Video aufgetaucht

„Kopf ab“-Geste beim Africa Cup? Kleeblatt sanktioniert Talent Oualid Mhamdi

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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23.8.2024, 13:24 Uhr
Austausch mit dem Trainer: Oualid Mhamdi (Mitte) nach dem Pokalspiel in Mainz mit Alexander Zorniger.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Austausch mit dem Trainer: Oualid Mhamdi (Mitte) nach dem Pokalspiel in Mainz mit Alexander Zorniger.

Die Aufregung war einigermaßen groß. Vor einigen Tagen teilte ein Fan ein Video in die Facebook-Gruppe zum "Fürther Flachpass", dem Kleeblatt-Podcast dieser Redaktion. Darauf zu sehen waren zwei junge Männer in roten Trikots, die in die Kamera jubeln. Das Video stammte offensichtlich von der Kurzvideo-Plattform TikTok. "Marokkanische Fußballspieler", hatte ein User dort zu den Szenen geschrieben. "Allahu Akbar und ‚Kopf ab‘-Geste".

Ein Blick auf das Profil des Urhebers sowie eines zweiten Accounts, der das Video teilte, zeigte schnell, aus welcher Richtung der Clip verbreitet wurde. Die AfD und ihre Anhänger haben TikTok ja schon länger für sich entdeckt, weil sie dort eine sehr junge Zielgruppe erreichen.

SpVgg Greuther Fürth: Neuer Vertrag für Oualid Mhamdi

Videos, die sich kritisch bis diskreditierend mit dem Islam auseinandersetzen, gibt es deshalb sehr viele auf der Plattform - neben allerlei anderer rechter Inhalte. Besonders war dieses eine Video vor allem, weil der zweite junge Mann darauf seit 2022 beim Kleeblatt unter Vertrag steht - und seinen am Ende der Saison auslaufenden Kontrakt erst vor zwei Wochen vorzeitig verlängert hat.

"Oualid hat in den letzten Monaten deutlich zugelegt und sich lernwillig gezeigt", lobte Trainer Alexander Zorniger. "Jetzt werden wir ihn weiter fordern und fördern und seine Aufgabe ist es, weiter dazulernen zu wollen."

Beim Pokalspiel in Mainz durfte das Fürther Talent fünf Minuten mitspielen, kurz vor dem Heimspiel gegen Paderborn holte ihn aber ein Video von vor einem Jahr ein. Der Clip, der sich schnell verbreitete, stammte nämlich vom Finale des U23-Africa-Cups, der vor einem Jahr in Marokko stattfand - und den die jungen Marokkaner gegen Ägypten gewannen.

Mhamdi, der bereits zweimal für die U23 auflief, stand während des Turniers nicht auf dem Platz, nach dem gewonnenen Titel aber feierte er mit seinem Kollegen Oussama El Azzouzi. Während der zweimal "we are the best" in die Kamera brüllte, legte Mhamdi den Zeigefinger an den Hals, zog diesen einmal quer über die Kehle und rief dann, mit Zeigefinger in Richtung Himmel, "Allahu Akbar" - zu Deutsch: Gott ist groß.

Das Video aus dem Juli 2023 kam natürlich auch schnell beim Kleeblatt an. Am vergangenen Freitag meldete sich der Verein nach einer Anfrage dieser Redaktion mit einer Stellungnahme. Demnach sei "Kleeblatt-Spieler Oualid Mhamdi beim Jubel mit einer Geste zu sehen, bei der der Spieler (…) eine Armbewegung entlang seines Halses gemacht hat", heißt es dort.

"Ich kann selbst nicht sagen, warum ich das gemacht habe, es sollte keine Anlehnung an eine ‚Kopf-Ab-Geste‘ sein", erklärte Mhamdi im Text. "Es tut mir sehr leid und ich kann nur versichern, dass es keinerlei Bedeutung hatte. Ich habe mich einzig und allein über den Sieg unserer Teams gefreut. Ich verstehe, dass das falsch rüberkommen kann und dafür möchte ich mich entschuldigen."

Sport-Geschäftsführer Rachid Azzouzi, selbst gebürtiger Marokkaner, wählte in der Stellungnahme deutliche Worte. "Unser Kleeblatt steht für klare Werte und diese müssen von uns allen eingehalten werden" betonte er. "Wir stehen in der Öffentlichkeit und haben eine Vorbildfunktion, da sind solche Gesten erst recht nicht tragbar und deshalb haben wir Oualid auch entsprechend sanktioniert."

Welche Strafe Mhamdi bekam, ließ der Verein offen. Beim Heimspiel gegen Paderborn stand er wieder im Aufgebot, mitspielen aber durfte er nicht.

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