Eishockey-WM

Deutschland gelingt die Sensation - und ein Nürnberger macht sie möglich

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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27.12.2023, 19:00 Uhr
Ein unwahrscheinlich wichtiger Moment: Roman Kechter hat gerade eben das 3:3 geschossen.

© Björn Larsson Rosvall, Imago Images Ein unwahrscheinlich wichtiger Moment: Roman Kechter hat gerade eben das 3:3 geschossen.

Am Dienstag noch hatten ihn die Ice Tigers erstmals so richtig vermisst. Beim 2:3 gegen Ingolstadt hätte Roman Kechters Spielwitz ganz sicher geholfen. Dass der 19-Jährige beim ersten Panther-Derby der Woche fehlte, war aber gut - für ihn und für Eishockey-Deutschland. Denn Kechter trägt in diesen Tagen viel Verantwortung. Und wenn er dieser Verantwortung weiter so gerecht wird wie am Mittwoch, dann wird er seiner DEL-Mannschaft noch länger fehlen.

21 Minuten und 22 Sekunden verbrachte der 19 Jahre alte Nürnberger beim Auftaktspiel der deutschen Mannschaft zur U20-Weltmeisterschaft auf dem Eis - mehr als jeder andere deutsche Stürmer. Kechter spielte in allen Situation, organisierte das Power-Play, verteidigte an der Seite des Ex-Nürnbergers Moritz Elias in Unterzahl, beruhigte das Spiel immer wieder, als es hektisch wurde. Vor allem aber hatte der Mittelstürmer seinen großen Moment, als es am Wichtigsten war. 33 Minuten waren gespielt, Finnland schien die Partie nach einem starken Start der Deutschen unter Kontrolle gebracht zu haben und führte 3:2, als Kechter den Puck die blaue Linie entlang spazieren fuhr, den Puck in die Rundung schickte und perfekt von Elias zurückbekam. Kechter drückte den Puck zum 3:3 über die Torlinie. Deutschland blickte danach nicht mehr zurück.

Der Favorit hatte sogar noch Glück

Dem Münchner Veit Oswald gelang kurz danach mit seinem zweiten Treffer an diesem Nachmittag der Siegtreffer (35.). Das 4:3 (1:1, 3:2, 0:0) gegen Finnland war nicht weniger als Sensation. Mit Kanada und den USA zählt die finnische Juniorenauswahl dank herausragender Nachwuchsarbeit seit Jahren zu den Goldkandidaten bei jeder U20-WM. Im Viertelfinale der U20-WM 2022 gelang der deutschen Mannschaft zuletzt ein 2:5, schon eine Niederlage mit drei Toren Differenz galt als Erfolg. Und auch am Mittwoch in Göteborg war Finnland überlegen - allerdings nur optisch.

Und ein unglaublich schöner Moment: Die deutsche Mannschaft feiert ihren Torhüter Philipp Dietl.

Und ein unglaublich schöner Moment: Die deutsche Mannschaft feiert ihren Torhüter Philipp Dietl. © Jussi Nukari, Imago Images

Mit viel Leidenschaft und dem extrem starken Straubinger Torhüter Philipp Dietl wehrte sich die deutsche Mannschaft allerdings von der ersten bis zur letzten Sekunde und je länger die Partie dauerte, desto verdienter wurde der deutsche Erfolg. Anders als bei vielen bisherigen Begegnungen dieser beiden Eishockeyturnieren konnten die jungen deutschen Spieler sogar läuferisch mit den Finnen mithalten. Der Favorit hatte sogar Glück, dass Jere Lassila nach einem Bandencheck an Luca Hauf nicht des Spiels verwiesen wurde.

Schon am Donnerstag treten Kechter, der ebenfalls sehr auffällige Schwabacher Kevin Bicker, der Neumarkter Linus Brandl, der Heiligenstädter Norwin Panocha und die deutsche Mannschaft erneut in Göteborg an. Gegen die Mannschaft des Gastgebers gelten sie erneut als krasser Außenseiter. Offenbar sind das nicht die schlechtesten Voraussetzungen.

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