Kundgebung am Samstag

Nürnberger Webhelp-Beschäftigte protestieren: Profit soll „auf unsere Kosten maximiert werden“

Astrid Löffler

Politik und Wirtschaft/Pegnitz

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5.7.2024, 15:00 Uhr
Vor der Zentrale der Webhelp Holding in der Tullnau (linkes Bild) wollen sich die 300 Beschäftigten des Callcenters aus der Beuthener Straße treffen, um gegen die Schließung des Standorts zu protestieren. Bei einer anderen Aktion haben die Mitarbeitenden eine riesige Stellenanzeige präsentiert (rechtes Bild).

© Astrid Löffler Vor der Zentrale der Webhelp Holding in der Tullnau (linkes Bild) wollen sich die 300 Beschäftigten des Callcenters aus der Beuthener Straße treffen, um gegen die Schließung des Standorts zu protestieren. Bei einer anderen Aktion haben die Mitarbeitenden eine riesige Stellenanzeige präsentiert (rechtes Bild).

Die schicke Zentrale der Webhelp Holding im Nürnberger Osten ist ihr Ziel: Gut 300 Mitarbeitende des von der Schließung bedrohten Callcenters an der Beuthener Straße sind aufgerufen, sich am Samstag, 6. Juli, zum Protest vor dem repräsentativen Gebäude mit den vielen Glasfronten in der Tullnau zu versammeln.

"Wir fordern den Erhalt der Arbeitsplätze und faire Bedingungen für die betroffenen Mitarbeiter", erklärt Betriebsratsvorsitzender Günter Oliver Schäfer den Hintergrund der für zwölf Uhr geplanten Aktion. "Es kann nicht sein, dass Profite auf Kosten der Beschäftigten maximiert werden." Denn die Arbeit für H&M, die das Callcenter derzeit erledigt, soll ab Dezember auf andere Webhelp-Standorte im kostengünstigeren Ausland verlagert werden.

Druck aufbauen

Schon im Mai, als die Schließungspläne öffentlich wurden, hatten der Betriebsrat und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi angekündigt, die Abwicklung nicht kampflos hinzunehmen: "Wir wollen öffentlich Druck aufbauen", hatte Gewerkschafter Michael Batog bereits damals skizziert. Er ist bei Verdi für den ÖPNV und die sogenannten besonderen Dienstleistungen zuständig, zu denen etwa die Wach- und Sicherheitsdienste sowie die Callcenter-Branche zählen.

So wurden unter anderem ein Brandbrief an diverse Politiker sowie Unternehmensverantwortliche geschickt und eine große Stellenanzeige präsentiert, mit der die Callcenter-Mitarbeitenden den Spieß umdrehten und kurzerhand für sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Darin heißt es unter dem Punkt "Wir bieten" selbstbewusst: "300 wunderbare Menschen, so vielfältig wie auch unsere Welt bunt ist und die andere Menschen bzw. deine Kundinnen und Kunden begeistern werden."

Die Aktion am Samstag solle Webhelp dazu aufrufen, das Wohlergehen seiner Mitarbeiter ernst zu nehmen, heißt es in der Verdi-Pressemitteilung zur Demonstration. Die Schließung würde viele Familien in eine unsichere Zukunft stürzen. Und der Betriebsrat ergänzt in seiner Information: "Unsere friedliche Kundgebung soll ein weiteres starkes Zeichen an Konzerne wie H&M, Webhelp und Concentrix senden, endlich die Rechte von uns Mitarbeiter*innen ernst zu nehmen und soziale Verantwortung zu übernehmen."

Alleinerziehende und Bald-Ruheständler

Schließlich sind unter den Betroffenen etliche Alleinerziehende und Menschen kurz vor dem Ruhestand. "Wir wollten da unsere Rente kriegen", erzählen einige Mitarbeiterinnen. Auch haben viele von ihnen den Datenschutzskandal bei ihrem früheren Arbeitgeber H&M miterlebt und deswegen eine belastende Zeit hinter sich. Die nächsten Aktionen seien bereits in Planung, so der Betriebsrat.

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