2:6 in Berlin

Nächste klare Niederlage: Nürnberg Ice Tigers setzen beim Meister nur ein kleines Zeichen

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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6.10.2024, 19:00 Uhr
Entscheidung ohne Alternative: Marcus Weber stoppt den Berliner Liam Kirk regelwidrig und Schiedsrichter Bastian Steingroß entscheidet auf Penalty.

© Uwe Koch/Imago Images Entscheidung ohne Alternative: Marcus Weber stoppt den Berliner Liam Kirk regelwidrig und Schiedsrichter Bastian Steingroß entscheidet auf Penalty.

Wenn eine junge Eishockeymannschaft dem aktuellen Vizemeister vor eigenem Publikum mit 0:9 unterliegt, braucht sie dann zwei Tage später überhaupt beim aktuellen Meister antreten? Gut, diese Frage stellte sich am Sonntag nicht wirklich. Der Spielplan der Deutschen Eishockey-Liga ist nicht verhandelbar. Tatsächlich aber schienen die Nürnberg Ice Tigers froh darüber zu sein, 45 Stunden später einen 60-minütigen Eindruck korrigieren zu können, der ihnen selbst unangenehm war.

"Das ist nicht akzeptabel", stellte Kapitän Marcus Weber fest, dessen Gemütszustand am späten Freitagabend mit "sauer" sehr unzureichend beschrieben war. Dieses Nullneun gegen die Fischtown Pinguins hatte Fans, Cheftrainer und die Spieler selbst überrascht. Die Ice Tigers verloren jeden entscheidenden Zweikampf, immer wieder Pucks im eigenen Drittel und scheiterten daran, wie später der Cheftrainer nüchtern konstatierte, sich den Puck über drei Meter exakt zuzuspielen. "Das waren heute nicht wir." Es sollte nicht nur eine Hoffnung sein, die Mitch O‘Keefe, gefasst, aber unübersehbar aufgewühlt, nach der Blamage vor 4679 Zuschauern formulierte.

Torhüter Leon Hungerecker wirkte keineswegs verunsichert

Der Kanadier forderte für das nächste Spiel eine "Fuck-you-Einstellung". Das mag sich ordinär lesen. Tatsächlich ist O‘Keefe bislang nicht durch verschwenderischen Gebrauch des F-Worts aufgefallen. Der Coach wollte nur sicherstellen, dass sich sein Team nicht noch einmal vorführen lässt. Aggressiver, selbstbewusster sollte es auftreten. Das gelang meistens. Trotzdem wurde es auch in Berlin deutlich.

Beim 2:6 (1:2, 1:2, 0:2) machte erstaunlich lange allein die individuelle Qualität den Unterschied. Nürnberg war dem Meister läuferisch, kämpferisch und auch spielerisch ebenbürtig. Vor allem waren die Ice Tigers, anders als am Freitag, bereit für ein DEL-Spiel um Punkte. Und dann war da noch Leon Hungerecker, der gegen Bremerhaven von seinem Trainer erst nach neun Treffern erlöst wurde. Aber weil Niklas Treutle am Sonntag offenbar leicht angeschlagen war, stellte sich der Torhüter auch seinem Ex-Klub. Selbst wenn seine persönliche Statistik auch unter diesem Einsatz litt: Hungerecker parierte mehrmals spektakulär.

Wie schwer haben sich Charlie Gerard und Evan Barratt verletzt?

Aber wenn Jake Ustorf dem Berliner Ty Ronning den Puck direkt vor dem Nürnberger Tor auflegt (42.), dann kann Hungerecker vielleicht noch Ronnings ersten Versuch abwehren, nicht aber den Nachschuss von Zach Boychuk. Das 5:2 der Eisbären entschied die unterhaltsame Partie, in der der am Freitag noch völlig überforderte Will Graber (16.) und Ryan Stoa im Power-Play (32.) zwei der vielen guten Chancen hatten nutzen können. Auf der anderen Seite waren die Gastgeber derweil: effizienter.

Der Ex-Nürnberger Leo Pföderl drehte sich zum platzierten Schuss um den Ex-Berliner Julius Karrer (12.). Lean Bergmanns Schuss wurde von Owen Headricks Hose entscheidend abgelenkt (14.). Liam Kirk (Querpass) und Gabriel Fontaine (Abschluss) führten das perfekte Power-Play-Tor vor (30.). Und Kirk ließ Hungerecker bei einem von Weber an ihm verursachten Penalty keine Abwehrchance (37.).

Trotzdem dürfen die Ice Tigers vor dem Heimspiel am Donnerstag (19.30 Uhr) gegen Iserlohn Mut schöpfen. Bis in die Schlussminute spielte und erarbeitete sich Nürnberg Chancen, dann traf Bergmann noch einmal (60.). Da waren Charlie Gerard und Barratt bereits in der Kabine. Beide Stürmer verließen nach Kollisionen das Eis verletzt.

Nürnberg: Hungerecker; Headrick/Weber, Braun/Haiskanen, Karrer/Shaw – McKenna/Graber/Barratt, Dove-McFalls/Maier/Gerard, Kechter/Stoa/Ustorf, Alanov/Eham/Heigl, Ribarik. – Tore: 1:0 Pföderl (11:09), 2:0 Bergmann (13:13), 2:1 Graber (15:22), 3:1 Fontaine (29:25/5-4), 3:2 Stoa (31:08/5-4), 4:2 Kirk (36:02/Penalty), 5:2 Boychuk (41:47), 6:2 Bergmann (59:03). – Schiedsrichter: Gofman/Steingroß. – Zuschauer: 13.193. – Strafminuten: xx – xx.

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