3:7 gegen Schwenningen

Die Ice Tigers lassen ihren neuen Torhüter im Stich, blamieren sich ein zweites Mal vor eigenen Fans

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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23.11.2024, 10:00 Uhr
Daniel Allavena alleine in Nürnberg: Die Schwenninger Wild Wings feiern derweil ihren nächsten Treffer gegen die Ice Tigers.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn Daniel Allavena alleine in Nürnberg: Die Schwenninger Wild Wings feiern derweil ihren nächsten Treffer gegen die Ice Tigers.

Ein Trikot gab es schon, aber ohne Namen. Vor dem zweiten Spiel hat dann bestenfalls ein Betreuer Buchstaben aus Tape in den Raum über die Nummer geklebt. Und vielleicht, das hing aber schon von den Leistungen ab, wurde irgendwann doch noch der Name aufgenäht. So war das, wenn einst während der Saison Spieler verpflichtet wurden. So ist das manchmal immer noch. Die Ice Tigers aber sind sehr zufrieden mit ihrem Ausrüster. Am Mittwoch wurde vorsorglich ein Trikot für einen neuen Torhüter bestellt, der am Donnerstag einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieb. Am Freitag, ziemlich genau um 12 Uhr, kam seine Dienstkleidung per Kurier am Kurt-Leucht-Weg an: Nummer 66, Allavena.

Um 19.30 Uhr stand Daniel Allavena dann im Tor. Drei Spielminuten und 34 Spielkunden später hatte er seinen ersten Gegentreffer als Torhüter als der Nürnberg Ice Tigers kassiert. Um 20.51 Uhr hätte er sich wahrscheinlich gewünscht, bei den Blue Devils Weiden in der DEL2 geblieben zu sein. Allavena aber stapfte da seinen neuen Kollegen in die Kabine hinterher. Spielstand nach zwei Dritteln: Nürnberg 2, Schwenningen 6. Weitere 20 Minuten später hatten die Ice Tigers 3:7 (1:2, 1:4, 1:1) verloren.

Gegen Tom Rowe sollten die Nürnberg Ice Tigers das nächste Debakel vermeiden

5083 Zuschauer und der 25 Jahre alte Garmischer, der beim EHC Red Bull München als Schlussmann für die Zukunft galt, erlebten einen denkbar tristen Abend in der Arena. Nach durchweg vielversprechenden bis guten Auftritten kam der völlige Einbruch gegen den Tabellenelften völlig unerwartet. Beim ähnlich unangenehmen 0:9 gegen Bremerhaven am sechsten Spieltag war der Gegner noch eine Klasse besser. Den Wild Wings aber reichte, das Umschaltspiel der Ice Tigers zu stören und Angriffe konsequent zu Ende zu fahren. Wenn bereits am Sonntag (19.15 Uhr) Ex-Trainer Tom Rowe und die Löwen Frankfurt zu Gast sind, ist in dieser Form ein ähnliches Debakel denkbar.

Sollte es an diesem Freitag tatsächlich der Plan gewesen sein, Allavena möglichst schnell wieder an Schüsse und Drucksituationen auf DEL-Niveau zu gewöhnen, haben die Nürnberger Feldspieler diesen Plan konsequent umgesetzt. Während die Gäste im ersten Drittel noch an geordnetem Offensivspiel interessiert schienen, fehlte es den Gastgebern an Ernsthaftigkeit und Konzentration. Beim frühen 0:1 durch Mirko Höfflin gelang es den Verteidigern nicht, den Puck aus dem Torraum zu fahren, bis die Scheibe doch noch an Allavenas linkem Schoner vorbeirutschte. Das 1:2, ebenfalls durch Höfflin, lieferte dann die Blaupause für das gesamte Spiel: Unnötiger Puckverlust im Angriffsdrittel, inkonsequentes Deckungsverhalten (10.).

Jeder Schuss ein Treffer für die Schwenninger Wild Wings

In den ersten zehn Minuten des zweiten Drittels schien es dann so, als wären die Ice Tigers erwacht. Das Spiel verlagerte sich ins Schwenninger Drittel, allerdings ohne dass Gästetorhüter Michael Bitzer viel zu tun bekommen hätte. Tatsächlich hatte Allavena nach 40 Minuten mehr Paraden als Bitzer (13:9). Allein diese Statistik war beschämend für Verteidiger und Stürmer der Ice Tigers, die Zach Senychyn nicht an der feinen Einzelleistung zum 1:3 hindern wollten (31.), die Alex Trivellatos ersten Saisontreffer (32.) und Höfflins dritten Treffer an diesem Abend (35.) zuließen. Zwischendurch behinderten sich Julius Karrer und Cody Haiskanen gegenseitig, so dass Tyson Spink genügend Zeit hatte, ein nettes Tic-Tac-Tor abzuschließen (35.). Jeder Schuss ein Treffer, bitter war aber, dass auf der anderen Seite überhaupt nicht geschossen wurde.

Im Schlussdrittel hatte dann auch Allavena genug. Im ersten Schwenninger Power-Play konnte er den Puck nicht festhalten, ein übereifriger Schiedsrichter nahm Tylor Spink (41.) den Treffer. Kurz darauf traf Teemu Pulkkinen. Vom gerne und oft gerühmten Charakter der Ice Tigers war da endgültig nichts mehr zu sehen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Josef Eham einen weiteren Alleingang (nach herrlichem Pass von Owen Headrick) nutzte (9.) und Jeremy McKenna seine herausragenden Abschlussqualitäten zweimal vorführte (39. und 52.). Am Sonntag kann der angeschlagene Niklas Treutle wieder spielen - vielleicht.

Nürnberg: Allavena; Headrick/Weber, Haiskanen/Braun, Böttner/Karrer - McKenna/Graber/Alanov, Ustorf/Maier/Stoa, Gerard/Dove-McFalls/Barratt, Eham/Kechter/Heigl. - Tore: 0:1 Höfflin (3:34), 1:1 Eham (8:55), 1:2 Höfflin (9:47), 1:3 Senyshyn (30:00), 1:4 Trivellato (31:32), 1:5 Tys. Spink (34:00), 1:6 Höfflin (34:51), 2:6 McKenna (38:19), 2:7 Pulkkinen (41:00/5-4), 3:7 McKenna (51:44/5-4). - Schiedsrichter: Janssen/Rohatsch. - Zuschauer: 5083. - Strafminuten: 2 - 4.

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