Green trifft vom Punkt

1:1 beim Aufsteiger: Kleeblatt holt einen Punkt und bleibt in der Tabelle zumindest vor dem SSV Ulm

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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1.12.2024, 15:28 Uhr
Symbolbild für ein unschönes Fußballspiel: Sacha Bansé und seine Kollegen mussten in Ulm leiden.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Symbolbild für ein unschönes Fußballspiel: Sacha Bansé und seine Kollegen mussten in Ulm leiden.

Der Abstiegskampf ist in Ulm greifbar. Das Donaustadion hat seine besten Tage schon gesehen, der Zahn der Zeit nagt am traditionsreichen Rund, in dem der ebenso traditionsreiche SSV Ulm nach vielen sportlichen und finanziellen Tiefs zuletzt wieder einige Hochs erlebte. Nach zwei Aufstiegen in Serie flogen die Spatzen im Sommer in die zweite Bundesliga, wo sie sich trotz ihrer Unterlegenheit seither gegen größere und stärke Kontrahenten behaupten.

Sie tun das vor allem mit viel Fleiß, Leidenschaft und harter Arbeit. Mit Tugenden also, auf die es im Tabellenkeller, im Ringen ums sportliche Überleben ankommt. Auch am Sonntag war der Abstiegskampf in Ulm nicht nur neben, sondern auch auf dem Rasen greifbar. Es war kein schönes Fußballspiel, das die 15.599 Zuschauer zu sehen bekamen. Stattdessen dominierten und Kampf die insgesamt 101 Minuten, nach denen ein 1:1 auf der Anzeigetafel stand. Ein Ergebnis, das keinem so recht weiterhilft.

SpVgg Greuther Fürth mit drei Neuen in der Startelf

Die Vorgabe für das sehr wichtige Spiel beim Tabellen-16 hatte Jan Siewert in drei Worte gepackt. Seine Mannschaft müsse in Ulm "resolut, konsequent und widerstandsfähig sein". Um das zu erreichen, baute der neue Trainer seine Startelf erneut auf mehreren Positionen um. Marco Meyerhöfer ersetzte den kranken Simon Asta, Sacha Bansé begann anstelle von Philipp Müller und im Angriff durfte überraschend Marlon Mustapha für den gesperrten Dennis Srbeny starten.

Mit neuem Personal und neuem Mut kamen die Fürther gut in das Spiel - und durften bereits früh jubeln. Nach verhaltenem und chancenarmem Beginn blockte Ulms Lucas Röser einen Volleyschuss von Niko Gießelmann mit leicht abgespreiztem Arm, was Schiedsrichter Patrick Schwengers nicht für einen Elfmeter reichte. Doch kurz darauf schaltete sich der VAR ein, bat Schwengers an den Monitor, wo der sich die Szene nochmal anschaute.

Nach (viel zu) langer Unterbrechung jubelte der halbe Gästeblock, während der andere Teil lautstark gegen den Videobeweis protestierte. Julian Green war all das egal. Er schnappte sich den Ball, verlud Niklas Thiede und schoss das Kleeblatt vom Elfmeterpunkt in Führung (16.). Die Freude hielt aber nur fünf Minuten. Semir Telalovic drehte sich im Mittelfeld um den viel zu unbeweglichen Damian Michalski, der aufgrund seines Tempodefizits auch nicht mehr hinterherkam. In der Mitte kam Röser an den Ball und glich zum 1:1 aus.

Doch der Jubel verhallte schnell wieder. Der Linienrichter hatte seine Fahne gehoben - eine Entscheidung, bei der Schwengers auch nach erneutem VAR-Einsatz blieb. Abgesehen von einem Schlenzer Massimos, der weit am Tor vorbeiflog (24.), erspielte sich das Kleeblatt trotz spielerischer Überlegenheit keine weiteren Chance. Auch die Ulmer wurden nie wirklich gefährlich, nutzten aber einige ihrer wenigen Möglichkeiten für den Ausgleich.

SpVgg Greuther Fürth hat Pech mit dem VAR, Ulm gleicht aus

Bayern-Leihgabe Maurice Krattenmacher kam im Strafraum nach minimalem Körperkontakt zu Fall, Schwengers aber war das korrekterweise zu wenig, sodass seine Pfeife stumm blieb. Doch an einem fußballerisch unschönen Nachmittag meldete sich erneut der VAR und bat den Schiedsrichter an den Bildschirm. Dort sah er erneut einen normalen Zweikampf, entschied sich aber trotzdem um und zeigte auf den Punkt: Elfmeter für Ulm.

Telalovic schnappte sich die Kugel, ignorierte auch eine längere Behandlungspause für Torhüter Nahuel Noll, der kurz zuvor von Dietz am Kopf getroffen worden war, und brachte die Ulmer zurück ins Spiel (45.+1). In der achminütigen (!) Nachspielzeit passierte nur noch wenig, das Kleeblatt blieb offensiv weiterhin sehr harmlos, sodass es nach insgesamt drei Toren und drei VAR-Eingriffen mit einem 1:1 in die Kabine ging.

Nach der Pause versuchten beide Mannschaften, das Spiel auf ihre Seite zu ziehen. Erst flog Gießelmann im Ulmer Strafraum nur knapp an einer Flanke vorbei (49.), dann fischte Noll einen Schuss von Max Brandt gerade noch aus dem Winkel (50.). Danach verflachte das Geschehen allerdings wieder, vor und in beiden Strafräumen passierte längere Zeit: nichts. Erst in der 63. Minute versuchte es Branimir Hrgota nach einer Ecke, verfehlte das Ziel aber deutlich.

Kurz darauf brachten die Ulmer mit Angreifer Aleksandar Kahvic und ihrem langen verletzten Kapitän Johannes Reichert zwei frische Spieler, die viele der festgefrorenen Fans zumindest kurz von den Sitzen rissen. In der 70. Minute entschied sich auch Jan Siewert für erste personelle Korrekturen und brachte Noel Futkeu (für Mustapha) und Gideon Jung (für Bansé). Besser wurde es dadurch aber auch nicht, in der 76. kam Jung nach einem Freistoß freistehend nicht richtig an den Ball.

Auf der anderen Seite dribbelte Ulms Aaron Keller von links in den Strafraum, schoss dann aber nur Noll in die Arme. Nur wenige Augenblicke rettete Itter glücklich und in höchster Not vor dem eigenen Tor. Auf den Tribünen wachten die SSV-Fans auf und trieben ihre Mannschaft an, die dem Sieg nun deutlich näher war als das schwache Kleeblatt. In der 85. Minute verfehlte Dennis Chessa das Fürther Tor nur knapp, auch danach spielten nur noch die Ulmer.

Das Kleeblatt enttäuschte offensiv erneut und musste lange um den einen Punkt zittern - den Schiedsrichter Schwengers um 15.28 Uhr mit seinem letzten Pfiff besiegelte.

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