2:4 in Köln

Treutle gewinnt den Faustkampf der Torhüter, aber die Ice Tigers verlieren das Spiel

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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17.12.2023, 19:17 Uhr
Selbst im Eishockey eine Seltenheit: Die Torhüter Niklas Treutle (links) und Tobias Ancicka tauschen Unfreundlichkeiten.

© Maximilian Koch, Imago Images Selbst im Eishockey eine Seltenheit: Die Torhüter Niklas Treutle (links) und Tobias Ancicka tauschen Unfreundlichkeiten.

Eishockey gilt als schnellster Mannschaftssport der Welt. Spieler werden dafür bewundert, dass sie bei hoher Geschwindigkeit auf dünnen Kufen sowohl Hartgummischeiben an ihren Schlägern als auch ihre Gegner kontrollieren. Eishockey ist aber eben auch diese Sportart, in der sich selbst Torhüter, wenn auch ganz selten, die Masken vom Kopf reißen, um sich besser gegenseitig in die Gesichter schlagen zu können.

In Köln waren 30 Minuten und acht Sekunden gespielt – die Haie führten 1:0, die Ice Tigers hatten schon wieder unzählige Großchancen vergeben -, als der Schwede Andreas Thuresson dem Nürnberger Torhüter Niklas Treutle nicht zum ersten Mal an diesem Abend zu nahe kam. Ryan Stoa schob Thuresson ins Netz, weshalb sich erst beinahe alle und dann tatsächlich alle zwölf in diesem Moment aktiven Spieler in den Armen lagen. Offenbar weil Treutle einen Kölner im Schwitzkasten hatte, fuhr Tobias Ancicka aus seinem Tor und die 17.921 Besucher in der Köln-Arena erlebten eine Seltenheit, die sie sehr wahrscheinlich nicht vergessen werden: einen Faustkampf zwischen zwei Torhütern.

Wie zwei Bären tanzten Treutle und Ancicka mitten auf dem Eis, ungestört von den vier Schiedsrichtern, und Treutle landete dabei unangenehm viele Kopftreffer. Völlig normal ist im Eishockey, dass sie danach weiterspielen durften, die Fünf-Minuten-Strafen mussten andere für sie absitzen. Und auch wenn sich Beobachter, die solche Einlagen befremden, im Eishockey in der Minderheit wähnen, muss man feststellen, dass die Box-Einlage einem einseitigen Spiel Schwung verliehen hat. Nürnberg kassierte zwar kurz darauf ein in Überzahl das 0:2, Jake Ustorf mit einem Traumtor und Charlie Gerard aber glichen noch im zweiten Abschnitt aus - und sorgten für ein spannendes Schlussdrittel, nach dem die Ice Tigers doch wieder mit 2:4 (0:1, 2:1, 0:2) unterlagen.

Präzisionsarbeit vom Ex-Ice-Tigers-Topscorer

Die Mannschaft von Tom Rowe verlor also das zweite Spiel an diesem Wochenende, das sie dominierte - nach eigentlich allen statistischen Werten, außer dem wichtigsten. In Wolfsburg waren sie mehrfach und immer wieder aussichtsreich am Ex-Kölner Hannibal Weitzmann gescheitert. Endstand: 1:3. Am Sonntag war der Mann, der Weitzmann ersetzt hat, der einzige Grund, warum die Haie ihre Siegesserie auf fünf Erfolge ausbauen konnten.

Verdient war das nicht, es reichten der sehr frühe Führungstreffer von Maxi Kammerer nach 20 Sekunden, der Unterzahltreffer von Justin Schütz, als ihn die Nürnberger völlig alleine ließen (33. Minute) und Präzisionsarbeit vom Ex-Nürnberger Gregor MacLeod und dem Torschützen Alex Grenier zum Siegtreffer (44.).

Zwei spektakuläre Treffer

Viel mehr Chancen hatten die Gäste: Alleine in den ersten fünf Minuten des zweiten Drittels tauchten Charlie Gerard (zweimal) und Daniel Schmölz alleine vor Ancicka auf. Und das waren nur die klarsten Gelegenheiten. Umso spektakulärer waren die beiden Treffer der Nürnberger: Jake Ustorf zog mit viel Geschwindigkeit vors Kölner Tor, blieb geduldig und zielte den Puck am formstarken Ancicka vorbei (35.). Kurz danach wurde der Kölner auch vom seit langem so glücklosen Charlie Gerard überwunden (37.).

Das war es dann aber auch. Nürnberg war optisch auch im Schlussdrittel überlegen. Die Entschlossenheit und das Tempo aber fehlten im sechsten Abschnitt des Wochenendes. Treutle verließ sein Tor früh, Frederik Storm traf zum Endstand (59.).

Blutige Nase bei Ancicka

Danach blickten alle Zuschauer in der Arena mit Spannung auf die Gratulationscour. Treutle und Ancicka begegneten sich ganz am Ende, lagen sich erneut in den Armen - diesmal aber freundschaftlich. Der Nürnberger sagte danach bei MagentaSport, dass er lieber drei Punkte mit nach Hause genommen hätte und eine blutige Nase. Und Ancicka, der tatsächlich einen blutigen Cut auf der Nase davongetragen hatte, gab offen zu, dass er im Boxen keine Chance gehabt hatte. Sieger war er trotzdem.

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