Wortkarger Lokalmatador

Richtig am Norisring: So reagiert Marco Wittmann - Trotzreaktion am Sonntag?

Andreas Pöllinger

Online-Redaktion, Sport

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6.7.2024, 19:00 Uhr
Schon richtig, aber: Bemerkungen zum Nürburgring gab es zumindest im letzten Jahr in Nürnberg nicht.

© IMAGO/Thomas Pakusch Schon richtig, aber: Bemerkungen zum Nürburgring gab es zumindest im letzten Jahr in Nürnberg nicht.

Marco Wittmann hatte "falsch gestoppt". Das sagte Marco Wittmann am Norisring-Samstag über Marco Wittmann. Auf dem erst trockenen, dann nassen und schließlich sowohl trockenen als auch nassen Asphalt im fränkischen Monaco hatte der DTM-Franke "die falsche Strategie gewählt".

Für Wittmann gelaufen war jedoch schon vor dem Reifenpoker, den BMW-Kollege René Rast gewann, gar nichts richtig. Das sah man dem frustrierten Fürther nach dem Frust-Nachmittag in Nürnberg an und hörte man auch heraus.

Nordschleife? Nürburgring? Wetter-Gaudi - nicht mit Wittmann

Dass die erheblichen Wetterunterschiede auf dem sehr kurzen Norisring denen auf dem sehr langen Nürburgring am Samstag ähnelten, Stichwort: Nordschleife? War vielen Zuschauern, die das Areal im Südosten der Stadt in großer Zahl füllten, aufgefallen. Der Fachpresse war das die Anmerkung ebenfalls wert und sicher auch ein prima Gag.

Lustig fand Marco Wittmann da aber längst nichts mehr. "Ja, genau", bestätigte der 34-Jährige die Randbemerkung des Ran-Reporters und verzog keine Miene. Im Verlauf des Tages schon recht schmallippig unterwegs, war er kurz darauf auch aus der Mixed Zone schon entschwunden. Fehlersuche, Trotzreaktion: die Prioritäten für Rennsonntag erklären sich von selbst.

Ausgemalt hatte sich Marco Wittmann den Tag vor dem bereits unbefriedigenden Qualifying jedenfalls völlig anders. Obenauf zu sein bei seinem Heimrennen, vorne dabei, ist für den Franken mehr als eine Wunschvorstellung. Am Norisring erklärt das Wittmanns Ansporn und Anspannung gleichermaßen. Ganz vorne im Pilotenranking und damit ganz oben auf dem Podium war Wittmann jüngst erst gewesen, wieder einmal, endlich, hinter den Dünen von Zandvoort.

Sieglos in der Vorsaison, siegreich Zandvoort

Der Sieg in den Niederlanden vor Monatsfrist sollte dem in der Vorsaison sieglosen Meisterfahrer von 2014 und 2016 Auftrieb geben. Das sagte Wittmann, da schon etwas wortkarg, im Vorfeld des Samstagrennens so in etwa auch. Ein DTM-Rennen gewonnen hatte Wittmann vor dem Zandvoort-Coup letztmals zum Saisonausklang 2022 in Hockenheim.

Abgeflaut war der Rückenwind für den Norisring im ersten Qualifying jedoch schon ziemlich unschön. Ausdruck fand dies im zehnten Startplatz. "Ich hoffe, dass es im Rennen weiter nach vorne geht und dann schöner wird", sagte Wittmann kurz vor dem Punkte-und-Positionkampf im Mischmaschwetter.

Wittmanns Freunde, seine Familie und der eigene Fanklub waren im Juli 2024 wieder in enormer Zahl dabei. Sie weckten Erinnerungen an einen wunderbaren Tag im Juni 2018. Erinnerungen an einen Tag, an dem ihr Marco allen davonfuhr, losgelöst vom Protokoll und Interviewzwängen zum Anhang rannte, ihn fortwährend grüßte und mit fliegenden Kappen reichlich beschenkte.

Grün ist die Hoffnung: Die Heimfans stehen hinter dem DTM-Franken.

Grün ist die Hoffnung: Die Heimfans stehen hinter dem DTM-Franken. © IMAGO/Thomas Pakusch

Die Fans, die Familie und Freunde und nicht zuletzt sich selbst wieder zu beschenken, bleibt der Wunsch und die Hoffnung des authentischen Lokalmatadors. Die Grüne Wand wird am Sonntag erneut hinter dem Sympathieträger stehen. Ein riesiges Transparent hängt an der Steintribüne. "Diese Unterstützung ist unglaublich. Genau das ist der Heimvorteil." Das hielt Marco Wittmann an einem Norisring-Samstag trotzig fest, an dem sich immerhin das genau richtig anfühlte.

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