Finanzchef Schwiewagner im Gespräch

"Rückschläge eingepreist": Dem Kleeblatt fehlt durch Geisterspiele viel Geld

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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10.2.2022, 17:35 Uhr
"Man kann sich über Dinge aufregen und sie über sich ergehen lassen - oder man ergreift die Initiative": Kleeblatt-Geschäftsführer Holger Schwiewagner.

© Sportfoto Zink/Wolfgang Zink "Man kann sich über Dinge aufregen und sie über sich ergehen lassen - oder man ergreift die Initiative": Kleeblatt-Geschäftsführer Holger Schwiewagner.

Entspannt ist so ein Leben als Geschäftsführer im Profifußball nie, aber in dieser Woche ist es mal wieder besonders anstrengend. Holger Schwiewagner will allerdings nicht klagen, dass er derzeit sehr viel zu tun hat. Denn bei allem, was er gerade macht, begleitet ihn ja der Gedanke an den Samstagnachmittag. An das Heimspiel gegen Hertha BSC - vor knapp 9000 Zuschauern. So vielen, wie seit November nicht mehr.

"Grundsätzlich ist die Vorfreude groß, endlich wieder mit Fans spielen zu dürfen", sagt der 44-Jährige. "Der Aufwand ist aber immens, wenn man erst am Mittwoch die Infos bekommt, was tatsächlich umzusetzen ist." In dieser Woche wurde alle bereits gebuchten Tickets für eine zunächst geplante 25-prozentige Auslastung wieder storniert, weil Ministerpräsident Markus Söder verkündete, dass auch der Ronhof künftig wieder zur Hälfte voll werden darf.

Die Zeit der Geisterspiele ist damit endlich vorbei – für Schwiewagner ist das auch eine Bestätigung der Arbeit der vergangenen Monate. "Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir uns als Fußball und als Sportveranstalter in der Lage sehen, alles unter den gegebenen Umständen gut durchzuführen." Diese Ansicht teilte die Politik lange nicht. Im Hintergrund hat Schwiewagner mit seinen Kollegen der anderen bayerischen Klubs deshalb "viel auf der politischen Bühne gearbeitet" und ist jetzt froh, "einen kleinen Beitrag geleistet" zu haben.

So klein war der Beitrag allerdings gar nicht. Im vergangenen Jahr ließen die Profiklubs im Freistaat auf Initiative des Kleeblatts ein anwaltliches Gutachten erstellen, um die Aussichten einer möglichen Klage gegen die Beschränkungen auszuloten, bei den jüngsten Gesprächen mit der Staatskanzlei war Holger Schwiewagner auch wieder dabei. "Man kann sich über Dinge aufregen und sie über sich ergehen lassen - oder man ergreift die Initiative", sagt der Geschäftsführer. "Wir hatten das Gefühl, dass wir den ersten Schritt machen müssen."

Verantwortung zu übernehmen, für sich und den Fußball, entspreche durchaus dem Selbstverständnis des Vereins. Auch in den Gremien der DFL ist das Kleeblatt seit vielen Jahren vertreten, der kleine Verein aus dem kleinen Fürth will man schon lange nicht mehr sein. Entsprechend zuversichtlich hatten Schwiewagner und seine Kollegen die Saison mit 14.000 Zuschauern pro Spiel geplant.

Zu viel? Nein, sagt Schwiewagner, "man muss differenzieren". Das Kleeblatt wird wegen dieser Prognose keine roten Zahlen schreiben, "wir haben Corona-Rückschläge in unsere Gesamtplanung eingepreist", erzählt der Geschäftsführer. "Durch die vier Spiele ohne Zuschauer haben wir zwar über 1,1 Millionen Umsatzeinbußen, aber wir sind durch unsere weitsichtige Finanzplanung immer noch im schwarzen Bereich."

Dennoch geht der Verlust durch fehlende Zuschauereinnahmen über die ganze Saison hinweg "in Richtung zwei Millionen", so Schwiewagner. "Es ist ja auch nicht zu erwarten, dass wir bald mit einer annähernden Vollauslastung planen können." Diese, sagt er, sei aber angesichts der Gesamtlage auch noch derzeit noch nicht gerechtfertigt. Der Fürther Finanzchef plädiert deshalb für ein maßvolles Handeln - einen vollen Ronhof würde er in dieser Saison aber schon gerne nochmal erleben.

Es stehen ja unter anderem noch Heimspiele gegen die beiden Borussias aus Mönchengladbach und Dortmund an, bei denen die Nachfrage nach Karten groß sein dürfte. Insgesamt aber ist Schwiewagner "skeptisch, dass wir vom Start weg auf die Zahlen von vor Corona kommen“, wie er sagt. „Viele Menschen sind weiter sehr vorsichtig, die Freizeitgestaltung hat sich verändert - und bei manchen auch die wirtschaftliche Situation.“ Als Fußball, sagt er, „müssen wir uns Gedanken machen, wie wir die Menschen wieder begeistern können.“

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