Denkwürdige PK

Im Wortlaut: So beantwortet Fürths Zorniger die Fragen aus einem NN-Kommentar

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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2.11.2023, 15:15 Uhr
Geht keiner Konfrontation aus dem Weg: Trainer Alexander Zorniger (r.) diskutierte schon nach dem Pokal-Aus lange mit den Fans.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Geht keiner Konfrontation aus dem Weg: Trainer Alexander Zorniger (r.) diskutierte schon nach dem Pokal-Aus lange mit den Fans.

Wie kann es sein, dass die Mannschaft zum dritten Mal gegen einen Viert- oder Fünftligisten aus dem Pokal ausscheidet?

Über einmal kann ich sprechen, über die anderen beiden Male nicht. Ich frage mich allerdings seit gestern Abend: Wie kann es sein, dass Bayern gegen einen Drittligisten ausscheidet? Vielleicht hat es doch etwas mit dem Spiel an sich zu tun. Vielleicht muss man sich die Mühe machen, jedes Spiel einzeln zu betrachten. Da waren wir nicht zufrieden. Da waren wir extrem enttäuscht. Wie auch die Fans. Man muss da aber zwischen sachlich und populistisch unterscheiden.

Wie kann es sein, dass man seit Jahren lautstark betont, so wenig Geld zu haben? Nur um dann mit unerklärlichen Auftritten wie in Babelsberg, Stuttgart und Homburg mehrere Millionen einfach so zu verspielen?

Da gibt es keinen konkreten Zusammenhang. Nur, weil ich mir wünsche, dass ich mehr Geld habe, als ich es ohnehin schon habe, bekomme ich es halt nicht. Mit Geld sind wir leichtfertig umgegangen. Es ist kein großes Geheimnis, dass wir leistungsbezogene Verträge haben. Ein Weiterkommen im Pokal hätte sowohl den Spielern, als auch den Trainern und dem Verein sehr, sehr gut getan. Das bewusst zu machen, kann ich nicht nachvollziehen, weil wir Menschen sind und mehr oder weniger denken können und es klar nachzuvollziehen ist, dass es besser ist, mehr Geld zu haben als wenig Geld zu haben.

Woher kommt diese Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen?

Da gebe ich Ihnen recht, weil es über einen längeren Zeitraum geht. Man muss aber auch dort den Blick auf die einzelnen Spiele richten. Die Entscheidungen, die teilweise getroffen wurden, sind nicht immer in unserer Hand. Es ist nicht gewagt zu sagen, dass wir mehr Punkte hätten, wenn die Entscheidungen anders getroffen worden wären. Es ist auch eine Entwicklung, die über einen längeren Zeitraum geht.

Warum sollten die Fans noch Geld, Zeit und Urlaubstage opfern, um ihrer erfolglosen Mannschaft hinterherzureisen?

Weil sie Fans sind. Weil es im Liedtext verankert ist: Durch Liebe angetrieben. Fertig.

Wie gut ist diese Mannschaft wirklich? Haben die Verantwortlichen die Leistungsfähigkeit vieler Spieler überschätzt?

Seit Zeiten von Herrn Hack, den ich über alle Maßen verehre, ist eines in der Philosophie des Vereins immer hinterlegt: dass man sich entwickelt. Hier gab es Zeiten, da wurde Fürth als die Unaufsteigbaren bezeichnet. Das ging so bis zum ersten Aufstieg 2011/2012. Danach waren die Platzierungen 13/14: Dritter. 14/15: 14. 15/16: 9. 16/17: 8. 17/18: 15. 18/19: 13. 19/20: 9. Dann sind sie wieder aufgestiegen. Zuletzt: 12.

Das Kleeblatt muss sich hier mit Gegebenheiten beschäftigen, die jedes Jahr das Maximale von allen erfordern. Das ist auch der Grund, warum ich auf diese Fragen eine so intensive Antwort gebe. Es hat nichts damit zu tun, dass ich sage, dass ich mehr als ihr alle über Fußball weiß. Es geht darum, dass wir uns mit Euch auseinandersetzen. Mit jedem einzelnen Medienschaffenden. Mit jedem einzelnen Fan. Mit jedem einzelnen Sponsor. Weil es wichtig ist für uns. Wenn wir damit aufhören und nur noch auf das große Ganze gucken, weil bei Bayern oder Dortmund oder Leipzig 15 Medienschaffende sitzen und es gar nicht mehr interessiert, was der eine sagt oder der andere nicht, dann kommen wir in ein komisches Fahrwasser.

Helmut Hack schwebt Gott sei Dank nicht immer vom Tegernsee ein, sondern hält sich an das, was er irgendwann mal versprochen hat: nämlich dass jetzt andere Verantwortung tragen müssen. Wenn ich mich daran orientiere, dann orientiere ich mich an den Werten des Vereins. Darauf konzentrieren wir uns.

Warum funktionieren die vermeintlichen Schlüsseltransfers Orestis Kiomourtzoglou und Dennis Srbeny so überhaupt nicht?

Weil es Fußballer sind. Weil es Fußballer sind, die aus einer Verletzung raus kommen. Weil wir bei all unseren Transfers ganz viel Fantasie haben, dass Dinge funktionieren. Es gab wenige, die bei der Verpflichtung von Dennis Srbeny sagten: Da bin ich mal gespannt, wie das funktioniert. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass beide noch die Richtigen werden. Weil sie noch viel deutlichere Ansagen bekommen, als Sie es sich vielleicht vorstellen können. Wir gehen durchaus sehr, sehr kritisch mit allem um, das dazu führt, dass wir vielleicht nicht erfolgreich sind.

Was ist die Spielidee des Kleeblatts - abseits von Intensität, Pressing und Gegenpressing? Wie wollen die Fürther tiefstehende Gegner bespielen?

Wir hatten diese Saison ein paar Heimspiele gegen Paderborn und Osnabrück mit einem extrem tiefstehenden Gegner, auch Rostock und sogar Sankt Pauli stand eine Halbzeit extrem tief. Dass es die Königsdisziplin ist, muss ich Ihnen nicht sagen. Dass 85 bis 90 Prozent totale Probleme haben, das auch nur ansatzweise aufzuziehen, muss ich Ihnen auch nicht sagen.

Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Wir sind insgesamt auf dem richtigen Weg. Letztes Jahr war der HSV zu diesem Zeitpunkt mit 25 Punkten Erster und Fürth hatte auf Platz 17 neun Punkte. Jetzt gerade eben ist Sankt Pauli mit 23 Punkten vorne und wir haben 15. Abgesehen von diesem Pokalspiel laufen Dinge nicht so schlecht. Wir haben vier Punkte Abstand zum Tabellenvierten. Wir arbeiten intensiv dran, dass wir bis zur Winterpause möglichst viel über 20 Punkte haben, weil es unsere allererste Aufgabe ist, dass wir in dieser Liga bleiben.

By the way: 2020/2021 ist die Mannschaft aufgestiegen. Wissen Sie, gegen wen es in der ersten Pokalrunde ging? Meinerzhagen, Oberliga. 6:1 unter Corona-Bedingungen nach Verlängerung. Das, was jetzt passiert ist, wird es immer geben. Deswegen: Sachlich: Ja. Populistisch: schwierig. So: Aufgabe erledigt. Mit allem Respekt, den ich allen, die sich im Umfeld mit dem Kleeblatt beschäftigen, entgegenbringen kann.

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