Neues aus den Museen

Alte Meister neu verstehen: GNM-Datenbank ist jetzt online für jedermann verfügbar

Judith Hentschel

15.6.2024, 21:24 Uhr
Detail aus Albrecht Dürers Bildnis seiner Mutter Barbara Dürer, geb. Holper, 1490, Germanisches Nationalmuseum

© GNM, Georg Janßen Detail aus Albrecht Dürers Bildnis seiner Mutter Barbara Dürer, geb. Holper, 1490, Germanisches Nationalmuseum

Zentrales Element der neuen Datenbank sind mehr als 2.000 hochaufgelöste Gesamt- und Detailabbildungen sowie zahlreiche technische Aufnahmen der rund 250 Gemälde des 13. bis 15. Jahrhunderts, die sich im Bestand des Germanischen Nationalmuseums befinden – darunter bedeutende Meisterwerke hochkarätiger Künstler wie Stefan Lochner, Konrad Witz, Hans Pleydenwurff und der junge Albrecht Dürer.

Zusammen mit neuesten Informationen zu damals verwendeten Materialien und anschaulichen Kartierungen geben sie Aufschluss über Fertigungstechniken und eventuelle spätere Veränderungen wie Übermalungen der Gemälde. Die Datenbank gibt außerdem Auskunft zu Künstlern, Datierungen und Auftraggebern. Damit stellt sie der Wissenschaft und interessierten Laien eine unschätzbare und einzigartige Materialsammlung für die weitere Erforschung spätmittelalterlicher Tafelmalerei zur Verfügung.

Außenansicht des Germanischen Nationalmuseums.

Außenansicht des Germanischen Nationalmuseums. © imago images/Helmut Meyer zur Capellen

Eine weitere Besonderheit: Zahlreiche Tafelbilder des Spätmittelalters ziert ein Goldgrund, der oft mit einem Muster versehen ist. In der Datenbank können Umzeichnungen von mehr als 100 Mustern dieser gravierten Goldgründe und sogenannter Pressbrokate eingesehen werden. Sie ermöglichen es, Gemeinsamkeiten und damit Zusammenhänge zwischen einzelnen Werken herzustellen und dadurch Arbeits- und Transferprozesse innerhalb spätmittelalterlicher Werkstätten nachzuvollziehen.

Heute sind viele der einst großen Altaraufbauten zerstört. Die einzelnen Tafelbilder, die ursprünglich in einem Gesamtkontext standen, wurden demontiert und befinden sich nun weltweit verstreut in unterschiedlichen Sammlungen. Die Datenbank bietet digitale Rekonstruktionen, außerdem eine Karte, auf der die früheren Standorte dieser Werke verzeichnet sind – in der Regel Kirchen oder Kapellen.

In gleich mehreren international beachteten Forschungsprojekten wurden in den vergangenen Jahren mehr als 200 spätmittelalterliche Gemälde sowohl mit den Methoden der klassischen Kunstgeschichte als auch mit modernsten kunsttechnologischen Verfahren untersucht. Die in den Projekten generierten Erkenntnisse brachten fundamental neues Wissen zutage. Sie wurden jüngst in profunden Bestandskatalogen publiziert – die beiden Bände zu Werken aus Köln, den Niederlanden und den Gebieten längs des Rheins sind soeben erschienen. Darüber hinaus stellt das Germanische Nationalmuseum jetzt seine umfangreichen Forschungsdaten auch in einer anschaulich gestalteten Datenbank der breiten Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Community zur Verfügung.

www.gnm.de

Dieser Text ist in der Museumszeitung erschienen, einer Kooperation zwischen dem Verlag Nürnberger Presse und den Museen.

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