Elfmeter verwehrt

Alle zwei Wochen Schiri-Ärger: Das Kleeblatt fühlt sich zum wiederholten Male benachteiligt

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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3.10.2023, 17:00 Uhr
Wird wohl eher nicht mehr der Liebling aller Fürther: Schiedsrichter Tom Bauer (links).

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Wird wohl eher nicht mehr der Liebling aller Fürther: Schiedsrichter Tom Bauer (links).

Rachid Azzouzi hatte keine Lust mehr zu poltern. Wer einmal während eines Fußballspiels neben dem Sport-Geschäftsführer des Kleeblatts saß, wer ihn auf der Tribüne erlebt hat, wie er in jeder Szene mitgeht, wie er sich über schlechte Aktionen mehr aufregt als die Spieler auf dem Feld und die guten noch ein bisschen ausgelassener bejubelt, der spürt, wie sehr der 52-Jährige seinen Verein liebt und lebt. All das machte Azzouzi am Sonntag in Elversberg - doch kurz vor der Pause, da wirkte er einfach nur ernüchtert.

Nach einer Ecke hatte Kevin Conrad, der Kapitän der SVE, einen Kopfball von Gideon Jung mit der Hand abgewehrt - blöderweise ist Conrad nicht der Torhüter, sondern ein Feldspieler. Das veranlasste Schiedsrichter Tom Bauer allerdings nicht dazu, sofort auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Während Bauer sich ans Ohr fasste und mit dem Videoassistenten im "Kölner Keller" korrespondierte, da sangen die Fans im Gästeblock ihr Lied, wonach der DFB den Sport kaputtmache - und Rachid Azzouzi hatte auf der Tribüne gar nicht die Kraft oder Lust, auf einen Eingriff des VAR zu hoffen.

SpVgg Greuther Fürth sieht sich "massiv benachteiligt"

Der blieb nach einer langen Überprüfung auch aus - und der Fürther Boss ertrug es mit einer Mischung aus Unverständnis und Resignation. Später suchte er zwar nochmal den angeregten und ausführlichen Austausch mit dem Schiedsrichter-Beobachter, der ihm aber offenbar auch nicht so recht erklären konnte, warum der 27 Jahre junge Schiedsrichter sich die Szene nicht wenigstens nochmal am Bildschirm angeschaut hatte. Um zu sehen, was alle Fürther und alle Fernsehzuschauer gesehen hatten. Ein Handspiel.

"Wir werden dieses Jahr massiv benachteiligt, was sehr ärgerlich ist, weil es uns regelmäßig Punkte kostet", sagte Alexander Zorniger nach dem 1:1 stellvertretend für alle verärgerten Fürther. Tatsächlich war dieser nicht gegebene Elfmeter in Elversberg, der womöglich das 2:1 direkt vor der Pause bedeutet und das Spiel verändert hätte, die vierte spielentscheidende Szene dieser Saison. Am zweiten Spieltag in Kiel berührte Torhüter Jonas Urbig den Kieler Stürmer Shuto Machino nicht, der verzweifelt versuchte, irgendwie einen Kontakt herzustellen und dann abhob.

Einen Elfmeter später stand es 2:1 für Kiel, was gleichzeitig der Endstand war. Die Woche darauf trat Sankt Paulis Oladapo Afolayan den Fürther Julian Green im Mittelfeld mit gestrecktem Bein auf den Knöchel und hätte nach Meinung nahezu aller Beteiligter eigentlich mit Rot vom Platz fliegen müssen. Das Kleeblatt hätte bei hochsommerlichen Temperaturen knapp 70 Minuten mit einem Mann mehr spielen dürfen - so aber stand es nach 90 Minuten Gleichzahl 0:0.

Alexander Zorniger: "Absolute Frechheit"

Nach einigen Wochen Ruhe führte das Kleeblatt im Frankenderby beim 1. FC Nürnberg mit 1:0, war die deutlich bessere Mannschaft - bis Florian Hübner im Strafraum und nach einem Triell mit Orestis Kiomourtzoglou und Club-Spielers Ali Loune zu Boden ging. Diesmal griff der VAR ein, kurz darauf lag der Ball nach einem verwandelten Elfmeter von Can Uzun im Netz. Endstand: 1:1. "Ich finde es eine absolute Frechheit", sagte der Trainer des Kleeblatts danach - und konnte seine Worte am Sonntag beim nächsten 1:1 in Elversberg exakt wiederholen.

Acht Spiele, vier sehr strittige Schiedsrichter-Entscheidungen, die den Verlauf jedes Mal maßgeblich beeinflussten: Angesichts dieser Zahlen verstummt selbst der leidenschaftlichste Kleeblatt-Fan auf der Tribüne irgendwann.

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