Legendärer Lichtschaltereffekt

75 Jahre D-Mark, Geld aus der Kiste: So feiert das Fürther LEZ den Jahrestag der Währungsreform

18.6.2023, 11:00 Uhr
75 Jahre Deutsche Mark: Ein großes Schaufenster in der LEZ-Dauerausstellung simuliert den „Lichtschaltereffekt“.

© Foto: LEZ 75 Jahre Deutsche Mark: Ein großes Schaufenster in der LEZ-Dauerausstellung simuliert den „Lichtschaltereffekt“.

Vor 75 Jahren, am 20. Juni 1948, wurde die D-Mark als offizielle Währung eingeführt. Bis heute gilt sie als Symbol für Stabilität und wirtschaftliche Stärke, auch wenn sie als Zahlungsmittel längst vom Euro abgelöst worden ist. Aber was genau ist damals passiert, und was hatte Ludwig Erhard, der oft auch als Vater der D-Mark bezeichnet wird, damit zu tun? Das Ludwig Erhard Zentrum (LEZ) verwahrt dazu ein bemerkenswertes Exponat und feiert das Jubiläum mit Sonderführungen und einer Lesung.

Eine schlichte Holzkiste, die Kanten von Holzwürmern zernagt: Das Exponat in der Dauerausstellung des LEZ-Neubaus wirkt unscheinbar, hat es aber in sich. Es handelt sich um eine von 23.000 Transportkisten, die die Amerikaner in einer Geheimoperation im Frühjahr 1948 von New York nach Deutschland verschiffen ließen. Gemäß Aufdruck enthielt die Fracht "Türknäufe" (engl. "Doorknobs").

Die D-Mark kam in Kisten nach Deutschland

In Frankfurt wurde der Inhalt der Kisten in den Tresorräumen der ehemaligen Reichsbankzentrale eingelagert. Spätestens jetzt war klar, dass sich darin keine Türknäufe befanden: Unter dem Holz versteckten sich Banknoten, Aufdruck: "Deutsche Mark" – in Summe knapp sechs Milliarden D-Mark Startkapital für den wirtschaftlichen Neuanfang Deutschlands. Und dieser war dringend erforderlich.

Originale Transportkiste, mit der die D-Mark 1948 aus den USA kam.

Originale Transportkiste, mit der die D-Mark 1948 aus den USA kam. © Foto: LEZ

Denn Not, Hunger und Mangel sowie ein dysfunktionales Wirtschaftssystem prägten die unmittelbaren Nachkriegsjahre des besiegten und weitgehend zerstörten Deutschlands. Die entwertete Reichsmark und die staatliche Bewirtschaftung sorgten für ein knappes Warenangebot und florierende Schwarzmarktgeschäfte. Viele Geschäfte hielten wegen der staatlichen Preisfestsetzung ihre Waren zurück, die Schaufenster blieben leer.

Am Sonntag, 20. Juni 1948, trat die Währungsreform in Kraft. Die Menschen standen in langen Schlangen an den Ausgabestellen, um ihr "Kopfgeld" in Höhe von 40 D-Mark zu erhalten. Auch Löhne, Gehälter und Mieten wurden im Verhältnis 1:1 umgewertet. Sparguthaben verloren dagegen an Wert.

Die von den Amerikanern initiierte Währungsreform begleitete Ludwig Erhard in beratender Funktion. Als führender Wirtschaftsexperte und Direktor der "Verwaltung für Wirtschaft", was der Funktion des Wirtschaftsministers in den westlichen Besatzungszonen gleichkam, verband er die Währungs- mit einer Wirtschaftsreform. Parallel zur Einführung der D-Mark hob er die Zwangsbewirtschaftung auf und gab die Preise frei – eine mutige Weichenstellung, die als grundlegend für das spätere "Wirtschaftswunder" gilt.

Es kam zum sogenannten Lichtschaltereffekt. Tatsächlich waren schon am nächsten Tag die Schaufenster mit zum Teil vorher gehorteten Waren prall gefüllt. Der Schwarzmarkt verschwand spurlos, es herrschte plötzlich ein großes Angebot, Deutschland entwickelte sich von einem zerstörten Land zu einer der führenden Wirtschaftsnationen der Welt. Darüber hinaus trug die Wirtschafts- und Währungsreform zur Festigung der Demokratie bei: Für die Menschen war die neue Währung ein Symbol der Freiheit und der wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Obwohl die D-Mark 2002 vom Euro abgelöst wurde, wirkt ihr Mythos bis heute nach.

Mit und ohne Anmeldung: Führungen und Lesungen zur Währungsreform

Das LEZ erinnert mit speziellen Themenführungen und einer Lesung an den 75. Geburtstag der D-Mark, der auch ein Jubiläum für das LEZ ist. Denn am 20. Juni 2018 jährt sich die Eröffnung des Zentrums für Ausstellung, Dokumentation, Begegnung und Forschung zum fünften Mal.

Öffentliche Sonderführungen mit dem Titel "Das Geld, das aus der Kiste kam" finden am Sonntag, 18. Juni, (15 Uhr) am Freitag, 23. Juni, (16.30 Uhr) und am Sonntag, 25. Juni, (15 Uhr) statt. Sie dauern 60 Minuten und kosten zwei Euro plus Eintrittspreis. Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Anders bei der Vorstellung des Buchs "Die Deutsche Mark – Wie aus einer Währung ein Mythos wurde" mit "Welt"-Journalist und Buchautor Frank Stocker am Donnerstag, 6. Juli, um 17 Uhr. In diesem Fall ist eine Anmeldung erforderlich: per Mail an buchungen@ludwig-erhard-zentrum.de oder telefonisch unter (09 11) 6 21 80 80.

vnp

www.ludwig-erhard-zentrum.de

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