Ludwig-Erhard-Zentrum

Experten-Talk: Issing und Feld diskutierten Euro-Umstellung und Wirtschaftspolitik im Fürther LEZ

21.10.2024, 14:00 Uhr
Im Gespräch: Otmar Issing und Lars P. Feld im Fürther LEZ.

© Thomas Scherer/LEZ Im Gespräch: Otmar Issing und Lars P. Feld im Fürther LEZ.

"Von der D-Mark zum Euro. Erinnerungen des Chefökonomen" - so lautet der Titel des neuesten Buchs von Otmar Issing. Und wohl kaum jemand kann die Geschichte der Währungsumstellung besser aus erster Hand erzählen als der Professor und langjährige Chefökonom der Deutschen Bundesbank und später der Europäischen Zentralbank. Gemeinsam mit dem zweiten Gesprächspartner, Lars P. Feld, blickte Issing im Fürther Ludwig-Erhard-Zentrum (LEZ) nicht nur zurück, er analysierte auch die gegenwärtige Wirtschafts- und Finanzpolitik.

"Für Helmut Kohl war es politisch hochriskant, die D-Mark aufzugeben", so Issing über die Zeit nach der Wiedervereinigung. Schließlich hätten die Deutschen ihre stabile und weltweit geschätzte Währung in der Nachkriegszeit schon bald mit einem gewissen Stolz verbunden. Gleichzeitig sei von Seiten insbesondere angelsächsischer Finanzexperten mit einem mehr oder weniger baldigen Scheitern des Euro gerechnet worden.

Otmar Issing war als eines von sechs Mitgliedern im Direktorium der Europäischen Zentralbank der erste Chefökonom

Otmar Issing, von 1998 bis 2006 als eines von sechs Mitgliedern im Direktorium der Europäischen Zentralbank der erste Chefökonom, war ebenfalls besorgt: "Ich war für den Euro, aber die Umstände seiner Einführung habe ich kritisch gesehen. Meine Berufung zur EZB habe ich angenommen, um den Euro zu einem Erfolg zu machen", berichtete Issing.

Letztlich sei es für ihn als Wissenschaftler – der 1936 in Würzburg geborene Volkswirtschaftler lehrte unter anderen an den Universitäten in Erlangen-Nürnberg und Würzburg und war beim Internationalen Währungsfonds in Washington tätig – aber eben "unwiderstehlich gewesen, das zu praktizieren, was man als Wissenschaftler jahrelang gelehrt hat".

Nicht nur für Lars P. Feld hat Otmar Issing großen Anteil daran, dass die Euro-Umstellung "glatt und ohne Eruptionen" verlaufen ist. Umso unverständlicher sei es für Issing gewesen, dass ausgerechnet die Bundesrepublik unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder den Euro-Stabilitäts- und Wachstumspakt "gemeuchelt" habe. Mit Feld teile er die Sorge, dass die EZB wegen der Politik ihrer einzelnen Mitglieder immer wieder in Probleme laufe.

Beim Blick nach vorne wollte Feld – Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Universität Freiburg, Direktor des Walter Eucken Instituts, von 2011 bis 2021 im sogenannten "Rat der Wirtschaftsweisen" und derzeit persönlicher Beauftragter des Bundesministers der Finanzen – dann nur wenig Optimismus verbreiten. Zu sehr sei die derzeitige Bundesregierung mit strukturellen Problemen konfrontiert. Um das "toxische Gemisch" aus gestiegenen Arbeits- und Energiekosten, Steuerbelastung und bürokratischer Regelungsintensität aufzubrechen, bräuchte es seitens der Ampel-Regierung "endlich eine klare Priorisierung für Investitionen", meint Feld.

Um das zu erreichen, müsse man Umweltschutzrichtlinien ebenso wie den Datenschutz reduzieren. Letzterer schaffe Probleme bei der Übermittlung zwischen Bundesländern, manchmal sogar zwischen den Kommunen. Das koste Wachstum und berge in Bezug auf die Kriminalitätsbekämpfung ein "nicht zu leugnendes Gefahrenpotenzial".

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