fassadenteilung und Proportion erstellt wurden.

Sichtbeton-Treppenhaus mit Projektionen im Innenraum.

Sichtbeton-Treppenhaus mit Projektionen im Innenraum. © LEZ

1995 wurde die nördlich direkt ans Rathaus anschließende historische Bebauung, darunter die Gaststätte Goldener Stern und das legendäre Café Fürst, im Zuge der Bauarbeiten des U-Bahnhofs Rathaus abgerissen. Anschließend fristete der Platz über zwei Jahrzehnte ein tristes Dasein als Parkplatz und Standort für Altglascontainer, bis der LEZ-Neubau die Baulücke am historischen Fürther Rathaus geschlossen hat.

Im Preisgerichtsprotokoll des Architektenwettbewerbs heißt es: „Diese Arbeit nimmt die ursprünglich dort vorhandenen Bauvolumen (Kuben) auf, die gestapelt eine neue und eigene Wirkung erzielen. Mit einfachen, unspektakulären Mitteln gelingt es diesem Entwurf, eine eigenständige, selbstbewusste und dennoch bescheidene Architektur zu schaffen. Gerade neben dem wuchtigen Rathaus gilt es sich zu behaupten.“

Nahblick auf die Fassade. 

Nahblick auf die Fassade.  © LEZ

Nach Auswahl und Beauftragung des Planungsteams konnte Mitte 2014 mit der Ausführungsplanung begonnen werden. Der Spatenstich erfolgte im Herbst 2015. Und obwohl es sich um eine technisch und logistisch äußerst anspruchsvolle Baustelle – direkt auf einer U-Bahn-Röhre liegend und eng umgrenzt von der historischen Bestandsarchitektur – handelte, wuchs das Bauwerk zügig in die Höhe. Im November 2016 wurde Richtfest gefeiert, die Einweihung folgte im Mai 2018 im Beisein von Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Söder.

Einst stand das legendäre Cafe Fürst an der Stelle des heutigen LEZ.

Einst stand das legendäre Cafe Fürst an der Stelle des heutigen LEZ. © ONL

Die Außenfassade kennzeichnet ein in einem Sandton eingefärbter und speziell bearbeiteter Beton. Die Fassadenflächen wurden nach Steinmetzart „gestockt und gespritzt“, was der Oberfläche ein natursteinähnliches Aussehen verleiht. Bei der Auswahl dieses besonderen Materials stand die optische Anpassung an die umliegende Bebauung im Vordergrund. Die Oberfläche wird ähnlich altern und patinieren wie die historischen Sandsteinfassaden in der Umgebung.

Auch im Innenraum dominiert Sichtbeton, ergänzt durch Wandverkleidungen aus fermentierter Eiche und helle Terrazzoböden. Große, geschickt platzierte Fensteröffnungen stellen Bezüge zum Geburtshaus und zur umliegenden historischen Bebauung her. Im Neubau befinden sich der Museumsempfang mit Kasse und Shop, ein Teil der Dauerausstellung und eine Fläche für Sonderausstellungen. Großzügige Veranstaltungsbereiche stehen sowohl im Foyer als auch im 3. Obergeschoss mit Loggia und Atrium zur Verfügung.

Auf dem Dach: Photovoltaikanlagen.

Auf dem Dach: Photovoltaikanlagen. © LEZ

Gebäude und Inhalt wurden zwischenzeitlich mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem 1. Preis beim Wettbewerb des Bundesbauministeriums „National bedeutende Projekte des Städtebaus“ und der Nominierung für den Europäischen Museumspreis 2022. Bereits über fünf Jahre hat sich der LEZ-Neubau nun schon im laufenden Betrieb bewährt. Und auch in die Zukunftsfähigkeit des Gebäudes wurde investiert. So wurde kürzlich auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert, mit der das LEZ einen Teil seines Stroms selbst produziert.

Die reich bebilderte Publikation "Hier entsteht ein Haus - ein Bautagebuch" ist für 9,80 Euro im Museumsshop des Ludwig Erhard Zentrums erhältlich.

https://www.ludwig-erhard-zentrum.de

Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.

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