6:5 in Köln

Gerard macht das halbe Dutzend voll: Ice Tigers gewinnen bei den Haien ein Eishockey-Spektakel

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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27.9.2024, 21:35 Uhr
Cody Haiskanen stoppt Justin Schütz resolut - da war noch nicht abzusehen, dass die Ice Tigers die Haie wirklich ins Stolpern bringen würden.

© Marco Bader/Imago Cody Haiskanen stoppt Justin Schütz resolut - da war noch nicht abzusehen, dass die Ice Tigers die Haie wirklich ins Stolpern bringen würden.

Vom letzten Ausflug nach Köln sind Bewegtbilder geblieben, die auf der ganzen Welt verbreitet worden. Der Eishockey-Welt, ansonsten ist das nicht übertrieben. Zwei Torhüter, die sich leidenschaftlich boxend gegenüberstehen, sieht man selbst in Nordamerika nur noch selten. Mehr als ein halbes Jahr später kam Niklas Treutle zurück, zunächst einmal um Tore zu verhindern. Eine Gelegenheit zur Revanche gab es sowieso nicht, der damals nach Punkten unterlegene Tobias Ancicka saß am Freitagabend nicht einmal auf der Bank. Trotzdem wurde es für den Nürnberger Torhüter ein, nun ja, bemerkenswertes Spiel.

Oder ein Spiel, das Treutle so schnell wie möglich zu vergessen versucht. Nach nicht einmal 25 Spielminuten war sein Arbeitstag beendet, kurz zuvor hatte er sein viertes Gegentor kassiert und zugleich das vierte, das er selbst kaum hätte verhindern können. Erinnern wird er sich allenfalls an eine Parade Ende des ersten Drittels wollen. Da hatte er spektakulär ein drittes Kölner Tor verhindern können, sehr viel mehr hatte er nicht zu tun. Haie und Ice Tigers führten ein kurioses Spiel vor, bei dem beide Mannschaften das Schießen vergaßen, dabei aber trotzdem in 60 Minuten zehn Tore erzielten. Treutle sah also zu, wie seine Kollegen zurückkamen - und wie so nach 37 Spielminuten der Arbeitstag seines Kölner Kollegen Mirko Pantkowski zu Ende war.

Treutle sah auch, wie sich die Ice Tigers wunderbar unterhaltsam die ersten beiden Auswärtspunkte sicherte. 0:2, 1:4, 4:4, 4:5, 5:5 und 6:5 (1:2, 3:2, 1:1, 1:0) - unterhaltsamer und zugleich kurioser kann man auf fremdem Eis kaum gewinnen.

Will Graber punktet dreifach für die Ice Tigers

Zurück zu Niklas Treutle: Die Nürnberger Nummer eins kassierte mit den ersten beiden Kölner Schüssen die ersten beiden Gegentore, Veli-Matti Vittasmäki (4. Minute) und Maximilian Kammerer (8.) trafen aus ähnlichen Situationen. Zweimal war Treutle die Sicht auf den Schützen verdeckt. Beim 3:1 wurde Frederik Storm von Ryan Stoa nicht konsequent gestört, der Däne konnte sich den Puck noch selbst vorlegen (23.). Und den Schuss des Ex-Nürnbergers Gregor MacLeod fälschte Marcus Weber unglücklich ins lange Eck ab (24.). Unglücklich beschreibt Treutles 23 Minuten und 14 Sekunden nur unzureichend.

Auf der anderen Seite zeigten sich aber auch die Ice Tigers denkbar effizient. Evan Barratt nutzte das erste Nürnberger Power-Play (12.). Will Graber nutzte einen Abstauber zu seinem ersten DEL-Treffer (28.), Jeremy McKenna führte 32 Sekunden später seinen herausragenden und diesmal unhaltbaren Handgelenkschuss vor (29.). Cody Haiskanens Schlenzer hingegen schien vermeidbar zu sein, weshalb auch Kölns neuer Cheftrainer Kari Jalonen seinen Torhüter erlöste.

Charlie Gerard gleicht aus, Charlie Gerard gewinnt das Spiel

Apropos kurios: Nach einer Tor-Annäherung von Stoa nutzte Josh Currie die Situation, um ein Zeichen zu setzen. Der Kanadier stürzte sich auf den US-Amerikaner. Stoa wehrte sich erst, als die Schiedsrichter nicht eingreifen wollten. Beide Nordamerikaner bekamen einen Fünf-Minuten-Strafe für den "Fight" und Stoa noch zwei Minuten für einen Stockschlag, den es nicht gegeben hatte. Da hatte Nürnberg das wilde Spiel aber unter Kontrolle gebracht.

Im Schlussdrittel versuchten es die Haie zunächst mit, ja, tatsächlich, Schüssen. Leon Hungerecker wirkte aber ebenso sicher wie der junge Niklas Lunemann auf der anderen Seite. Die Gäste waren dabei vollkommen gleichwertig, hatten sogar leichtes spielerisches Übergewicht - bis Owen Headrick im eigenen Drittel bei eigener Überzahl den Puck vertändelte. Parker Tuomie (54.) nutzte die Chance zum perfekten Zuspiel auf Louis-Marc Aubry. Aber in der nächsten Szene hatte Nürnberg schon wieder ausgeglichen: Charlie Gerard überwand Lunemann im Power-Play am kurzen Pfosten (56.).

In der Verlängerung rettete Hungerecker zweimal aufsehenerregend. Dann schickte sich Gerard selbst auf die Reise. Seinen ersten Versuch wehrte Lunemann ab, den zweiten Versuch lenkte sich der junge Torhüter selbst ins Tor (64.). Am Sonntag (16.30 Uhr) gilt es für die Ice Tigers, diesen ersten Auswärtssieg im Heimspiel gegen Düsseldorf zu veredeln.

Nürnberg: Treutle; Headrick/Weber, Haiskanen/Braun, Shaw/Karrer – McKenna/Graber/Barratt, Gerard/Stoa/Kechter, Alanov/Maier/Dove-McFalls, Ustorf/Eham/Ribarik, Heigl. – Tore: 1:0 Vittasmäki (3:11), 2:0 Kammerer (7:26), 2:1 Barratt (11:16/5-4), 3:1 Storm (22:50), 4:1 MacLeod (23:14), 4:2 Graber (27:54), 4:3 McKenna (28:26), 4:4 Haiskanen (36:39), 5:4 Tuomie (53:28/4-5), 5:5 Gerard (54:58/5-4), 5:6 Gerard (63:09). - Schiedsrichter: Schadewaldt/MacFarlane. - Zuschauer: 16.209. - Strafminuten: 13 - 9.

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