Desolate Fürther
Viele Geschenke für den HSV: Schwaches Kleeblatt geht zum Jahresabschluss in Hamburg mit 0:5 unter
21.12.2024, 14:51 UhrDie Vorweihnachtszeit drohte in diesem Jahr wenig besinnlich zu werden. Mit jeder Woche war das Kleeblatt im Spätherbst und Winter tiefer in die Krise gerutscht und den Abstiegsplätzen bedrohlich nahe gekommen. Doch dann holte die Mannschaft von Jan Siewert am ersten Advent einen Punkt beim Aufsteiger in Ulm und gewann zuletzt sogar die beiden Heimspiele gegen Hertha BSC und Hannover 96.
Schon vor der letzten Dienstreise des Jahres war deshalb klar, dass Weihnachten 2024 aus Fürther Sicht doch einigermaßen schön und besinnlich werden würde. Dachte man. Drei Tage vor Heiligabend trat die Spielvereinigung zum Jahresabschluss am Samstagnachmittag im Volksparkstadion an - und machte dem Hamburger SV schon vor dem Fest viele Geschenke. Nach 13 Minuten stand es bereits 3:0 für den HSV, nach 90 Minuten feierten die 54.786 Zuschauer ein 5:0 - bei dem man über 90 Minuten hinweg eine in allen Belangen desolate Fürther Mannschaft erlebte.
SpVgg Greuther Fürth startet erneut mit Moritz Schulze im Tor
Never change a winning team - diese Maßgabe beherzigte Jan Siewert in Hamburg nicht. Sechs Tage nach dem 1:0 gegen Hannover 96 nahm der Fürther Trainer zwei überraschende Wechsel vor: Maximilian Dietz ersetzte in der Dreierkette den zuletzt erkälteten Luca Itter (Bank), im Sturm durfte Marlon Mustapha anstelle von Roberto Massimo (ebenfalls Bank) beginnen. Nachdem Ersatztorhüter Nils Körber nicht rechtzeitig fit geworden war, stand zudem erneut Moritz Schulze zwischen den Pfosten.
Alle Pläne, die sich das Kleeblatt zurechtgelegt hatte, waren allerdings schon nach wenigen Sekunden egal. Den langen Ball nach dem Hamburger Anstoß köpfte der indisponierte Niko Gießelmann in den Lauf von Davie Selke und konnte dessen Hereingabe gerade noch zur Ecke klären. Und die führte direkt zum 1:0: Simon Asta, Gideon Jung und Sacha Bansé standen in der Nähe von Dennis Hadzikadunic, konnten diesen im Fünfmeterraum aber nicht am Kopfball hindern.
Nach nicht mal einer Minute lag das Kleeblatt also bereits hinten - in den Minuten danach wurde alles noch viel schlimmer. Nachdem Noel Futkeu sich frei vor dem Hamburger Tor zu viel Zeit und so eine große Chance auf den sofortigen Ausgleich verstreichen ließ, lag der Ball erneut im Fürther Tor. Die Schuldfrage war auch diesmal leicht zu klären: Jean-Luc Dompé flankte von links vors Tor, wo Schulze zwar raus-, aber nicht an den Ball kam, den Selke zum 2:0 ins Netz köpfte (11.).
Spätestens jetzt waren die Fürther vollkommen von der Rolle. Nur zwei Minuten später kam Marco Meyerhöfer nicht an einen Querpass, Adam Karabec dribbelte in den Strafraum, ließ Jung alt aussehen und traf mit links ins lange Eck. 3:0 nach 13 Minuten. Den 13 schlechtesten Minuten des Kleeblatts in der ganzen Saison. Danach hatte der HSV glücklicherweise ein Einsehen und nahm deutlich das Tempo raus.
Mit einer Umstellung auf ein 4-2-3-1, in dem Meyerhöfer ins defensive Mittelfeld rutschte, brachten die Fürther zumindest wieder etwas Sicherheit in ihr Spiel. Offensiv gelang ihnen aber weiterhin absolut nichts. Bis auf zwei abgeblockte Schüsse von Julian Green versuchten sie erst gar nicht, ein Tor zu schießen, 0,04 Expected Goals in den ersten 45 Minuten bestätigten den traurigen Gesamteindruck.
Das sah auch Jan Siewert so und wechselte zur Pause zweimal. Der bei seinem dritten Startelf-Einsatz zum dritten Mal schwache Mustapha musste genauso in der Kabine bleiben wie Julian Green, den Knieprobleme plagten. Doch besser wurde es damit auch nicht wirklich. In den ersten Minuten der zweiten Hälfte kam der HSV sofort wieder zu Chancen, zudem rutschte der extrem unsichere Schulze weg und verlor den Ball vor dem eigenen Tor beinahe an Selke.
Einen aussichtsreichen Freistoß schoss Branimir Hrgota unter der Mauer in die Arme von Daniel Heuer Fernandes - es war der erste Ball, den der Hamburger Torhüter halten musste. In der 55. Minute. Statt 1:3 stand es wenig später 0:4 aus Fürther Sicht. Gießelmann sah auf der linken Abwehrseite erneut nicht gut aus, in der Mitte drückte Selke erst den schwachen Jung weg und dann die Hereingabe von William Mikelbrencis über die Linie.
Auf der anderen Seite schaffte es Gießelmann in der 63. Minute, eine Flanke komplett freistehend nicht ins Tor, sondern ins Gesicht von Heuer Fernandes zu köpfen. Massimo tat es ihm nach einem Hamburger Querschläger kurz darauf gleich und köpfte aus fünf Metern in die Hände des HSV-Torhüters. Es war nicht nur defensiv eine desolate Vorstellung des Kleeblatts, sondern auch offensiv.
Ein 17-Jähriger trifft für den Hamburger SV zum 5:0
Als wäre ein 0:4 nicht schon schlimm genug, stellten die Fürther in der Schlussphase die Defensivarbeit komplett ein. Wie sich die Gäste in der 76. Minute anstellten, war traurig - und ein Lehrbeispiel, dafür, wie man auf Zweitliga-Niveau nicht verteidigen sollte. Der gerade eingewechselte und 17 Jahre junge Otto Stange nutzte das aus, ließ Dietz alt aussehen und traf zum 5:0 (76.). Im Gästeblock hatten die mitgereisten Fans, die viele Stunden im Bus verbracht hatten, spätestens jetzt genug, rollten ihre Fahnen ein und verweigerten ihrer Mannschaft die Unterstützung.
Nach hoffnungsvollen Wochen war das Kleeblatt innerhalb von nicht mal 90 Minuten wieder tief in die Krise gestürzt. Von wegen besinnliche Weihnachten.
4 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen